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Forchheim: Bei Bauarbeiten mehrere Skelette entdeckt


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 19. August 2016

Einen Begräbnisort haben die Archäologen seit langem beim Katharinenspital vermutet. Bei Bauarbeiten wurden nun Skelette von etwa 13 Individuen entdeckt.
Die Skelett-Funde am Katharinenspital ermöglichen einen neuen Blick auf das Leben im spätmittelalterlichen Forchheim. Foto: Barbara Herbst


Die Vermutung, dass sich am Katharinenspital archäologisch Wertvolles finden könnte, hatten die Experten schon lange. Daher wies das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (in Memmelsdorf) das Areal am Spital als "Verdachtsfläche" aus. Und als die Stadtwerke ankündigten, dort Gas- und Stromleitungen zu verlegen, stellten die Denkmalpfleger dem Baggerführer vorsorglich eine Archäologin zur Seite.

Johanna Aas (von der Bamberger Grabungsfirma Reve) warf während der Baggerarbeiten ein genaues Auge auf die Bodenfärbungen. Sie liefern erfahrungsgemäß die ersten Hinweise auf archäologische Funde.

Am Donnerstag machte die Bamberger Archäologin dann tatsächlich die erhoffte Entdeckung: "Bei den Baggerarbeiten hat plötzlich ein Knochen rausgeschaut." Seitdem herrscht in der Bamberger Straße Baustopp. Ausgerüstet mit Pinseln und Spachteln legen die Mitarbeiterinnen der Firma Reve die Knochenreste frei. Die Schädel der Toten sind vom Erddruck beschädigt, aber die Gebisse mit teils ausgebrochenen Zähnen sind gut erkennbar. 13 Individuen wurden bislang entdeckt.

Bis Dienstag wollen die Archäologen mit dem Bergen der Skelette fertig sein. "Die Funde sind aus mehreren Gründen wertvoll", erklärt Johanna Aas. Endlich könne man etwas über den Friedhof des Spitals in Erfahrung bringen. Die Knochen würden am Landesamt dokumentiert und von Anthropologen bestimmt. Sie sollen Aufschluss geben über das Geschlecht, das Alter und den Gesundheitszustand von Menschen, die vermutlich im Spätmittelalter (14. und 15. Jahrhundert) in Forchheim gelebt haben.

"Sehr spannend und außergewöhnlich", seien die bisherigen Grabungsergebnisse, freut sich Johanna Aas: "Das ist ein schönes Fenster in die Vergangenheit."

Bislang seien keine Sarg-Spuren gefunden worden. Die Leichen wurden wohl in Tüchern begraben. Dafür spreche auch der Fund der Öse eines Leichentuches. Ob die Knochen später wieder an ihrem Fundort oder auf einem Forchheimer Friedhof beigesetzt werden, ist noch offen. Vermutlich werden bei den weiteren Bauarbeiten ab nächster Woche weitere Skelette entdeckt. "Wir sind mitten im Friedhof", sagt Johanna Aas. Betont aber auch, dass es sich hier nicht um eine Forschungsgrabung handele, sondern um eine "baubegleitende Notgrabung". Das heißt: Die Archäologen werden nicht gezielt versuchen, den ganzen ehemaligen Friedhof freizulegen; sondern nur dort graben, wo die Stadtwerke ihre Gas- und Stromleitungen verlegen.


Faszinierte Passanten

Großes Interesse zeigten gestern die Forchheimer an den Grabungen. Immer wieder blieben Passanten stehen, blickten in die etwa drei Meter tiefe Grube hinunter und machten Fotos von den dicht beieinanderliegenden Skeletten. Luitgard Hönig, die 19 Jahre als Hauswirtschafterin im Katharinenspital gearbeitet hat und gestern zufällig vorbeikam, verharrte gebannt vor den Knochenfunden: "Es fasziniert mich, dass die Toten so gut erhalten sind." Meist werde das Thema Tod ja weggedrängt, sagte Luitgard Hönig. Die archäologischen Funde seien eine Gelegenheit, sich dem Thema zu stellen.