Gerichtsgebäude: Durch die Schleuse muss jeder
Autor: Gernot Wildt
Forchheim, Mittwoch, 17. Oktober 2012
Seit im Juni ein Staatsanwalt in einem Dachauer Gerichtssaal erschossen worden ist, kommt niemand mehr unkontrolliert in ein Justizgebäude. Das gilt auch für Forchheim.
Vor ein paar Wochen war es ein ein Mord im Jobcenter von Neuss. Vor einigen Monaten wurde die Öffentlichkeit vom Tod eines jungen Staatsanwalt in Dachau erschüttert, den ein Mann im Gerichtssaal erschossen hatte. Der Täter hatte eine sehr eigene Vorstellung davon, wie er sich wehren wollte.
Der Mann war unkontrolliert ins Gerichtsgebäude gelangt und führte ein Schießeisen mit sich, mit dem er sich für eine vermeintliche Ungerechtigkeit rächen wollte. Seitdem sind alle Gerichte im Freistaat mit Sicherheitsschleusen ausgerüstet, damit schießwütige "Kunden" kein so leichtes Spiel mehr haben.
Wie vor einem Flug
Seit einigen Monaten verfügt auch das Forchheimer Amtsgericht über so eine Sicherheitsschleuse, die ganz entfernt an die Sicherheitskontrollen an Flughäfen erinnert.
Die Justizangestellten, die im Eingangsbereich ohnehin schon vor dem Dachauer Vorfall dafür gesorgt hatten, dass Besucher sich auf dem Weg zur richtigen Person der Rechtspflege oder Gerichtsbarkeit zurechtfinden, überprüfen nun jeden Ankömmling so, als wollte er nicht zu einem Amtsrichter oder Rechtspfleger, sondern in ein Flugzeug steigen. Die Prozedur ist einfach und tut überhaupt nicht weh.
Schon ein Bonbonpapier löst Signal aus
Wer durch die an die Porta Vorch heimensis in der Fußgängerzone erinnernde Schleuse tritt, wird durch ein akustisches Signal gestoppt, falls er irgendwo in seinen Hosen- oder Jackentaschen ein metallhaltiges Objekt versteckt hat. Etwa einen Schlüsselbund, den er zuvor vorzulegen vergessen hatte. Das Gerät ist sehr feinfühlig und piepst sogar unter Umständen bei Bonbonpapier. Denn manche Einwickelpapiere enthalten metallhaltiges Material.
Die Sicherheitsschleuse macht nicht nur den sogenannten Nacktscanner überflüssig. Man muss jetzt nicht erst die Hosen runterlassen, um das Amtsgericht betreten zu dürfen. So sorgt der tragische Fall vom Frühjahr wenigstens dafür, dass sich die Menschen im Forchheimer Amtsgericht jetzt noch sicherer fühlen können.