Gasthof zur Post eröffnet in Egloffstein neu - Wie Gaststätten in der Fränkischen Schweiz überleben
Autor: Ronald Heck
Egloffstein, Montag, 21. Oktober 2019
Bald öffnet die Post in Egloffstein wieder ihre Pforten. Die drei Frauen, die ihn betreiben, verraten ihr Geheimrezept für eine erfolgversprechende Gaststätte in der Fränkischen.
"Wir wollen für das Dorf wieder ein Treffpunkt werden", hofft Jessica Heid. In wenigen Wochen ist es soweit: Der traditionsreiche Gasthof zur Post begrüßt aufs Neue Gäste in dem historischen Gebäude mitten in Egloffstein. Gastwirtin Erika Heid ging vergangenes Jahr mit 73 in den Ruhestand. Tochter Jessica war immer klar, dass sie den Familienbetrieb nicht übernimmt. "Ich wäre die sechste Generation gewesen", verrät die 38-Jährige ohne Reue.
Investor kaufte die Post
Mit all den Auflagen hätte sie eine Sanierung der historischen Gaststätte finanziell nicht bewältigen können. Stattdessen kaufte ein Investor aus Nürnberg die Post, der dort "schon als kleiner Junge zu Gast" gewesen sei. "Ohne die Last auf den Schultern sind wir wesentlich freier. Ich bin auch kreativer, wenn ich mir nicht ständig Sorgen mache, wie ich das schaffen soll", erklärt Heid. Der private Besitz sei ihr nie wichtig gewesen, aber sie will "die Tradition bewahren und die Geschichte des Gasthauses aufleben lassen".
Die Post wieder "aufgepeppt" hat Jessica Heid gemeinsam mit Silvia Seemann (54) und Julia Kellner (37). Das Frauen-Trio ist seit April offiziell angestellt und hat seitdem viel Arbeit in die Gaststätte gesteckt. "Wir kombinieren Alt und Neu", erklärt Seemann das Konzept. Die drei polsterten eigenhändig alle Bänke und Stühle, dekorierten die Räume, koordinierten die Handwerker, richteten die Küche ein und designten die überarbeitete Speisekarte selbst. Auch die "gemeinsame Mama" Erika Heid steht nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite.
Der Spaß an der Arbeit
Im Internet werben die Frauen aktiv über Facebook und Instagram für die Post. Da veröffentlichen sie zum Beispiel Videos, wie die drei während der Arbeit und beim Putzen tanzen und singen.
"Der Spaß an der Arbeit ist uns sehr wichtig. Wir wollen zeigen, dass Gastronomie Spaß machen kann. Es ist eigentlich ein total vielseitiger und geiler Beruf!", betont Heid.
Das Dreier-Dream-Team der Post
Ursprünglich wollte die Gastwirtstochter nie in der Gastronomie arbeiten. Auf Weltreise entdeckt die Fremdsprachenkorrespondentin in einem australischen Pub ihre Liebe zur Gastro. Zurück in der Heimat macht sie - wie auch Kollegin Julia Kellner - im renommierten Nürnberger Schindlerhof eine Ausbildung. Anschließend jobbt sie in verschieden Gaststätten. Aber nie lange, da sie die Chefs abschrecken und schlechtes Arbeitsklima herrscht. Nachdem sie in Pegnitz Hotelbetriebswirtin wird, kehrt sie 2013 nach Egloffstein zurück.