Druckartikel: "Gräfenberg-Zone" am Bahnhof bleibt menschenleer

"Gräfenberg-Zone" am Bahnhof bleibt menschenleer


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Donnerstag, 23. Mai 2019

Am Ende der letzten Ausflugssaison hatte Familie Gundelfinger verkündet, die "Gräfenberg-Zone" aufzugeben. Das Bahnhofsgebäude steht seitdem zum Verkauf.
Gähnende Leere am Bahnhofsgebäude Gräfenberg, wo der "G-Punkt" beheimatet war. Foto: Petra Malbrich


Das kräftige Orange, das Farbmerkmal der "Gräfenberg-Zone", leuchtet noch immer am Bahnhof. Die Tische und Bänke sind ordentlich gestapelt und machen deutlich: Das Restaurant mit Biergarten war einmal. Im Herbst vergangenen Jahres hatte das Ehepaar Cora und Jochen Gundelfinger verkündet, das Bahnhofsgebäude zu verkaufen. Die Wohnungen in der elterlichen Gastwirtschaft wollten die Gundelfingers sanieren und zu Ferienwohnungen umbauen. Das ist nun geschehen. Die ersten Gäste sind bereits da. Mit diesen vier Ferienwohnungen mit insgesamt 22 Betten sind die Gundelfingers nicht nur der größte Anbieter von Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt Gräfenberg, sondern haben auch ihr berufliches Augenmerk ausschließlich auf diese Art des Tourismus gerichtet.

Zeitprobleme

Der Verwaltungsaufwand für die Ferienwohnungen und der Biergartenbetrieb am Bahnhof würden sich zeitlich nicht mehr unter einen Hut bringen lassen. Das Bahnhofsgebäude ist deshalb zum Verkauf ausgeschrieben. Kaufinteressenten gab es schon viele, aber die Finanzierung stellt oftmals eine hohe Hürde dar. "Ich kann gut nachvollziehen, dass eine Bank im Niedrigzinsumfeld keine großen Gewinne mit einem Immobilienkredit erzielen kann. Aber für einen Investor, der mehr Kapitalertrag erzielen möchte als auf dem Sparbuch, ist der Bahnhof ein interessantes Objekt", vermutet Gundelfinger. Das gesamte Gebäude zu vermieten, kommt für Gundelfingers nicht in Frage. Von möglichen Nachteilen abgesehen, möchten sie auch gedanklich einen Schlussstrich unter den Bahnhof ziehen. Dabei ist es dem Ehepaar zu verdanken, dass der Bahnhof - das Eingangstor für die Touristen - zu einem ansehnlichen, bequemen Platz geworden ist, an dem man sich gerne aufgehalten hat und der viel für die von hier ausgehenden Wanderungen und Stadtbesichtigungen versprach. Selbst eine Toilette wurde installiert, die rund um die Uhr benutzt werden kann.

Zentraler Platz?

Den Bahnhof als zentralen Platz für eine Art Touristeninformation nannten die Planer des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek). Doch dazu müsste das Areal der Stadt gehören. Tatsächlich hatte sich auch die Stadt mit dem Thema Bahnhof beschäftigt. "Die Gräfenberg-Zone wurde im Stadtrat diskutiert. Doch die Mitte des Stadtrats signalisierte, dass sich ihre Vorstellungen nicht mit den Preisvorstellungen der Familie Gundelfinger deckt", fasst Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) das Ergebnis dieser nichtöffentlichen Besprechung zusammen. "Das Gebäude ist sauber hergerichtet, war ein schönes Entree und es war immer ein Ansprechpartner da", zählt Nekolla die Vorteile auf, die es zu den aktiven Zeiten der "Gräfenberg-Zone" für die Stadt gab. Eine Verwendung als Tourismuszentrale würde ein neues Konzept bedingen, demzufolge müssten drei Personen von Montag bis Sonntag eingestellt werden. Für den Bedarf der Gräfenberger alleine könnte die Stadt auch im alten Rathaus oder im "Grünen Baum" einen Raum für eine Touristinformation zur Verfügung stellen.

Geplante Bikeschaukel

Auch die Gastronomie im Bahnhof sei schön gewesen, aber auch hier sei mit zwei eigenen städtischen Gaststätten - der Pizzeria "La Grotta" und der Pizzeria am historischen Rathaus - der Bedarf gedeckt. Trotzdem ist Hans-Jürgen Nekolla davon überzeugt, dass der Bahnhof Potenzial hat, gerade hinsichtlich der vom Verein Wirtschaftsband A 9/Fränkische Schweiz geplanten Bikeschaukel. "Der Gräfenberger Bahnhof wäre einer der Eckbahnhöfe", sagt Nekolla. Leider nicht für die Stadt, die erst Geld locker gemacht hat, um drei Scheunen zu kaufen. So wird wohl auch in den nächsten Wochen trotz zahlreicher Touristen und Wanderer am touristischen Fünf-Seidla-Steig der "G-Punkt", wie die "Gräfenberg-Zone" auch genannt wurde, menschenleer bleiben.