Gosberg bleibt ein Nadelöhr
Autor: Josef Hofbauer
Gosberg, Donnerstag, 17. März 2016
Viele sind enttäuscht, weil die Forchheimer Ostspange nicht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes auftaucht. Die Straßengegner jubilieren.
"Halleluja", jubelte Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Pro Wiesenttal ohne Ostspange" (Biwo). Da der Ebermannstadter Tunnel im Referentenentwurf des Bundesverkehrswegeplanes 2016 nicht auftaucht, könne auch von einem Lückenschluss um Forchheim herum keine Rede mehr sein. Folgerichtig bleibt die Umgehung Forchheimer "Ostspange" im "weiteren Bedarf mit Planungsrecht", was bedeutet, dass vor 2030 nicht mit dem Bau gerechnet werden kann.
Der Neubau der Ortsumgehung von Gosberg ist also auf den St.-Nimmerleinstag verschoben. Zum Leidwesen der Bürger. "Zwischen Zorn und tiefer Enttäuschung" beschreibt Vizebürgermeister Peter Andexinger (UB) sein Gefühl, als er von der Entscheidung des Bundesverkehrsministers hörte. Der überwiegende Teil der Dorfbewohner sehne eine Ortsumgehung herbei. Deshalb sei die Berliner Entscheidung ärgerlich und höchst bedauerlich.
"Ich gönne Oesdorf und Wimmelbach eine Umgehung", sagt Andexinger, aber weshalb die Verkehrsbelastung von Gosberg geringer eingestuft wurde, sei nicht nachvollziehbar. Deshalb wollen die Gosberger die Politiker in dieser Angelegenheit in die Pflicht nehmen. Einfach abwarten könne keine Lösung sein.
Gosberg braucht Entlastung
Das sieht auch der Wiesenthauer Bürgermeister Bernd Drummer (BGW) so. Auch wenn sich Wiesenthau gegen die bisherige Planung der Ostspange ausgesprochen habe: "Für Gosberg muss eine Entlastung her. Dessen sind wir uns bewusst." Für die Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) wäre es eine größere Überraschung gewesen, wenn die Umgehung von Ebermannstadt in den vordringlichen bedarf aufgenommen worden wäre. Jetzt müssten aber die Gründe auf den Tisch, warum der Tunnel dem Streichkonzert zum Opfer gefallen ist. "Ich habe größtes Verständnis für alle, die enttäuscht sind, weil wir in absehbarer Zeit keine Umgehung bekommen", sagt Meyer. Jetzt müsse es darum gehen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, für Ebermannstadt dennoch eine Verkehrsentlastung hinzubekommen.
Schreiben an Dobrindt
Trotzig erklärt Sigrid Hübschmann von der Bürgerinitiative "Pro Ebser Tunnel": "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben." Doch Rückschläge gehörten zum Leben. "Ich habe schon einen Brief an Verkehrsminister Alexander Dobrindt verfasst. Das wird kein Liebesbrief", verrät Hübschmann, die in Sachen Tunnel auch MdB Hartmut Koschyk (CSU) kontaktiert hat. "Wir werden weiter kämpfen. Die Niederlage spornt uns nur noch mehr an", verrät Sigrid Hübschmann.
Koschyk fordert Nachbesserung
Für den Tunnel kämpfen will auch der für Ebermannstadt zuständige Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Für ihn ist es "völlig unverständlich, dass die Ortsumgehung Ebermannstadt nicht im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans aufgeführt ist". Ziel dieser Baumaßnahme sei die Entlastung der Bürger von Forchheim und deren Nachbargemeinden von dem enormen Verkehrsaufkommen auf der B 470 und eine höhere Lebensqualität und Sicherheit in den Wohngebieten. "Im parlamentarischen Verfahren muss dieser Tunnel berücksichtigt werden", findet Koschyk. Aus Sicht der Forchheimer Stadträtin Annette Prechtel (Die Grünen) muss nun schnellstens ein alternatives Verkehrskonzept für den Forchheimer Osten in Auftrag gegeben werden. Statt falsche Hoffnungen zu wecken seien Stadt und Landkreis aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen.
Auch wenn die "überzogenen Vorschläge" des Staatlichen Bauamtes Bamberg aus der Liste des Bundesverkehrswegeplanes gestrichen seien, dürfe man sich jetzt nicht zurücklehnen, meint Helga Hang, Vorsitzende der Biwo. Die Bürgerinitiative begrüße die Öffentlichkeitsbeteiligung, die über die Umweltverträglichkeitsprüfung durch die strategische Umweltprüfung (SUP) gegeben sei.
Lieber ÖPNV stärken
Für Ebermannstadt, das zweifelsohne mit einem hohen Verkehrsaufkommen konfrontiert sei, komme es jetzt darauf an, dass Stadt und der Landkreis die Forderungen nach mehr Sicherheit für die B 470 massiv unterstützten.
Dazu zählten Schülerlotsen an der Bundesstraße, eine Erhöhung der Attraktivität für Radfahrer, ein verbessertes Leitsystem auch für den Radtourismus oder ein Bürgerbus für Senioren. Auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden Verbesserungen gefordert. Für Pendler müsse der ÖPNV finanziell und zeitlich eine Alternative zum Privatwagen werden. Vor dem Hintergrund, dass die Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen wohl eine Stadt-Umland-Bahn erhalten wird und Forchheim einen S-Bahn-Anschluss bekommt, müsse das Einzugsgebiet der Gemeinden Ebermannstadt und Wiesenttal in dieses Gesamtkonzept integriert werden.
Während der sechswöchigen Bürgerbeteiligung will die Bürgerinitiative die Anliegen der Biwo in Bezug auf die Ostspange und die Gegner der Ortsumgehung von von Oesdorf und Wimmelbach unterstützen.
Straßenbauamt in der Pflicht
"Wir nehmen das Straßenbauamt Bamberg in die Pflicht", erklärt Christian Kiehr, Vorsitzender der Ortsgruppe Ebermannstadt des Bund Naturschutz. Es gelte, die Stadt mit Maßnahmen wie der Errichtung eines Kreisverkehrs zu unterstützen. "Eine intakte Natur und Umwelt und eine für den Tourismus attraktive Landschaft sind unser Kapital für die Zukunft. Eine mit Beton ausgebaute Transitroute zwischen Forchheim und Pottenstein hätte nicht dazu beitragen, die Fränkische Schweiz als attraktiven Wohn- oder Besuchsort zu erhalten", so Kiehr.Nach der Veröffentlichung des Entwurfes des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag findet vom 21. März bis 2. Mai ein öffentliches Beteiligungsverfahren statt. Im Zuge dieses Verfahrens will die Biwo in einer Sondersitzung eine detaillierte Stellungnahme zu dem Referentenentwurf erarbeiten.