Grüner Wahlkampf mitten in der Naturidylle
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Montag, 19. Juni 2017
Wohin Lisa Badum und Susanne Bauer auf ihrer Wanderung auf dem 5-Seidla-Steig auch blicken, stoßen sie auf urgrüne Themen.
Die ländliche Idylle des 5-Seidla-Steigs haben die Grünen für ihren ersten Wahlkampftermin ausgesucht. Mit Parteifreunden und Gleichgesinnten aus dem Forchheimer und Bayreuther Raum laufen Susanne Bauer, die Direktkandidatin für Bayreuth, und Lisa Badum, oberfränkische Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, auf einem Graspfad entlang an blühenden Wiesen und Getreidefeldern.
Rechtliche Problematik
Die Gerste ist zugleich das erste Thema, das die Grünen bewegt und erklärt, warum der Bierweg zur Verdeutlichung der Problematik geeignet ist. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das Patente auf zufällig entstandene Getreidemischungen verbietet, wird auf der Wanderung schnell zum Thema. Denn genau das ist dann doch passiert, als zwei große Brauereien auf Zufallsmischungen ein Patent angemeldet haben. "Ist es sinnvoll, Lebensmittel zu patentieren?", fragt Susanne Bauer. Sie findet es ohnehin schlimm genug, Nahrungsmittel an der Börse zu handeln. Noch einen Schritt weiter und es gebe bald kein freies Saatgut mehr. Die daraus entstehenden Probleme für die kleineren Brauereien, gerade hier auf dem Bierweg, lägen auf der Hand. "Monsanto" fällt als nächstes Stichwort. Dazu fällt auch Lisa Badum einiges ein: "Manche Brauereien brauchen eine spezielle Gerste, um Rauchbier herzustellen." Diese würden die Gerste vom Biobauern holen.
Mit einem Einheitsbrei an Saatgut sei das nicht möglich. Lisa Badum bedauert ohnehin, dass der Gerstenanbau um zehn Prozent zurückgegangen sei. Die beiden Politikerinnen wollen die Menschen für das Thema sensibilisieren. Sie wollen aufzeigen, wie gut man es hier noch habe.
Gefährliches Nitrat
Wahr ist auch, dass weder Gerste noch Bier ohne Wasser entstehen.Wasser, das ist ein anderes Thema, das den Grünen- Politikerinnen am Herzen liegt. Die Gefahr eines zu hohen Nitratgehalts im Wasser sickere endlich ins Bewusstsein der Bürger. "Es gibt kaum noch Brunnen, wo die Werte eingehalten werden", sagt Badum. "Zu viel Gülle auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld", fügt Bauer an. Den Zeigefinger wollen sie damit aber nicht auf die Landwirte richten. Im Gegenteil. "Die Bauern sind unter Druck", sagt Bauer und wirft zugleich Fragen in den Raum: "Wie viel Nitrat in der Gülle muss sein?"
Eine weitere Klärstufe in der Kläranlage wäre eine Möglichkeit. Andererseits: Wie viele Tiere müssen gehalten werden? Sei es nicht sinnvoller, weniger Tiere zu halten und im Gegenzug die Landwirte dafür finanziell zu entschädigen? Wären kleinere Ställe und somit weniger Gülle nicht besser? Dass der Landwirt wirtschaftlich denken müsse, ist den Grünen durchaus klar. Deshalb auch ihre Forderung, den Landwirten mehr Geld zu bezahlen. Trotzdem wollen Bauer und Badum die Gülle nicht verteufeln. Sie sei auch ein wahrer Schatz an vielen Stoffen, die künstlich herzustellen schwierig sei. Vom Thema "Gülle" zur Biogasanlage liegt nur ein kurzer Weg. Silphie heißt die Energiepflanze, mit der in der Pegnitzer Gegend die Anlagen gefüttert oder Pellets hergestellt werden.
Nahrung für die Bienen
Zugleich ist Silphie Bienennahrung. Mit Maisfeldern sei die Landschaft wie eine Wüste. Bienen fliegen dann nur noch wenige. "Das sieht man, wenn man hier sitzt" - das sagt Susanne Bauer, als sie vor der Wanderung im Biergarten einen Kaffee zur Stärkung trinkt. "Die Wiesen werden zu oft gemäht. Den Insekten, die noch unterwegs sind, geht es nicht gut und den Vögeln auch nicht", sagt Bauer kopfschüttelnd. "Wir müssen die Spatzen wieder ansiedeln, das ist doch absurd", erklärt die Grünen- Politikerin. Auch das Thema "Glyphosat" darf da nicht ungenannt bleiben. "Wir möchten Ressourcen schonen und das Reinheitsgebot ernstnehmen", sagt Bauer.
Zwar sei das Glyphosat im Giftschrank eingesperrt, die erforderliche Beratung würde aber nicht stattfinden. Sie sei schockiert, in welchen Mengen Glyphosat im Privatbereich eingesetzt würde, und noch dazu falsch dosiert.
Die vielen gemeinsamen Themen sind einer der Gründe, warum die beiden Grünen die Wanderung gemeinsam unternehmen. "Diese Themen hören nicht an der Landkreisgrenze auf. Man muss auch über den Kirchturm hinausschauen", sagt Lisa Badum. Einig sind sich beide Politikerinnen auch in ihrer Bewunderung für den 5-Seidla-Steig. Der führe mitten durch die Natur.