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Gläserne Landwirte ernten Kritik


Autor: Ekkehard Roepert

Neuses an der Regnitz, Dienstag, 21. August 2018

Güllefässer haben in der Bevölkerung ein massives Negativ-Image. Zu Unrecht, sagen nicht nur die Landwirte Martin Müller und Heinrich Schwarzmann.
Die Landwirte Martin Müller aus Altendorf (links) und Heinrich Schwarzmann aus Eggolsheim bilden eine Betriebsgemeinschaft. Bereits 2012 investierten sie in hochmoderne Düngetechnik. In den kommenden Jahren wird diese Technik für alle Bauern verpflichtend.  Foto: Barbara Herbst


Eine Szene vom Frühjahr ist Martin Müller noch in Erinnerung. In ähnlicher Form hat der 35-Jährige sie im Laufe seines Landwirt-Lebens wiederholt erlebt: Während er sein Feld düngt, wird er von einem Spaziergänger oder Radfahrer hart angegangen: "Sie vergiften das Grundwasser."

Sobald ein Güllefass auf den Feldern zu sehen sei, "wird erstmal geschossen", sagt Martin Müller aus Altendorf. Er und der Eggolsheimer Landwirt Heinrich Schwarzmann bilden seit vielen Jahren eine Betriebsgemeinschaft. Und auch Schwarzmann macht immer wieder die Erfahrung: Das Düngen habe ein beträchtliches "Negativ-Image" in der Bevölkerung.

"Unbegründet", meint Heinrich Schwarzmann und beginnt über die neue Düngeverordnung zu reden; über die jährlichen Untersuchungen; über die Bodenproben, die gezogen, und über die Stickstoffbilanzen, die vor und nach dem Düngen vorgelegt werden müssen.

Wissenslücken

Wenn er mit Dünge-Kritikern ins Gespräch komme, sagt Martin Müller, dann stelle er fest, dass hinter der Kritik meist gewaltige Wissenslücken klaffen. Offenbar sei kaum bekannt, "dass eine Zwischenfrucht ohne Stickstoff keinen Pflanzenbestand hervorbringt". Und auch über die strengen Auflagen bei der Düngemittel-Nutzung herrsche Unwissenheit. Daher wird Dieter Heberlein, Geschäftsführer beim Bildungswerk des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), nicht müde, Aufklärungsarbeit zu leisten. Gerne würde Heberlein "die schlechte Stimmung gegenüber dem Gülle-Fass" aus der Welt bringen. "Die Gülle ist ein wertvoller Bestandteil, den wir in den Nährstoffkreislauf zurückbringen", betont der BBV-Aktivist. "Die Düngeverordnung gibt klare Begrenzungen vor. Für Stickstoffe liegen die Werte bei 60 Kilogramm pro Hektar."

Heinrich Schwarzmann und Martin Müller erinnern daran, dass auch die Bio-Bauern in punkto Düngen nichts anderes tun als die konventionellen Landwirte: Die Technik sei die selbe, das Gärsubstrat werde auf der Fläche ausgebracht. "Auch ein Biobetrieb braucht mehr als eine Großvieheinheit pro Hektar, sonst verarmen die Böden", ergänzt Heberelein.

Großvieh fehlt

Die "Großvieheinheiten je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche" sei in der hiesigen Region nicht sehr ausgeprägt. Sie liege in Oberfranken bei 0,71, im Landkreis Forchheim bei nur 0,53. Daher spielten die Biogasanlagen für das Düngen eine wichtige Rolle.

Auch Schwarzmann und Müller betreiben gemeinsam eine Anlage in Altendorf. Aus dem Gärsubstrat wird erst Strom erzeugt, später dient es als Dünger. "Ein idealer Zustand", urteilt Heberlein: "Die Transportwege sind kurz, die Gülle wird in der Region verteilt."

Statt das Düngen zu kritisieren, hätten die Verbraucher beim Anblick moderner Güllefässer Grund zur Freude, meint Heinrich Schwarzmann. Computersteuerung und Schleppschuh-Verteiler ermöglichten es, die Gülle präzise und schnell in den Boden einzubringen. 120 000 Euro haben Schwarzmann/Müller bereits 2012 investiert - und "ein Fass gekauft, um effektiv zu arbeiten". In wenigen Jahren werde dieses Hightech-Düngen wegen der neuen Auflagen für alle Landwirte verpflichtend, sagt Martin Müller.

Die Verbesserung der Technik sei zusätzlicher Garant, dass das Grundwasser nicht unter dem Düngen leide, betont Dieter Heberlein. Die Wasservorkommen der Eggolsheimer Gruppe und in der Zweng bei Forchheim hätten seit Jahren überdurchschnittlich gute Werte. Das zeige wie gut das Miteinander zwischen Wasserversorgern und Landwirten funktioniere.

Niemand müsse sich sorgen, jeder könne sich informieren, betont Heinrich Schwarzmann: "Wir sind, was die Gülle betrifft, gläsern." Martin Müller ergänzt: "Es heißt immer, wir Landwirte sind Subventionsempfänger. Aber vor allem sind wir transparent und wir sind nur noch zwei Prozent."