Druckartikel: Größte Investition der Firmengeschichte

Größte Investition der Firmengeschichte


Autor: Franz Galster

Forchheim, Sonntag, 25. November 2012

Schmetterling Reisen geben Gas: Mit der Neuanschaffung von insgesamt 19 nagelneuen Linienbussen tätigt das Familienunternehmen die größte Investition der Firmengeschichte.
"So dunkelblau war die Auslieferungshalle noch nie", meinte Heinz Friedrich, Vertriebsleiter von Setra Deutschland, mit Blick auf die neuen Busse bei der Übergabe.


Die Firma Schmetterling Reisen in Geschwand hat mehrere Ausschreibungen für den Linienverkehr in den Landkreisen Forchheim und Fürth im Wettbewerb gegen die OVF gewonnen. Mit 120 geladenen Gästen und Mitarbeitern ging es deshalb am Wochenende nach Neu-Ulm zu den Setra-Werken, um 16 nagelneue Linienbusse abzuholen, drei weitere werden im Januar 2013 folgen. Für das mittelständische Familienunternehmen auf der Jurahochfläche ist dies mit 4.5Millionen Euro die größte Investition der Firmengeschichte.

Dem entsprechend gestaltete Schmetterling Reisen mit der Firma Setra auch den würdigen Rahmen. Etwas Besonderes auch für die 16 Fahrer, die die Busse übernahmen. Noch ohne Nummernschilder und ziemlich schmucklos, füllten sie eine ganze Halle.

"Das ist auch für uns nicht alltäglich, da geht uns schon das Herz auf, so viele auf einen Schlag", zeigt sich selbst Horst Dobusch von der Setra-Kundenbetreuung beeindruckt. Schmetterling kauft hier seit 12 Jahren Fahrzeuge, ist ein vertrauter Kunde.


Fahrerschulung vor dem Start

Günter Dussler von Setra bittet die künftigen Chauffeure zunächst in einen Schulungsaum. Sie müssen eine Stunde theoretische Einweisung anhand von Folien über sich ergehen lassen. Danach folgt in drei Gruppen eine weitere praktische Stunde am Fahrzeug. Etwa 1000 Fahrzeuge werden so jedes Jahr direkt übergeben, der Fahrer soll mit seinem Gerät vertraut sein. Bei einem ausführlichen Gang durch das Werk lernen die Besucher zwischenzeitlich viel Neues.

3800 Mitarbeiter ziehen hier für 26 Setra- und zehn Mercedesomnibustypen die Endmontage durch. Die Rohkarosse kommt via Bahn über 200 Kilometer vom Mercedeswerk Mannheim. Die Jahreskapazität reicht für 3100 Omnibusse.

Gefertigt wird nur, wenn die Bestellung erfolgt ist, nicht auf Halde. Dazu sind die einzelnen Kundenwünsche viel zu spezifisch. Bis 45 Tage erfordert die Herstellung eines Fahrzeugs durchschnittlich. Mit 100 000 Kilometer pro Jahr ist die Fahrleistung bei Schmetterling kalkuliert, die erwartete Gesamtfahrleistung beträgt rund eine Million Kilometer.

Mit einem Verbrauch von 0.7 Litern auf 100 Kilometer pro Person sei der Omnibus ein ausgesprochen sinnvolles Transportmittel, so ist bei der Werksführung zu hören.

"So blau war unser Auslieferungshalle noch nie" meinte Heinz Friedrich, Vertriebsleiter von Setra Deutschland, mit Blick auf die neuen Busse bei der Übergabe. "16 Niederflurfahrzeuge in einem Privatkundenvertrag, das ist einmalig, eine sensationelle unternehmerische Leistung", würdigt er den Erfolg des Geschwander Unternehmens. "Wir haben ein Stück Geschichte dabei mit Elmar Hübschmann, Johann Lederer, Kaus Natschka, Willi Karl und Ernst Daut", vergaß selbst in diesem großen Moment Elmar Singer, Geschäftsführer der Schmetterling Reise- und Verkehrslogistic, nicht alte treue Mitarbeiter zu erwähnen, die mehr als 20 Jahre seiner Firma dienten. Singer dankte vielen, von der Kalkulation bis zum Wartungspersonal oder Fahrer, für den Erfolg des Unternehmens. Aus seinen Worten war herauszuhören, dass eine so mutige Entscheidung mit viel Verantwortung auch im Familienbereich spannungsreiche Momente bringt.

Dann kam der Augenblick, als die eindrucksvollen Fahrzeuge, jetzt mit Nummernschild FO oder FÜ, und dem beleuchteten Firmenlogo aus der Halle rollten. Florian Schlegel, 21 Jahre jung, sitzt strahlend am Steuer seines neuen Fahrzeugs. FO -CM 33 wird künftig sein Kennzeichen sein. Seit zweieinhalb Jahren ist er in Geschwand angestellt, seine Mutter übt hier den gleichen Beruf aus. "Das ist mein Traumberuf", ruft er uns aus der geöffneten Tür zu, "mit dem richtigen Betrieb in familiären Verhältnissen". Er fühlt sich erstmals für einen Omnibus voll verantwortlich, für seinen "Traum in Blau", wie Florian es überschwänglich nennt. Langsam, fast andächtig, bewegen sich die blauen Riesen unter Blitzlichtgewitter ins Freie, suchen den Weg zur Autobahn. In Obertrubach auf dem Werksgelände werden sie nach mehr als drei Stunden Fahrt von vielen Neugierigen erwartet. Es ist schon dunkel.


Dank an alle Schmetterlinge

Geschäftsführerin Daniela Singer hatte Pfarrer Werner Wolf eingeladen, die Fahrzeuge zu segnen. Wolf segnet auch je einen Christopherus, den "starken Mann" als Schutzpatron für jedes Fahrzeug. Elmar Singer verteilt die Plaketten. Daniela Singer dankt abschließend bei einer Feierstunde in der angrenzenden Werkshalle allen "Schmetterlingen" für ihren Einsatz. "Wichtig ist, dass wir alle zusammenhalten, wir haben noch viel vor", kündigte sie schon einmal an. "Es wäre einfacher gewesen, die Omnibusse im Ausland zu kaufen. Wir wollen aber die Arbeitsplätze in Deutschland sichern und schätzen auch die zuverlässige Qualität", betonte sie.

Ihren Eltern dankte sie in bewegten Worten für das Vertrauen, für die Übertragung der großen Verantwortung in dem Geschäftsbereich. Seniorchef Willi Müller sieht das Unternehmen in der nächsten Generation gut aufgestellt in einem diffizilen Geschäft. 30 neue Fahrer sollen hier einen neuen Arbeitsplatz finden, so sein Wunsch. Ab dem 8. Dezember wird die Firma mit über 60 Bussen in den Linienverkehr einsteigen, eine beachtliche Zahl für das mittelständische Familienunternehmen.