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Gräfenberger revolutionieren das Schulessen


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Sonntag, 22. Februar 2015

Gräfenberger Ganztagsschüler haben ihre Mittagsverpflegung vom Kopf auf die Füße gestellt. Dafür hat sie jetzt die bayerische Umweltministerin ausgezeichnet.
Die Ganztagsschüler aus Gräfenberg haben sich intensiv mit ihrem Essen beschäftigt. Dazu gehört es auch, einmal selbst den Kochlöffel zu schwingen.  Fotos: Malbrich


Der Wackelpudding hat einem Schüler nicht geschmeckt. "Ein bisschen wie Gummi", klagte der Schüler, weshalb die klebrige Nachspeise nun auch auf der roten Liste steht. "Nicht erwünscht" heißt das, und wird von der Küche auch nicht mehr zubereitet.

Kiwis würden die Schüler dagegen gerne essen werden, aber deren ökologischer Fußabdruck passt nicht. Das verstehen und akzeptieren die Schüler, bei denen dafür Rohkost hoch im Kurs steht. Das eine Hauptgericht schmeckte etwas lau, zu wenig Gewürze, die Zwiebeln wollten die Schüler lieber nicht dabei haben.

Es geht fast wie in einem professionellen Restaurant zu, wenn es bei "School In" zur Sache geht. Dabei handelt es sich um ein Projekt an der gemeinsamen Ganztagsschule der Mittel- und der Realschule in Gräfenberg.

Es ist mithin ein Projekt, bei dem Schüler, Lehrer, die Küche der Diakonie Gräfenberg und die Stadt Gräfenberg als Sachaufwandsträger gemeinsame Sache machen.
"Küchen Flegel" heißt das Projekt, an dem alle Beteiligten zu arbeiten begonnen haben, als die Trägerschaft in Sachen Schulverpflegung an den Diakonieverein Hiltpoltstein überging. Die Leiterin der Ganztagsschule Heike Schütz war damals ohnehin dabei, ein sogenanntes Ökoaudit zu erstellen. Dabei handelt es sich im Prinzip um die Umwelterziehung.

Flexibler Speiseplan

Mit 110 Kindern und einem großen Fragenkatalog sind Lehrer und Schüler zur Diakonie-Küche nach Mostviel gefahren. "Schon der Kontakt zu den Köchen, die unser Essen machen, hat ein Umdenken bewirkt", sagt Heike Schütz.

Wobei "Flegel" nichts mit ungehobeltem Verhalten zu tun hat, eher das Gegenteil ist der Fall. "Flegel" kommt einfach von den zusammengesetzten Anfangsbuchstaben der in dem Projekt enthaltenen Komponenten. Das "Fle" steht für flexibel, denn der Speiseplan wird auf die Bedürfnisse der Schüler angepasst.
"Es nützt nichts, wenn gekocht wird und das Essen auf dem Müll landet", sagt Schütz, die mit den Schülern anhand einer Mengenerhebung herausgearbeitet hat, wie viel gegessen und welche Menge dafür gebraucht wird.

Das wird an die Küche in Mostviel weitergegeben. Auch kurzfristige Änderungen im Speiseplan sind dank eines ausgeklügelten Systems möglich. Ist ein Schüler krank, muss das Essen nicht bezahlt werden. Um bei der Essensverpflegung die vorgeschriebene Wärmekette nicht zu unterbrechen, hat die Schule eine Wärmetheke gekauft. Von hier an hat die Hauswirtschafterin Rosi Hacker alles im Griff. An dieser Ausgabetheke kann jeder Schüler selbst bestimmen, wie viel er isst.
Nur die doppelte Menge ist nicht erlaubt. Wenn etwas übrig ist, können die Schüler mit dem größten Hunger nachfassen. Der Effekt: Die Biotonne bleibt leer.

Alles ist freiwillig

Das "ge" in "Flegel" steht für "gesund". Die Zutaten für die Mahlzeiten stammen aus kontrolliertem ökologischen Anbau aus der Region und werden schonend zubereitet. Die Speisen werden so gewählt, dass die gesunden Merkmale im täglichen Menü verankert sind. Das kann dann so aussehen: eine Gemüsesuppe, ein Salat, Rohkost, Obst, Milchprodukte oder eine Süßspeise als Nachspeise. Manchmal ist das auch ein Stück Kuchen. Das wichtigste sind aber die Veggie Days. "Wir denken hier an die Tiere und an die Gesundheit", erklärt Schütz und betont, dass die fleischfreien Tage der ausdrückliche Wunsch der Schüler sind. "Es ist alles freiwillig", betont die Lehrerin. Bleibt noch "l" wie lecker.

Denn was bei den Schülern nicht ankommt, wird nicht in den Essensplan aufgenommen. Testesser waren die Schüler selbst. Ihre Testergebnisse - bewertetet werden Geschmack, Duft und Sättigung - gehen an die Küche weiter und werden dort entsprechend berücksichtigt.
Für ihr Projekt Ökoaudit ist die Mittelschule ausgezeichnet worden. Ulrike Scharf (CSU), Staatsministerin für Umweltschutz, hat sie zur Umweltschule ernannt. Eine Fahne, eine Urkunde und das Label "Europäische Umweltschule" haben die Schüler von Scharf bekommen.