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Gräfenberger kämpfen um ihr Bad


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Freitag, 28. Oktober 2016

Mit einigem Bauchgrimmen entscheidet sich der Stadtrat zu weiteren kostspieligen Sanierungsmaßnahmen.
Stadtrat Lars Laufer und Julia Dorn sowie Michael Sobotka vom Freundeskreis machen sich ein Bild von der Lage.  Foto: Petra Malbrich


"Wir sollen nun scheibchenweise in ein Millionenprojekt hineingetrieben werden. Wurde eine Alternative angeschaut? Die hieß Naturbad. Null Unkosten, keinen Bademeister und das Bad wäre in zehn Jahren auch noch da", schimpfte Hans Weber (FW) zu Beginn der Sondersitzung des Stadtrats in Gräfenberg.
"Grundsatzentscheidung über die Sanierung des Freibads Gräfenberg" stand auf der Tagesordnung. Bürgermeister Hans Jürgen Nekolla (SPD) verstand die Welt nicht mehr. In fünf Minuten wollte er diesen Punkt erledigt haben. Am Ende wurde eine eineinhalbstündige Diskussion daraus.


Besuch vor Ort

Kurz vor Ende der Freibadsaison war man in Gräfenberg endllich so weit - die zuständigen Ämter sollten zu einer Besichtigung kommen; in der Hoffnung, dass die Ämter die von den Gräfenbergern ergriffenen Notfall- und Sofortmaßnahmen honorieren und anschließend dem
DIN-konformeren Bad endlich die Erlaubnis zur Eröffnung des Bads eröffnen. Vor drei Wochen nun haben Christiane Fleischmann vom Gesundheitsamt, Landrat Hermann Ulm (CSU) sowie Vertreter des Landesamts für Gesundheit und der Wassertechnikfirma Grünbeck das Freibad besucht. Es ging ihnen in erster Linie um die Qualität des Wassers.

Alles ist dem Vernehmen nach wie erwartet verlaufen. Einige Verbesserungsvorschläge wurden dennoch formuliert. So solle eine Feinfiltrierung noch eingebracht werden, um die letzten Schwebstoffe herauszubringen.


Alles noch offen

Ferner war ein kleiner Bereich des Beckens nicht gut durchmischt. Hier soll durch einen kleinen Graben ein zusätzlicher Zulauf erstellt werden. "Es war der Wunsch, dass der Stadtrat Farbe bekennt und die Sanierung beschließt. Wie, ist offen. Aber das Bad soll in einen festgelegten Zeitraum in einen Zustand versetzt werden, damit es das Gesundheitsamt abnehmen kann", sagte Nekolla.

Eine klassische Sanierung sei dem Amt natürlich lieber, da ein Naturbad Risiken beinhalte - "und Kosten", warf Matthias Striebich (Die Grüne) ein. Der Vorschlag des Bürgermeisters ist es daher, die Sanierung bis 2019 oder 2020 zu beschließen. "Pumpen und Filtration würden auch in einem Naturbad benötigt werden", fügte Nekolla
an.

Der Bürgermeister musste allerdings einräumen, über die Ortsbesichtigung und die anschließenden Besprechung keine schriftlichen Unterlagen zu haben - sondern nur mündlich die Wünsche des Amts wiedergeben zu können. Der Gräfenberger Gemeinderat war in zwei Lager geteilt. SPD; Gräfenberger Bürger Liste (GBL) und Grüne unterstützten Nekollas Grundsatzbeschluss und appellierten an die Adresse der anderen Räte, ebenfalls zuzustimmen. Die Freien Wähler und die CSU aber weigerten sich, nur auf Basis mündlicher Aus- und Zu sagen etwas zu beschließen. Konrad Hofmann (FW) monierte schon eingangs der Sitzung formelle Widrigkeiten. Weder Unterlagen noch Beschlussvorlagen lägen vor. Auch wenn er nicht gegen das Freibad sei, so wolle und könne er auf dieser Basis keinen Entschluss fassen.

"In einer anderen Sitzung hatten Sie einen Brief zitiert, der überhaupt nicht existiert hat", warf Hofmann dem Bürgermeister vor. Zumindest habe Hofmann den hinterher per E- Mail als Unterlage angeforderten Brief bis zum heutigen nicht gesehen.

Kral (CSU) sah vor allem das Gesundheitsamt in der Pflicht. "Wir brauchen vorher schriftlich, dass wir dann eröffnen dürfen", sagte Kral. Ohne vorherige Zusagen dürfe es keine weiteren Investitionen geben. Sonst drohten im kommenden April oder Mai die nächsten Wünsche und Anforderungen.

"Die Grundsatzentscheidung wurde doch bereits im Mai getroffen", warf Lars Laufer (CSU) ein. Von den infrage stehenden Gesamtsanierungskosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro seien doch bereits 170 000 Euro investiert worden. "Wir haben fast zehn Prozent der Summe ausgegeben. Wenn das kein Signal ist", sagte Laufer. Hans Derbfuß (CSU) stimmte dieser Sichtweise zu. "Wenn wir einen Beschluss fassen, kommen wir nicht mehr raus", begründete er seine Zweifel. Als "gefährlich" wertete Werner Wolf (FW) einen möglichen Beschluss. Immerhin beziehe die finanziell nicht auf Rosen gebettete Kommune noch Strukturhilfen. Man habe sich in Sachen Freibad ohnehin schon weit aus dem Fenster gelehnt.
"Wir sitzen am kürzeren Hebel. Welches Signal senden wir, wenn wir jetzt diese Grundsatzentscheidung nicht treffen? Wir sollten unserem ersten Mann den Rücken stärken", forderte Jürgen Theiler (GBL).


Schriftliche Zusicherung

Am Ende einer intensiv geführten Diskussion fasste der Gräfenberger Stadtrat den Beschluss, das Freibad vorbehaltlich der schriftlichen Zusicherung der Aufsichtsbehörde, vorbehaltlich der Finanzierbarkeit und vorbehaltlich der Aufsichtsbehörde, dass die Strukturhilfe durch diesen Beschluss nicht in Gefahr gebracht wird, bis 2020 in einen DIN-gerechten Zustand zu versetzen.

Dafür soll ab 2017 ein Planungsbüro mit der Erstellung einer Studie zur Ermittlung möglicher Ausbauvarianten beauftragt werden. Mit einer Gegenstimme wurde dieser Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Freibads gefasst.
Ob das Freibad in der kommenden Saison öffnen kann, ist damit aber nicht gesagt. Das wird sich aller Voraussicht nach erst im kommenden Frühjahr entscheiden.