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Gasseldorfer Wirt leidet mit den Griechen


Autor: Wilfried Roppelt

Gasseldorf, Freitag, 03. Juli 2015

Auch wenn Daniel Mitakos seit fast fünf Jahrzehnten in Deutschland lebt, sorgt er sich um die Zukunft seiner griechischen Landsleute. Zum Referendum am Sonntag hat der Gasseldorfer Gastwirt eine klare Meinung.
Daniel Mitakos bibbert mit seinen griechischen Landsleuten. Foto: Wilfried Roppelt


"Kalispera" oder "Guten Abend" bekommt zu hören, wer abends beim Griechen in Gasseldorf isst und trinkt. Der das sagt, hat ein sympathisches Lächeln und trägt die Brille hochgesteckt im Haar. Das ist auch zu seinem Markenzeichen geworden.

Die Rede ist von Daniel Mitakos, vielen besser bekannt als Laki. Geboren worden ist er in der nördlichsten Stadt Griechenlands, Orestiada. Mit 13 Jahren ist der heute 60-Jährige nach Deutschland gezogen. Seine Eltern hatten zuvor ihre Gastwirtschaft in der griechischen Heimat aufgeben müssen.
Nach verschiedenen Stationen in der Fränkischen Schweiz führt Mitakos erfolgreich das Restaurant "Bei Laki". Auch wenn Mitakos in der Fränkischen Schweiz lebt und arbeitet, sind seine Gedanken unverändert auch in Griechenland.

Das Land befindet sich am Rande der Staatspleite und den Menschen geht langsam das Geld aus.

Die Lage ist ausgesprochen dramatisch, das weiß inzwischen jeder, der nur die Nachrichten verfolgt. Von der griechischen Regierung ist Mitakos dabei grundsätzlich sogar recht angetan.

Für ein klares Ja

"Die jetzige Regierung ist die erste, die den Ernst der Lage der Bevölkerung aufgezeigt hat. Denn so richtig war über die Realität im Lande niemand informiert."

So habe bis vor Kurzem niemand gewusst, dass etwa 80 Prozent der Hotels in internationalen Händen sind. Von den betreffenden Einnahmen bleibe aber nichts im Land, sagt der Wirt. In etwas anderem liegt Mitakos mit dem griechischen Premier Mitakos allerdings über Kreuz. Anders als Tsipras spricht er sich dafür aus, dass die Griechen am Sonntag das Referendum mit Ja beantworten. Am Sonntag entscheiden sie darüber, ob sie den Auflagen der Geldgeber weiter folgen wollen.

Kaum bedeutende Industrien

Mitakos würde sich sehr wünschen, dass das von der Staatspleite bedrohte Land wieder nach vorn kommt.
"Dies wird ohnehin schwer genug sein, denn bedeutende Industrien gibt es kaum", sagt er. Das Land lebe hauptsächlich vom Tourismus, wobei die dort Beschäftigten zunächst wieder einmal einen ziel- und erfolgsorientierten Umgang als zuletzt mit den Touristen lernen müssten. Die griechische Bevölkerung sitze mit ihren vielen Inseln auf einem Schatz, verstehe es aber nicht wirklich, diesen Schatz auch gewinnbringend zu vermarkten. Die bisherigen Milliardenzahlungen der EU seien in erster Linie an die Banken gegangen.

Die Betriebe oder die gewöhnlichen Menschen hätten die Gelder dagegen bislang nicht erreicht. "Für meine Landsleute in Griechenland kann ich nur hoffen, dass sich schnellstmöglichst praktische Lösungen finden werden, auch wenn damit weiter tief einschneidende und schmerzhafte finanzielle Maßnahmen verbunden sind", sagt Mitakos.
Auch wenn das Schicksal des Landes am sprichwörtlichen seidenen Faden hängt, hofft er für seine griechischen Landsleute, "dass aus dem dünnen Faden bald wieder das starke Schiffstau wird".