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Freude und Tod - Waischenfeld vor 50 Jahren


Autor: Reinhard Löwisch

Waischenfeld, Freitag, 02. Januar 2015

Was lehrt uns die Vergangenheit über die Gegenwart und vielleicht sogar über die Zukunft? Vielleicht, dass Banales und Wichtiges, Freude und Tod immer schon nahe beieinander lagen. So auch im Waischenfeld des Jahres 1965.
Der Waischenfelder Marktplatz im Jahr 1971. Sechs Jahre zuvor war dort ein fünf Jahre alter Junge von einem Lkw erfasst und getötet worden. Repro: Löwisch


Ein Blick zurück in die Vergangenheit kann womöglich helfen, die Zukunft besser einzuschätzen. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft meistern. Vielleicht hilft in diesem Sinne auch ein Blick zurück auf das, was sich 1965 in Waischenfeld zugetragen hat.

In diesem Jahr wurde Werder Bremen Deutscher Meister und Franz Beckenbauer bestritt sein erstes Länderspiel (2:1 gegen Schweden), womit sich die Nationalelf für die Weltmeisterschaft in England qualifizierte. Der Papst hieß Paul VI und hielt als erster Papst eine Rede vor den Vereinten Nationen.


Zu Grabe getragen

Auf lokaler Ebene waren die Ereignisse zwar eine Nummer kleiner, was aber nichts daran änderte, dass sie für die Menschen vor Ort wichtig und bedeutsam waren.

Das Jahr 1965 also begann mit dem Großbrand der Möbelfabrik Sponsel in Nankendorf-Aalkorb.

Trotz des Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehren Nankendorf, Waischenfeld, Plankenfels, Breitenlesau und Löhlitz konnte die Fabrik am Ende nicht gerettet werden. Der Schaden betrug nach ersten Schätzungen rund 500.000 Mark. Ende März wurde der Waischenfelder Zahnarzt Benedikt Spörlein zu Grabe getragen.
Er war in vielen heimischen Vereinen aktiv, unter anderem beim SV Bavaria, Gesangverein, Heimat- und Verschönerungsverein, Kriegerverein und Kulturreferent der Stadt. Darüber hinaus war er Schriftleiter des Fränkische Schweiz Verein und konnte dort viele seiner heimatkundlichen Forschungen veröffentlichen.

Am 1. Juni wurde das Köttweinsdorfer Schützenhauses feierlich eingeweiht. Das schmucke Gebäude des Schützenvereins "Sieghardt-Tor" hat Zimmermeister Andreas Heinlein aus Baiersdorf, der damalige Jagdpächter der Jagd von Köttweinsdorf, errichtet.

Im Sommer sind einige Waischenfelder Häuser neu gebaut oder renoviert worden, meldet die Lokalpresse und weiter: "Der Neubau des Geschäftshauses der Firma Farben-Sebald und am Wohnhaus der Familie Huppmann wird noch in dieser Woche Richtfest begangen. Anstelle des Sebald-Hauses stand früher das "Noglers-Haus".


Ein neuer Hilfsdienst

Der bekannteste Vertreter der Familie ist Michel Hofmann. Er ist Sohn des Noglers-Ponz, der neben der Landwirtschaft auch Eisenwaren, Kurz- und Kolonialwaren im kleinen Laden verkaufte. Michel Hofmann war Leiter des Staatsarchivs Würzburg und Erforscher der Waischenfelder Geschichte.

Ende Juni wurde in Waischenfeld der Malteser Hilfsdienst gegründet. Die Lokalpresse schrieb darüber: "In einem abendlichen Gottesdienst In der Stadtkapelle bekundeten 40 Mitglieder des hier neugegründeten Malteser Hilfsdienstes ihre freiwillige Verpflichtung zum Dienst am Nächsten aus religiösen Motiven."

Eng damit verbunden sind Hans Eckert, der als örtlicher Malteser-Fahrer agierte und auch Hans Seger, in dessen Werkstatt die Fahrzeuge gewartet wurden und anfangs auch die Unfall-Hilfestelle untergebracht war. Von Bedeutung war auch der frühere Bürgermeister Hans Schweßinger, der sich kommunalpolitisch stark für den Malteser-Hilfsdienst einsetzte.


Eine große Errungenschaft

Im August warnte die Lokalpresse davor, die Burg zu besuchen, weil der Zugang zum "alten Schloss" wegen Absturzgefahr gesperrt wurde. Erst nachdem umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt worden waren, wurde der beliebte Aussichtspunkt wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Im September wurde im Ortsteil Gutenbiegen die Baywa-Werkstatt errichtet. "Ein 17,34 Meter langes und zwölf Meter breites Wohngebäude nimmt auch das Büro und ein Lager für kleinere Ersatzteile auf. Ihm schließt sich eine 34,57 Meter lange Werkhalle an" hieß es lapidar in der Zeitung.

Stolz waren die Waischenfelder auf eine Errungenschaft, die heutzutage fast selbstverständlich ist: "Die gefürchtete Gemeindeverbindungsstraße von Waischenfeld über Zeubach, Kugelau nach Volsbach wird bald der Vergangenheit angehören. Mit einer Bausumme von 655.000 DM wird sie durch eine neue fünf Meter breite Teerstraße ersetzt, die dem landschaftlich reizvollen Zeubachtal einen ganz neuen Anstrich verleiht" , hieß es in der Lokalpresse. Ende November trug sich in Waischenfeld ein tragischer Unfall zu. Der fünf Jahre alte Sohn eines hiesigen Bauunternehmers wurde in der Nähe des Marktplatzes von einem Lkw überfahren. Er war sofort tot.