Druckartikel: Frischer Wind in den Heroldsbacher Klassenzimmern

Frischer Wind in den Heroldsbacher Klassenzimmern


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 25. Januar 2013

Der Kreis Forchheim will vier seiner Schulen mit neuer Lüftungstechnik ausstatten. Die Gemeinde Heroldsbach hat vorgemacht, wie es funktioniert.
Der Heroldsbacher Planungstechniker Hanfried Sebrantke (rechts) erläutert den Forchheimer Kreisräten die Lüftungstechnik.  Fotos: Barbara Herbst


Ohne Frischluft keine Lernerfolge: Der Zusammenhang zwischen dem Raumklima in Klassenzimmern und der Lernbereitschaft der Schüler ist zweifelsfrei. Dennoch hat sich die Einsicht, dass Schulhäuser eine Lüftungstechnik benötigen, erst spät durchgesetzt, wundert sich Stefan Götz. Der Leiter der Hochbauabteilung im Landkreis Forchheim war einer der Experten, die am Freitag den Kreis-Bauausschuss nach Heroldsbach begleiteten.

Die Politiker waren einer Einladung von Bürgermeister Edgar Büttner (SPD) gefolgt. Büttner, der auch Dritter Landrat ist, wollte seinen Kreistagskollegen demonstrieren, wie moderne Lüftungstechnik das Klima im Schulhaus verändern kann. In den Jahren 2010/11 hat die Gemeinde rund 2,1 Millionen Euro in die energetische Sanierung der Schule gesteckt.
"Die Luft ist viel besser geworden", versichert Rektor Winfried Bauer. Die Zeit der "dicken Luft" an der Schule sei vorbei.

Nur zwei der 30 Kollegen stünden der Neuerung kritisch gegenüber.

Einer der beiden Kritiker ist Erwin Jungkunz, der seit 1985 in Heroldsbach unterrichtet. Täglich steht er im Schnitt vier Stunden im Klassenzimmer. Jungkunz beklagt Nackenschmerzen wegen des "Luftzugs". Und er kritisiert, dass die automatische Schock-Lüftung (15 Minuten) zum Stunden-Wechsel nicht ausreichend Sauerstoff liefere. Fazit Jungkunz: "Die frühere Durchlüftung mit Hilfe der Fenster ist gesünder gewesen."

Doch diese Position scheint spätestens mit den modernen Sanierungstechniken widerlegt. Wegen der hohen Isolierungsdichte werden moderne Schulhäuser ohne Lüftungstechnik im Sommer zu Backöfen. Reinhold Otzelberger (SPD-Kreisrat, Lehrer am Ehrenbürg-Gymnasium und dort für den Gebäudeunterhalt zuständig) erinnert an jene Nürnberger Schulen, die erst vor wenigen Jahren saniert wurden. "Dabei hat man auf die Lüftungstechnik verzichtet. Mit der Folge, dass die Häuser jetzt schimmeln."

Die Nürnberger Schulhäuser hat auch Hochbauamt-Chef Götz als warnendes Beispiel vor Augen. "In Nürnberg müssen die Lüftungsanlagen jetzt nachgerüstet werden." Stefan Götz erklärt diesen Schildbürgerstreich mit den "schwer nachvollziehbaren Förderrichtlinien". Noch in den Jahren 2005/2006, als das Konzept für die Sanierung der Realschule Ebermannstadt vorlag, galten Lüftungsanlagen als "schädlich" und wurden nicht gefördert.
Daher muss die neu sanierte Realschule ohne Lüftungsanlage auskommen. "Innerhalb von fünf Jahren hat dann ein Umdenken eingesetzt. Die als schädlich eingeschätzte Technik gilt nun als unerlässlich", sagt Stefan Götz.
Daher hatte der Forchheimer Kreistag im Dezember beschlossen: Die Realschulen in Forchheim und Gräfenberg sowie das Ehrenbürg-Gymnasium und das Gymnasium Fränkische Schweiz sollen im Zuge ihrer Sanierung mit Lüftungstechnik ausgestattet werden.
Die Wirkung dieser Technik ist sinnlich wahrnehmbar. Darauf wies Karl Waldmann hin. Der Kreisrat der Grünen hatte kürzlich die Realschule Ebermannstadt besucht. Und kritisiert, dass in der sanierten Schule die Energie durch gekippte Fenster verschwendet werde. "Gleichzeitig ist dort die Luft schlecht, während hier in Heroldsbach die Luft gut ist."
Wobei die gute Luft nur ein Vorteil der modernen Technik sei, sagt Hanfried Sebrantke. Der Chef des gleichnamigen Heroldsbacher Planungsbüros betonte, dass die 43 Kleinanlagen in den Klassenzimmern auch dazu beitragen, 30 Prozent der Energie zurückzugewinnen. Bürgermeister Edgar Büttner unterfütterte die Aussage mit Zahlen. 100 000 Liter Öl habe die Schule pro Jahr vor der Sanierung verheizt. "Jetzt sind es nicht mal mehr 25 000 Liter pro Jahr." Im Vergleich dazu fielen der erhöhte Stromverbrauch (zusätzliche 14 000 Kilowattstunden) und die Wartungskosten (5000 Euro pro Jahr) der Anlage kaum ins Gewicht.