Hans Klaffl kennt die Tücken des Lehrerberufs
Autor: Josef Hofbauer
Neunkirchen am Brand, Montag, 28. Oktober 2013
Hans Klaffl gibt in Neunkirchen am Brand in seinem Programm "Restlaufzeit" Tipps und leistet Lebenshilfe. Beim Wandertag werden alle Kinder mit ihren Ohrstöpseln verbunden.
Er kennt sie alle nur zu gut, die Lehrertypen, schon allein deshalb, weil Hans Klaffl selbst zu dieser Spezies gehört. Der in Ebersberg lebende Musiklehrer, der in München-Haar unterrichtet, findet in seinem Kabarett an jedem etwas Liebenswertes: am achselzuckenden Sedlmaier (ja mei), dem Bedenkenträger Gütlich (ui ui ui) mit mehrstimmigem Tinnitus, dessen neue Hobbys Powerpoint und der Bandscheibenvorfall sind, am resoluten Gmeinwieser, der trotz neuem Hüftgelenk den Eltern unverblümt die Meinung sagt und dem "Sallustmolch", dem Altphilologen Gregorius.
Neu hinzugekommen ist in Klaffls Programm "Restlaufzeit", mit dem er im Zehntspeicher in Neunkirchen am Brand zu Gast war, der Hausmeister Grantinger, dessen Karriere als Panzerfahrer ihn für diesen pädagogisch anspruchsvollen Job qualifiziert.
Sie alle müssen sich tagtäglich nicht nur mit den Schülern, sondern auch mit modernen Lernmethoden und den Tücken der Technik von Laptop und Beamer auseinandersetzen. Da kann es schon mal vorkommen, dass zwei Quadratmeter Regenwald an Papier draufgehen, weil das Gerät beim Kopieren der privaten Steuererklärung nicht stoppen will und auf Zurufe wie "Sitz" "Platz", "Pfui" und "Aus" partout nicht reagiert. Und bei der Powerpoint-Präsentation einer Gliederung besteht die Gefahr, dass die Schüler in der ersten Reihe von den rotierenden, schlingernden, wackelnden Buchstaben in der Schrift "Bubble Exotik" ein Schleudertrauma davontragen, zumindest aber Augen bekommen wie Mogli vor der Schlange Ka.
Was Unfug wirklich ist
Doch Klaffl gibt auch Lebenshilfe: "Immer wenn du glaubst, es wird besser, läufst du bestimmt ins offene Messer." Und er erklärt, was "Unfug" wirklich ist: Das Wort steht für Unternehmen fortschrittliche Unterrichtsgestaltung. "Das nennt man Akrostichon", stellt Klaffl seine humanistische Bildung unter Beweis.
Auch einen praktischen Tipp hat Klaffl für seine Kollegen, wie sie eine Klasse beim Wandertag problemlos zusammenhalten können: "Da müssen sie nur darauf achten, dass alle Kinder mit den Ohrstöpseln verbunden sind. Das freie Ende am Anfang schnappen Sie sich."
"Am freien Ende heißt es nur aufpassen, dass nicht ein fauler Kollege seine Gruppe auch gleich dran koppelt" warnte Klaffl, der nach der Pause als Hausmeister Grantinger die Erklärung liefert, warum Gmeinwiesers Feueralarm so realistisch abgelaufen ist: "Da hab in seine Chemieexperimente was neig'mischt, dass die Wand rausg'flogn und mei Kiosk abbrennt is - ein klassischer Fall von warmsaniert." Oder warum Gütlich die Lesenacht abgebrochen hat: "Ich hab an Lachsack in die Lüftung, dagegen is des Geheul einer Geisterbahn eine Meditation."
Kevin und "ihre Leistung"
Erleichtert zeigt sich Klaffl, dass Bayern auf "Kopfnoten" für Fleiß, Betragen und soziale Kompetenz verzichtet. Allerdings haben auch die bayerischen Zeugnisbemerkungen ihre Tücken. Das Computerprogramm, das nach Eingabe einiger Kennziffern eine individuelle Bemerkung für jeden Schüler ausspucken soll, überzeugt nicht wirklich, wenn da steht: "Trotzdem hat Kevin ihre Leistung im zweiten Halbjahr an der Badminton-Gruppe teilgenommen." Deshalb seien Kollegen dazu übergegangen, die Beurteilungen wieder selber zu schreiben. Aus dem laminierten Zeugnis eines Grundschülers zitiert Klaffl wie folgt: "Der aufgeweckte Schüler wirkt im Unterricht etwas verträumt."
Wer hat den Schüler geweckt
"Das wirft doch Fragen auf", findet Klaffl. "Wer hat den Schüler aufgeweckt und warum?" Die Zeugnisbemerkung eines Wirtschaftslehrers verstanden die Eltern erst, als sie die Urkunde dem Vermögensberater vorgelegt haben. "Der Bub ist durchgefallen. Da hat der Finanzexperte geraten, die schlechten Noten in einer "Bad Bank" outzusourcen.
Auch der Begriff "altersgemäßes Betragen" lasse Raum für Interpretationen. In der Mittelstufe ist so ein Schüler unausstehlich, in der Oberstufe gar nicht da", übersetzt Klaffl. Dagegen wissen die Eltern beim Gmeinwieser sofort, woran sie sind. "Was ihr Bub alles nicht weiß, mit dem könnten locker noch drei andere durchfallen", bringt er den Wissensstand des Schülers auf den Punkt. Übersetzt hieße das beschönigend: "Der Schüler verfügt über ein hohes Leistungspotenzial."
Aufmerksam verfolgt hat der Pädagoge auch die Qualifikation der Kultusminister und seiner Mitarbeiter, die bislang allesamt in die Staatskanzlei berufen worden seien. Klaffl hofft, dass dies so weitergeht, denn mit Karl Theodor zu Guttenberg (Der Kopierer) stehe die Idealbesetzung in den Startlöchern. "Der wäre der richtige Mann für die notwendigen Reformen", findet der Oberbayer, der anregt, die Bundeswehr-Reform eins zu eins auf die Schule umzusetzen. Die Schulpflicht abschaffen und mit 15.000 Freiwilligen weitermachen.
In dieses System könnte die Sache mit dem Betreuungsgeld integriert werden. "Aber warum nur im Kindergarten. Die Sache könnte man nahtlos weiterführen bis zum Abitur", regt Hans Klaffl an. Er weiß, warum: "Ich hab Schüler, da würd' ich aus der eigenen Tasche noch an Fuffzger drauflegen."