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Für Pesch ist das Instrument auch Lebensgefühl


Autor: Josef Hofbauer

Schossaritz, Freitag, 21. Dezember 2012

Der Instrumentenbauer Christoph Michael Pesch aus Schossaritz bei Hiltpoltstein (Landkreis Forchheim) verleiht dem Klang Formen. Für unseren Adventskalender am 21. Dezember öffnet er die Tür zum Haus Nummer 21.
Christoph M. Pesch fertigt Instrumente aus heimischem Holz. Foto: Josef Hofbauer


Ursprünglich wollte der in Mönchengladbach geborene Christoph Michael Pesch Sozialpädagoge werden. Dann entschloss er sich aber dazu, Schreiner zu werden. Nachdem der mittlerweile 44-Jährige seine Gesellenprüfung mit Auszeichnung bestanden hatte, bildete er sich zum Cembalo-Bauer weiter. Gleichzeitig machte er weiter im Gitarrenbau.

Vor zehn Jahren legte Pesch die Meisterprüfung als Zupfinstrumentenmacher ab und heimste als Jahrgangsbester einen Staatspreis ein. Er quittierte seinen Job als Instrumenten-Bauer in Baiersdorf und zog mit seiner Familie in die Fränkische Schweiz nach Schossaritz. Im Haus Nr. 21, erbaut 1688, machte sich der Instrumentenbauer selbstständig, richtete sich eine Werkstatt ein. Hier steht der Holzhammer neben der filigranen Geige.

In der Wohnstube befindet sich das Cembalo, die Gesellenarbeit des Meisters.

Pesch stellt alle Arten von Zupfinstrumenten her, von der Laute bis zur Gitarre, von der Mandoline bis zum mittelalterlichen Psalter. Ein Instrument, so findet Pesch, ist ein Stück Lebensgefühl. Deswegen legt der Handwerker auch großen Wert auf individuelle Gestaltung. Er verziert die Instrumente liebevoll, "signiert" sie mit Intarsien. Sein Markenzeichen, ein Hobel, aus dem Hobelspäne quellen und sich zu einem Notenschlüssel ringeln, vereint seine beiden Berufe.

Er spielt die Instrumente auch

All seine Instrumente spielt Pesch auch selbst. Mit sechs Jahren lernte er Orgel: "In unserer Familie war es normal, Musik zu spielen." Das hat ihn angesteckt. Auch seine neun Kinder zwichen sechs und 18 Jahren, darunter zweimal Zwillinge, spielen jeweils mindestens ein Instrument. Vorbild ist der Papa, der als Gitarrist mit Klaus Wuckelt (Mandoline und Lyra) Konzerte gibt und CDs aufnimmt. "Einfache, melodische Musik, handgemacht", betont Pesch. Die CD nennt sich "So einfach". Der Titel der Vorgängerscheibe lautete: "Einfach so."

Der Handwerker liebt die Musik. Er leitet die Sängergruppe Bärnfels, übt fränkisches Liedgut ein. "Da kommt viel Gefühl rüber", findet der gebürtige Rheinländer, der auch auf dem Sektor der geistlichen Musik tätig ist. Er leitet den Kirchenchor im Pottensteiner Stadtteil Kirchenbirkig. Früher war Pesch auch Rockmusiker. Doch diese Art habe sich schnell abgenutzt. "Das hat mir nichts mehr gegeben", erzählt Pesch. Ihm sei es gelungen, sich frei zu machen von Blockaden. "Ich habe gelernt, Kräfte zu spüren. Ich weiß, dass es etwas Göttliches in der Schöpfung gibt. Gelingt es uns, dies zu erspüren, erhalten wir aus dieser Quelle auch die Kraft und den Lebensmut, Dinge anzugehen, die uns vorher unmöglich schienen", ist Pesch überzeugt.

Der freie Wille eines anderen Menschen, Anerkennung, Rücksichtnahme und Verständnis sind Schlüsselbegriffe im Leben von Chrostoph Michael Pesch. "So kann ich einen Herzenskontakt zu den Menschen aufbauen, muss nicht Idealen nachjagen", findet der feinfühlige Meister des Zupfinstumentenbaus. Erfahren habe er das zum ersten Mal im Elternhaus, als ihn seine Mutter fragte: "Bist du glücklich?" Seither findet er menschliche Nähe und Wärme unheimlich wichtig.