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Hallerndorfer streiten um Pilger und deren Autos


Autor: Pauline Lindner

Hallerndorf, Montag, 20. Februar 2017

Auf dem Kreuzberg will der Gastronom Norbert Winkelmann einen zusätzlichen Parkplatz errichten.
Auf dieser Fläche unterhalb des Weges auf der südlichen Hallerndorfer Kreuzbergseite sollen 147 Autoparkplätze entstehen.  Foto: Mathias Erlwein


Seit Jahrhunderten ist der Kreuzberg oberhalb Hallerndorfs eine Station auf dem Fränkischen Jakobsweg und zieht - verstärkt wieder in den jüngsten Jahren - viele Pilger an. Und Pilger sind in der Regel durstig.
Das wusste man schon vor Jahrhunderten. Deshalb haben seit jeher drei der sieben Brauereien auf Hallerndorfer Gemeindegebiet einen Keller unmittelbar bei der Wallfahrtskapelle. Sie schenken dort ihr Bier aus und verdienen am Durst der Pilger. "Wir stärken dort Leib und Seele", sagt dazu Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann (WG Schnaid).

Geändert hat sich inzwischen allerdings die Fortbewegungsweise der Pilger. So ist das Gros der Pilger mit dem Auto unterwegs. Eine besondere Pilgergruppe hat sich in den jüngsten Jahren ebenfalls vermehrt: die Bierpilger.


Ausgebremst vom Gemeinderat

Diese Bierpilger lockt das gute Bier, die Brauereidichte in Hallerndorf und die idyllische Lage der Keller, die sich beileibe nicht alle auf dem Kreuzberg befinden. Die Folge dieses speziellen Wallfahrertums: überall parkende Autos.

Ganz generell würde Gunselmann das Parken in allen Ortsteilen gern besser regeln. Doch, so räumt er ein, hat ihn der Gemeinderat ausgebremst, als er Informationen über kommunale Verkehrsüberwachung eingeholt hatte. Am Kreuzberg ist sie Situation manchmal besonders "schlimm", denn die Straßenrandparker verengen laut Gunselmann den Rettungsweg auf der einzigen direkten Zufahrt zu den drei Kellern. Von Schäden am Bankett ganz zu schweigen.

Gunselmann ist schon lange klar, dass die vorhandenen gemeindlichen Parkplätze am Kreuzberg nicht ausreichen, vor allem wenn Kellersaison ist und zugleich ein gottesdienstliches Ereignis stattfindet. "Die Gemeinde hat keine Alternative", sagt er dazu. Denn ihr steht kein Grundstück zur Verfügung.

"Die Parkplätze reichen dann hinten und vorne nicht, sagt auch Norbert Winkelmann, der Inhaber des Brauhauses auf dem Kreuzberg. Als Winkelmann vor etlichen Jahren den Friedelskeller umbaute und zu einer Erlebnisgastrononomie erweiterte, kam er einer Auflage nach und schuf nördlich der Kirche einen großen Parkplatz für etwa 100 Fahrzeuge auf eigenem Grund. Dieser Parkplatz ist allgemein zugänglich. "Nur aus rechtlichen Gründen steht dort ,Privatparkplatz'", sagt er.

Man könne ja in der Praxis auch gar nicht überprüfen, welches Ziel die Ankommenden anstreben. Aber trotzdem reichen die Parkplätze nicht. Da griff Winkelmann zu, als ihm ein Grundstück in der Verlängerung des gemeindlichen Parkplatzes angeboten wurde. Er fragte erstmal bei der Naturschutzbehörde nach, ob er denn darauf einen mit einer Hecke eingefriedeten Parkplatz errichten dürfe.


Knappe Mehrheit

Als die Behörde grünes Licht gab, reichte er eine Bauvoranfrage ein. Der Vorlage stimmte der Gemeinderat allerdings nur mit knapper Mehrheit. Vier der insgesamt sieben gegen den Antrag eingestellten Gemeinderäte - Georg Gunselmann und Mathias Erlwein (beide JAB) sowie Werner Fischer und Gerhard Bauer (WG Hallerndorf) - sprechen in einer Presseerklärung von einem "Großprojekt", das nun durch die Bevölkerung abgewendet werden soll. Die ablehnenden Ratsmitglieder wehren sich gegen "gegen eine weitere Kommerzialisierung und Zerstörung des Kulturgutes am Kreuzberg ".

Die Zahl der Parkplätze wird sich durch den neuen Parkplatz auf dann 147 knapp erhöhen. Ob dies nun gut oder schlecht für die Gemeinde in Hallerndorf ist, steht allerdings auf einem anderem Blatt Papier.