Druckartikel: Fünf Bewerber mit türkischen Wurzeln treten in Forchheim an

Fünf Bewerber mit türkischen Wurzeln treten in Forchheim an


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 07. März 2014

Am 16. März bewerben sich fünf Forchheimer mit Migrationshintergrund für ein Mandat im Stadtrat. Sie starten für verschiedene Parteien - und doch gemeinsam.
Eine Frau und vier Männer mit türkischen Wurzeln bewerben sich für den Forchheimer Stadtrat. Foto: Ekkehard Roepert


Eine Frau und vier Männer sitzen um einen Tisch in der Alten Wache und sind ins Gespräch vertieft. Es ist 19 Uhr und die fünf haben sich nach der Arbeit getroffen, um die Veranstaltungen der vergangenen Wochen aufzuarbeiten. Es geht um die Wahl - und man könnte meinen, hier sitzen fünf Parteifreunde, die ihre Taktik besprechen.

Doch weit gefehlt: Zwar streben sowohl Dilek Gülcü, als auch Atila Karabag, Metin Karabag, Ali Fuat Karabag und Haldun Yildirim ein Mandat im Forchheimer Stadtrat an; doch das ist an diesem Abend nicht das Thema; und die fünf kommen auch nicht aus einer Partei, sondern aus drei verschiedenen.

Drei Parteien, ein Ziel

Dass Stadtratskandidaten der SPD, der CSU und des Freien Bürgerblocks gemeinsame Veranstaltungen zur Wahl machen, ist eigentlich undenkbar. Dass es diesen fünf Kandidaten gelingt, hat einen einfachen Grund: Sie wollen nicht unbedingt für eine politische Richtung werben, sondern dafür, dass überhaupt gewählt wird.
"Wir haben vier Info-Aktivitäten veranstaltet", erzählt Metin Karabag. "Uns geht es darum, dass die türkischstämmigen deutschen Bürger, und auch die anderen Bürger mit Migrationshintergrund zur Wahl gehen."

Dass Migranten beteiligt sind in der Stadt - "dieses Thema entspricht uns allen", betont Metin Karabag: "Es wäre nicht schlecht, wenn ein Migrant im Stadtrat wäre." Unterstützt vom städtischen Amtsleiter Dieter Walda hat das Quintett also Aufklärungsarbeit geleistet. Rund 400 wahlberechtigte Türken leben in Forchheim. Aber auch Tunesier, Griechen, Russen und Bürger aus dem ehemalige Jugoslawien waren gekommen. "Kommunalwahl ist kompliziert", sagt Atila Karabag. "Viele wählen nicht, weil sie sich abgeschreckt fühlen. Daher ist die Aufklärung wichtig."

Ali Karabag hat auch bei seinen Hausbesuchen bemerkt, dass der Appell zur Wahl ankommt und dass "die Leute begeistert reagieren". Metin Karabg schaut in die Runde am Tisch und sagt: "Mathematisch betrachtet, müsste einer von uns reinkomm." Dann deutet er auf seinen kleinen Bruder Atila: "Er hat die besten Chancen."
Der ist kein Neuling in der Forchheimer Parteienlandschaft: Atila Karabag verfehlte im Wahlkampf 2008 für die SPD nur knapp ein Mandat und war erster Nachrücker.

Verbunden mit der Stadt

Damit hat der 41-Jährige eine Vorreiterrolle in der türkischen Gemeinschaft übernommen, die offenbar Wirkung zeigt. Im Forchheimer Kommunalwahlkampf 2014 sind es nun fünf Bewerber mit türkischen Migrationshintergrund, die in die Politik drängen. Atila Karabags älterer Bruder Metin tut dies für den Freien Bürgerblock Forchheim (FBF), während sich Cousin Ali Karabag wie sein Onkel Atila der SPD angeschlossen hat.

Und auch die CSU wirbt auf ihrer Stadtratsliste gleich mit zwei türkischstämmigen Kandidaten - mit der 41-jährigen Dilek Gülcün und dem gleichaltrigen Haldun Yildirim. Die beiden kennen sich seit ihrer Jugend. Beide betonen ihre Verbundenheit mit der Stadt. "Ich bin die dritte Generation - ich fühle mich wie in der Heimat", sagt Dilek Gülcün. Mit Haldun Yildirim und dem Karabag-Trio teilt sie eine Mission, die Haldun Yildirim so ausdrückt: "Wie wollen Erstwähler und Migranten aufwecken. Es gibt einige Leute, die was sagen wollen, sich aber noch nicht getraut haben."