Druckartikel: Hagen Rether bietet nach der AfD Kontrastprogramm in Eggolsheim

Hagen Rether bietet nach der AfD Kontrastprogramm in Eggolsheim


Autor: Mathias Erlwein

Eggolsheim, Sonntag, 16. Sept. 2018

Der Kabarettist Hagen Rether lieferte in Eggolsheim ein dreieinhalbstündiges Programm ab. Das Piano allerdings stand nur als Deko auf der Bühne.
Hagen Rether bei seinem Auftritt  in Eggolsheim. Für die vier Bananen auf dem Piano hatte er Verwendung. Foto: Mathias Erlwein


Nur wenige Tage nach dem Wahlkampfauftritt der AfD in der Eggerbachhalle in Eggolsheim nahm der Kabarettist Hagen Rether Platz auf der Bühne. Einen größeren Kontrast gibt es wohl kaum. Rether präsentierte sein Soloprogramm "Liebe", in dem er beim Publikum in seinem mehr als drei Stunden langen Auftritt für ein linksgerichtetes, ökologisches und soziales Weltbild warb. Oder wie manche Kritiker meinen, eher "predigt". Unverblümt zeigte er die vielen Missstände der Gegenwart auf, ob in der Politik oder der Wirtschaft. "Wir könnten so anders sein, wenn wir wollten", appellierte er und ging hart mit der Gesellschaft ins Gericht: "Unser Wohlstand steht auf Leichenbergen."

Die Weißen in der Unterzahl

Doch dem "weißen Mann" gehe jetzt der "Arsch auf Grundeis", weil er in die Unterzahl kommt, vermochte er zu erkennen. Aus seiner Apathie gegen die CSU - "Söder ist vulgär und gehässig" - aber auch gegen Bosbach, Seehofer und Dobrindt sowie Christian Lindner von der FDP - "ein narzisstischer Mensch in der Adoleszenzkrise" - machte er keinen Hehl. "Alles 60er-Jahre Scheiß", verurteilte er die Politik der "sogenannten" christlichen Parteien. Sein Blick richtete sich aber auch weiter, auf Europa, die USA und Asien. Rether findet es traurig, wenn ein Kontinent mit 500 Millionen Einwohnern nicht 15 Millionen Flüchtlinge aufnehmen könne. Im "Land der unmöglichen Begrenztheiten" werde Trump noch eine weitere Amtszeit regieren, wagte er eine Prognose: "Die wählen den noch einmal. Und diesmal mit der Mehrheit."

Tragisch, komisch, schmerzhaft

Rethers Programm "Liebe" ist tragisch, komisch, aber vor allem schmerzhaft. Fast mit dem Holzhammer bekommt das Publikum den Spiegel vorgehalten und Unbequemes zu hören. Das Publikum ist gespalten: Die einen applaudieren lautstark, anderen fällt das Klatschen bei so mancher Pointe schwer. Doch Hagen Rether hat Erfolg mit seiner speziellen Art des Kabaretts, auch wenn er vielleicht nicht alle gleichermaßen anspricht.

Piano nur als Deko

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat er in den vergangenen Jahren eingeheimst, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Kabarett und den Deutschen Kabarettpreis. Was er an dem Abend im voll besetzten Saal nicht zum Besten gab, war eine Kostprobe seiner Fähigkeiten am Piano. Es stand die dreieinhalb Stunden als Deko auf der Bühne. Schade. Nur für die vier Bananen, die darauflagen, hatte er Verwendung: Er aß eine und warf die anderen drei ins Publikum.