Verblichen waren sie schon fast. Grün und weiß, die Farben der Germania. Jetzt sollen die Vereinsfarben des Forchheimer Fußball-Clubs wieder leuchten. "Wir haben das Vereinsheim neu gestrichen und aufgemöbelt. Das haben alles die Jungs gemacht", erzählt Lothar Walenta stolz.
Mit den Jungs meint der 68-jährige Vereinsvorsitzende die Mannschaft. Noch steht er allerdings alleine da. Das Training beginnt erst in einer halben Stunde. Von den Jungs ist noch nichts zu hören. Nur die Waschmaschine mit den dreckigen Trikots der letzten Testspiele dreht irgendwo nebenan einsam ihre Runden.
"Im Saal wäre sogar Platz, um hunderte Fans zu bewirten", erzählt Walenta weiter. Noch gleicht der Saal aber eher einem Schlachtfeld nach dem Großangriff der Hobby-Heimwerker. Leere Farbeimer soweit das Auge reicht. Immerhin ist das Dach jetzt dicht. Fans haben sich in den letzten Jahren kaum mehr zur Germania verirrt. Warum? Walenta winkt ab. "Darüber könnte ich ein Buch schreiben." Vor vier Jahren wirbelte die Germania die Fußball-Welt als "schlechteste Mannschaft Deutschlands" auf. Wie es dazu kam? "Ich wollte und konnte für Spieler und Trainer keine Gehälter mehr bezahlen", sagt der Club-Präsident. Die Mannschaft machte sich vom Acker und Hobby-Kicker heuerten für lau an. Die wollten zwar keinen Cent, trafen aber auch den Kasten nicht. Geld schießt manchmal eben doch Tore.
Aber als Lothar den Verein übernahm, hätte er die Reißleine ziehen müssen. Schließlich stand der Club mit gut 100 000 Euro in der Kreide. Die Medienmeute klopfte an, als die Germania immer mehr Bälle aus dem eigenen Netz fischen musste. Nach einer sagenhaften Niederlage mit Null zu 34 Treffern stand schließlich Günther Jauch vor der Tür. Lothar reiste samt Mannschaft ins Fernsehstudio von SternTV. Johannes B. Kerner ließ nicht lange auf sich warten. Als auch noch eine russische Reporterin fragte, wo das Stadion der Germania stünde, wurde es dem fußballverrückten Walenta zu bunt. Kohle für die Sanierung des Clubs habe er durch den Medienrummel sowieso nicht bekommen, sagt er. Erholt hat sich die Germania von dem ganzen Trubel immer noch nicht. Aber sang und klanglos untergehen wollen sie auch nicht. Denn die Vorzeichen für einen Neustart stehen vergleichsweise gut. "Wir haben eine junge Mannschaft und einen jungen Trainer. Wir spielen in der letzten Liga und wollen in die vorletzte Liga aufsteigen", erzählt Lothar weiter.
Deswegen haben sie jetzt die Bälle gegen Pinsel eingetauscht, um neben dem langsam verrottenden Vereinshaus auch gleich den ganzen Club zu retten. "Die Jungs haben sogar extra eine Bratwurst-Hütte gezimmert, um die Zuschauer zu bewirten." Denn ohne zahlende Zuschauer, könnten die Schulden dem Verein bald die Luft abschnüren. Aber davon wollen sie jetzt genauso wenig wissen wie von der Vergangenheit. "Die alten Pokale haben wir rausgeworfen. Die zeigen wir niemanden mehr her", sagt Lothar Walenta und spitzt die Ohren. "Die Mannschaft kommt. Lautstark wie junge Leute eben sind."
Optimistischer Trainer
Der junge Trainer geht optimistisch in die Saison. "Wir haben vier neue Super-Spieler und einen großen Kader", erzählt Johannes Deckert und scheucht seine Spieler freundlich auf den Rasen. "Kein Mensch bekommt einen Pfennig von mir. Dass die Jungs trotzdem kommen und spielen, das ist schon Wahnsinn", findet Lothar. Trotzdem drückt ihn der Schuh. "Das ist unser Riesenparkplatz. Aber keiner benutzt ihn, weil die Stadt die Brücke gesperrt hat." Warum? Einsturzgefahr! Mit Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) habe er die "Brücken-Problematik" mehrmals durchgekaut (Dem FT sagte Stumpf trotz wiederholter Anfrage nichts zu diesem Thema).
Die Brücke, betont Walenta, sei die einzige Zufahrt zum Vereinsgelände mit der idyllischen Insellage. "Wie sollen sonst die Fans zu uns kommen?", fragt er, während ein Spieler den Wagen vor der gesperrten Brücke abstellt und mit der Tasche auf dem Arm zum Sportplatz rennt.
Warum er sich das alles antut? "Um den Traditions-Club zu retten. Die Jungs sind ein guter Haufen. Sonst hätte es sowieso keinen Wert", sagt er.
Am Sonntag ging es los, das Projekt Germania. Mit Erfolg! Stadtrivale ATSV Forchheim II wurde 3:2 besiegt.