Gute Zeiten für Mäuse - und für ihre Fressfeinde
Autor: Petra Malbrich
LKR Forchheim, Donnerstag, 03. November 2016
Der trockene und warme Sommer hat die Zahl der Nager nach oben getrieben.
Viele Schwalben machen, so will es ein entsprechendes Sprichwort, noch keinen Sommer. Aber macht ein trockener Sommer, wie es der diesjährige gewesen ist, eine Mäuseplage? Ja, tatsächlich: Es gibt in diesem Jahr viele Mäuse. Von einer Plage wollen die Fachleute aber nicht sprechen.
Während in anderen Teilen Deutschlands die kleinen Nager zum Problem werden und sogar Kammerjäger in Gasthäusern und Firmen unterwegs sind, bleiben die flinken Tierchen hier im Landkreis Forchheim weitestgehend unentdeckt - oder verbringen ihren Tag auf den ländlichen Wiesen.
"Mäuse waren überhaupt kein Thema", betont Georg Hötzelein vom Gremium Forchheim über das Treffen mit anderen Mitgliedern der IHK. Eine Maus ist nicht in Sicht. "Man kann viele Mäusebussarde oder Füchse sehen", sagt dagegen Helmut Schmitt. Er ist Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim des Landesbund für Vogelschutz.
Viele Jungvögel und Jungfüchse deuten auf viele Mäuse hin. Denn Fuchs und Bussard sind die natürlichen Fressfeinde der Mäuse. "Heuer war der August sehr warm. Die Mäuse konnten sich sehr stark vermehren", erklärt Schmitt.
Die Vogelschützer stimmt dies zuversichtlich. Denn viele Mäuse bedeuten eben auch, dass viele Vögel auch im Winter genug zu fressen haben. Die Sache mit den vielen Mäusen regele die Natur eigentlich für sich.
Gefahr für die Vögel
Trotzdem sind die Tierschützer andererseits deswegen in Sorge. Sie fürchten, dass Landwirte im Kampf gegen die Mäuse zur chemischen Keule greifen und Gift ausbringen könnten. Dies wiederum würde auch vielen Vögel gefährden. Der Bauernverband (BBV) sieht das anders. Von einer Mäuseplage hier im Landkreis ist weder dem BBV-Geschäftsführer Werner Nützel, noch dem Fachberater Daniel Spaderna etwas bekannt. Braun gefressene Wiesen, wie es sie im vergangen Jahr in Lichtenfels und Coburg gab, sind den beiden Landwirten nicht bekannt. "Im vergangenen Jahr gab es die Trockenheit im Frühjahr. Heuer hingegen hat es bis Juni, Juli regelmäßig geregnet. Erst im Herbst ist es trocken geworden", erklärt Spaderna den Unterschied. Die trockene Witterung ab Mai, die sich dann den gesamten Sommer über hochgeschaukelt habe, führte laut Spaderna im vergangenen Jahr zu den Schäden durch Trockenheit auf den Wiesen - und anschließend zu den Fressschäden durch die Nager.
Mäusegift darf grundsätzlich ausgebracht werden. Auch den Schädlingsbekämpfern, den sogenannten Kammerjägern, ist eine Mäuseplage im Landkreis unbekannt. Jedenfalls hat Thomas Minassian von der Firma Atox, die für den Landkreis Forchheim zuständig ist, keine Einsätze im Computer stehen.
Auch in den vergangenen Wochen wurde nicht wegen eines Mäuse- oder gar Rattenbefalls angerufen. "Ein trockener und heißer Sommer bedeutet nicht gleich Maus oder Ratte", sagt Minassian.
Es komme viel auf die entsprechenden Begebenheiten vor Ort an. "Es müssen noch andere Dinge passieren. Dass der Müll etwa nicht richtig entsorgt wurde, die Biotonne offen gelassen wurde oder Pizzakartons im Haus liegen gelassen werden", zählt Minassian einige der zusätzlich wichtigen Faktoren auf, um Mäuse zu locken.
Denn diese orientieren sich am Fressen und vergrößern ihre Population nur, wenn vor Ort genügend Futter vorhanden ist- Alle zwei Monate bekommen Mäuse sechs bis acht Jungtiere. Sie leben im Familienverband, der bei Mäusen bis zu 50 Tieren, bei Ratten bis zu 200 Tiere zählen kann.