Gräfenberger kämpfen um ihr Freibad
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Mittwoch, 01. Juni 2016
Am Samstag demonstrieren die Gräfenberger für den Erhalt ihres Freibads. Ob sich die Behörden davon beeindrucken lassen, ist offen.
Es gibt wohl kaum einen Gräfenberger, den die Zukunft des Gräfenberger Freibads kaltlässt. Auch Vertreter von Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen wollen von Gräfenbergs Bürgermeister Hans-JürgenNekolla (SPD) wissen, wie es mit dem Freibad weitergeht. Nekolla nimmt dieses Interesse mit Wohlwollen entgegen.
Gleichwohl möchte er nicht, dass sich Landratsamt, Gesundheitsamt oder das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen unter Druck fühlen. gesetzt. Es waren das Landratsamt und Gesundheit, die das Freibad bis auf Weiteres gesperrt haben. Begründet hatten sie diese Entscheidung unter anderem mit zu hohen Chlor-Werten.
Alle Hebel in Bewegung
Dass die Stadt, die Freibadliebhaber und der Förderverein aber nicht untätig sind und stattdessen sämtliche Hebel in Bewegung setzen, liegt auf der Hand.
Für diesen Samstag ist beispielsweise ab 14 Uhr eine Demo im Freibad geplant.
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Organisiert wird sie von treuen Badegästen, die in den wenigen schönen Stunden der vergangenen Woche auf der Terrasse vor dem Kiosk saßen und sehnsüchtig auf die in der Sonnen glitzernde Wasseroberfläche schauten. Der Kiosk hat geöffnet, nur in das saubere Wasser darf niemand tauchen. Es geht um die Sperberquelle, das vermuten die Gäste. Mit diesem Wasser der Sperberquelle wird das Freibad gefüllt. Das Füllwasser muss Trinkwasserqualität besitzen.
Dies ist bei der Sperberquelle aber nicht immer gegeben, es war bereits in der Vergangenheit mehrfach zu mikrobiologischen Grenzwertüberschreitungen gekommen. Das teilte das Gesundheitsamt mit. Die Sperberquelle war vor Jahren mit Atrazin, einem Pflanzenschutzmittel, belastet, weiß auch Bürgermeister Nekolla.
Bis vor neun Jahren tranken die Bürger das Wasser, es speiste ihre Trinkwasserversorgung. Das jüngste Gutachten bestätigt laut Nekolla, dass "alle Parameter der Trinkwasserqualität" eingehalten werden. Von den Grenzwerten sei man meilenweit entfernt. Aber: Es ging aber bei den Beanstandungen nicht darum, dass das Wasser nicht sauber wäre, sondern dass es auch in Zukunft sauber bleibt.
Fassungslose Gräfenbergerin
Es gehe nicht um das Wasser der Sperberquelle, sondern um eine DIN-gerechte Aufbereitung des Badewassers, um die Gesundheit der Badegäste nicht zu gefährden. Das sagt Christiane Fleischmann, Leiterin des Gesundheitsamts. "Schon nach dem Krieg bin ich als Jugendliche jeden Tag in das Bad zum Schwimmen gegangen", sagt eine 78-jährige Gräfenbergerin. Sie ist fassungslos darüber, dass Gräfenberg momentan ohne Freibad ist. Auch der Bürgermeister selbst besitzt seit 55 Jahren eine Dauerkarte für das 1938 gebaute Freibad. "Ich gehe in das Bad, seit ich laufen kann", sagt Nekolla. Im Prinzip ist das Bad noch immer auf dem Stand wie vor 78 Jahren. Aber seit dem Krieg haben sich auch die Hygienevorschriften gravierend verändert. "Wir haben keine DIN-gerechte Wasseraufbereitung", räumt Nekolla ein. Er macht keinen Hehl daraus, dass dieser schon mehrfach angemahnt worden ist.
Hilfe vom Staat
Ein Umbau des Freibads würde mindestens 600 000 Euro kosten. Das aber wäre einfach zu viel gewesen für die klamme Kommune, die seit einiger Zeit Stabilisierungshilfe des Freistaats bezieht. Die drohende Schließung des Bads hängt schon länger über Gräfenberg. Seitdem kämpfen die Gräfenberger für ihr Bad. So haben unter anderem Kinder vor Jahren Plätzchen gebacken und den Verkaufserlös dem Freibad gespendet. Viele Gräfenberger sind Mitglied im Förderverein und überlegen nun, wie man das Bad retten kann.
Die Stadt und der Förderverein setzten sich schon an einen Tisch und erarbeiteten einen Erste-Hilfe-Katalog, um sofort umsetzbare Maßnahmen ohne Verzögerung in Angriff zu nehmen. Die Mitarbeiter des Bauhofs sind bereits im Freibad tätig. Sie bohren, schrauben und montieren, was das Zeug hält. Eine Trennwand für ein zweites Waschbecken beispielsweise, um die Hygienevorschriften korrekt zu erfüllen. Ein Durchlauferhitzer für die Dusche wird eingebracht und ein Sichtschutz montiert. Was noch steht noch in dem Sofortmaßnahmenkatalog? Die Überlaufrinne beispielsweise. An drei Ecken hat das Bad eine Überlaufrinne, eine vierte will man installieren. Bei allem geht es aber darum, dass das Wasser sauber bleibt. Die Durchschreitebecken, von denen eines etwa 1000 Euro kostet, werden bestellt, sobald die Zukunft des Bads gesichert ist.
Offener Zeitpunkt
Eine optische Sperreinrichtung wird angebracht, um auf die Durchschreitebecken aufmerksam zu machen. Auch der Bademeister ist regelmäßig da, pflegt das Wasser. Was sollen sie sonst tun? Das Wasser ablassen und in ein leeres Becken schauen? "Wenn wir nichts machen, ist das Wasser in vier Wochen grün", erklärt Nekolla. Wann das Landratsamt und Gesundheitsamt ihre Entscheidung über die Zuukunft des Gräfenbergs Freibads fällen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Die Gräfenberger hoffen, dass dies bald der Fall sein wird.