Haufenweise Müll und Vorwürfe in der Eggolsheimer Büg
Autor: Ekkehard Roepert
Eggolsheim, Freitag, 19. Sept. 2014
Das Landratsamt dulde in der Büg "reihenweise Straftaten", meint der Eggolsheimer Umwelt-Aktivist Heinz Marquart. Der für das Umweltrecht zuständige Reinhold Göller vermutet dagegen: Marquart lese die Gesetze und Pläne falsch.
Das Wort "Rechtsstaat" verwendet Heinz Marquart häufig. Der Rechtsstaat sei die Grundlage für den Wohlstand und das Funktionieren unserer Gesellschaft, ist der Eggolsheimer Natur-Aktivist überzeugt. Am Landratsamt Forchheim würden die rechtsstaatlichen Prinzipien missachtet, meint er. Um das zu verhindern, schreibt Marquart regelmäßig Briefe an die Behörde.
Zuletzt thematisierte er den Eggolsheimer Bebauungsplan Büg Süd. Seitdem dort das Zentrallager von Lidl aus dem Boden wächst, würden "reihenweise Straftaten" begangen. Marquart beklagt, dass neben dem Lidl-Lager weit über 10 000 Tonnen Erde abgelagert worden seien; das Material stamme aus einer Altdeponie.
Abfall im Erdhaufen
Schon beim flüchtigen Hinsehen fällt auf, dass der gewaltige Erdhaufen mit alten Reifen und Plastik-Material durchsetzt ist. Die Abfälle, darunter auch Teer, erzeugen unter anderem PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ), warnt der Eggolsheimer Naturschützer: "Die Erde wird mit Krebs erregenden Stoffen verseucht."
Diese Aussage stützt er auf Laborproben, die er persönlich in Auftrag gegeben - und der Aufsichtsbehörde überlassen hatte. Außerdem weist Marquart auf einen Haufen sogenannter "Aschelinse" hin; das sei Sondermüll, der dringend entsorgt werden müsse und nun schon ein gutes Jahr in der Büg liege. "Wenn ein Privatmann so etwas auf seinem Grundstück liegen lässt, hätte er längst ein Bußgeldverfahren am Hals", wettert Marquart und wirft dem Landratsamt vor, "neue Schritte in die Abfallwirtschaft" zu gehen.
"Bei den von Herrn Marquart angesprochenen höheren PAK-Werten im Teerasphalt handelt es sich um gebundenes Material, das selbstverständlich gesondert entsorgt werden muss", beurteilt Reinhold Göller die Lage. Er ist am Landratsamt für Baurecht, aber auch für das Naturschutzrecht zuständig. Das Aushubmaterial werde für eine Verwertung beziehungsweise Entsorgung zwischengelagert. Göller betont, dass die Qualität und "Verwertungsfähigkeit" des Aushubmaterials "von einem sachverständigen Ingenieurbüro begutachtet wurden". Fazit aus Sicht des Amtsjuristen: "Von den in der Büg gebildeten Halden geht keine unmittelbare Gefahr für den Boden und das Grundwasser aus." Daher sei für die Zwischenlagerung keine Überdachung und Bodenabdichtung erforderlich. Das gelte auch für die "Aschelinse": Die Konzentrationen der Kohlenwasserstoffe, des Quecksilbers, des Bleis und des Zinks seien "noch verhältnismäßig niedrig", sagt Göller und kündigt an: "Die Verwertung wird erst nach einer Zustimmung des Wasserwirtschaftsamtes stattfinden."
Naturschutzgebiet zerstört?
Dass der Landkreis in der Büg einen Müll-Lagerplatz duldet, ist das eine große Thema Marquarts. Das andere: Neben dem Lidl-Gelände seien rund 5000 Quadratmeter Naturschutzgebiet durch "Aufschotterungen und Bodenverdichtungen zerstört" worden. Auch dies bestreitet Göller. "Es sind keine Flächen des Naturschutzgebietes für Auffüllungen oder Bodenverdichtungen in Anspruch genommen worden", kommentiert hatte Göller in einem Schreiben an Marquart.
Der wiederum ruft die Gemeinde Eggolsheim und Regierungsvertreter aus Bayreuth als seine Zeugen auf: Sie hätten die "Überbauung" des Naturschutzflächen bestätigt. Mit "Überbauung" meint Marquart die Verwandlung von Grünflächen in einen Sandstreifen.
Während Marquart Göller massiv attackiert ("Er vertuscht und belügt die Leute"), reagiert der mit beharrlichen Hinweisen auf Details der Baupläne: "Die Böschungen sind im Bebauungsplan vorgesehen. Es handelt sich um vier Zeichnungen, bei denen die Böschungen im Anschluss an die Gabionenwand erkennbar sind. Die Böschungen werden nicht im Geltungsbereich des Bebauungsplans festgesetzt. Von einer Festsetzung im Geltungsbereich des Bebauungsplan war nicht die Rede."
Reinhold Göller vermutet, dass die Vorwürfe von Heinz Marquart auf einer "falschen Lesart" der Gesetze und Planungen beruhen. Die Böschung im Naturschutz-Gelände "streckenweise mit Sand zu überdecken" - das sei planungsrechtlich einwandfrei. Grund der Maßnahme sei die "Höhenanpassung des Baugeländes" und die "statische Sicherheit der Gabionenwand".
Petition angekündigt
Natürlich sei die Sandböschung ein "Eingriff in die angrenzenden Lebensräume", sagt Göller. Aber auch die Naturschutzverbände hätten dem zugestimmt. Begründung: Die neue Böschung könne "ein interessantes Angebot an Sand-Bewohner werden". Marquart fühlt sich von solchen Antworten "durch das Recht des Stärkeren runtergebügelt". Er kündigt eine "Petition im Landtag" an. "Es ist doch Anarchie, was die treiben."