Druckartikel: Fremde Insekten verbreiten Angst und Schrecken

Fremde Insekten verbreiten Angst und Schrecken


Autor: Petra Malbrich

LKR Forchheim, Dienstag, 12. Mai 2015

Eingewanderte Insekten bedrohen auch in unserer Breiten immer häufiger Menschen und die Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass es bislang keine wirksamen oder nur wenig erprobte Mittel zur Gegenwehr gibt.
Schon die Raupe des Maiszünslers schwächt durch ihre Fraßgänge die Standfestigkeit der Pflanze.  Foto: Splintercellguy


Um am Dengue-Fieber zu erkranken, muss man nicht mehr nach Afrika fliegen. Die Tigermücke, die diese Viruserkrankung per Stich auf den Menschen überträgt, ist auch in unseren heimischen Breiten im Vormarsch. "Es ist eine ernstzunehmende Bedrohung", bestätigt Christiane Fleischmann, Leiterin des Gesundheitsamts in Forchheim.

Für den Landkreis kann sie aber bis auf Weiteres Entwarnung geben. Hier sei die meldepflichtige Viruserkrankung noch nicht aufgetreten. Hohes Fieber und starke Gliederschmerzen sind einige der schweren Symptome. "Man nennt sie auch Knochenbrecherfieber, wegen der starken Gliederschmerzen", sagt Fleischmann.
Übertragen wird das Virus durch die Tigermücke, die tag- und auch nachtaktiv ist. Eingeschleppt haben das Insekt aller Wahrscheinlichkeit nach Touristen.

Doch die Mücke, die es gern warm und feucht liebt, findet auch andere Verstecke. Autoreifen beispielsweise, wenn sich dort Wasser sammelt. "Mit Altreifen aus China könnte die Mücke ebenfalls zu uns gekommen sein," sagt Michael Urbanczyk von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Forchheim.

Mit weißen Streifen

Die Tigermücke sieht auf den ersten Blick aus wie heimische Stechmücken, nur dass die Tigermücke weiß-gestreift ist. In Italien ist die Tigermücke inzwischen ein Riesenproblem und auch in Madeira gab es im vergangenen Jahr einen Ausbruch.

Das Tückische an dem Dengue-Fieber ist, dass es keine Medikamente und keinen Impfstoff gibt. Aber man kann sich immerhin im Vorfeld schützen. "Man sollte lange und helle Kleidung tragen, ein Mückenspray auf die Haut und auf die Kleidung sprühen, Moskitonetze aufhängen und auch ein Fliegengitter anbringen", rät Fleischmann. Im vergangenen sind bundesweite 600 Fälle bekannt geworden, in denen Menschen an Dengue-Fieber erkrankt sind. In diesem Jahr sind es bereits 209 Fälle.

Aufpassen muss man auch bei Reisen nach Sri Lanka, den Philippinen, Thailand oder Malaysia. Die inneren Blutungen, die diese Krankheit auslösen könne, ergänzen in schlimmen das ohnehin schon lebensbedrohliche Krankheitsbild.

Unscheinbarer Käfer

Für den Menschen ungefährlich sind andere eingewanderte Tiere, die allerdings auch im Landkreis Forchheim schon gesichtet wurden und dort inzwischen massive Schäden anrichten. Wie verrückt breitet sich beispielsweise der Maiszünsler aus. Vor allem in der Monokultur findet der unscheinbare Käfer seine Heimat. Vor allem der boomende Anbau von Mais, der für Biogasanlagen gebraucht wird, kommt dem Maiszünsler zupass. "Der Maiszünsler kommt in Massen vor und nagt sich Gänge. Die Pflanzen entwickeln sich dann nicht richtig", klagt Urbanczyk.

Nicht selten führe das zu Ernteausfällen. Dafür kann auch die Kirschfruchtfliege sorgen, oder noch schlimmer, deren Nachfolger, die asiatische Essigfliege. "Die Kirschfruchtfliege legt ein Ei auf die Kirsche. Dann schlüpft eine Larve, die sich durch die Kirsche frisst. Vor 50 Jahren gab es die Kirschfruchtfliege hier noch nicht", sagt Urbanczyk.

Steigerung des Schreckens

Dank der Klimaerwärmung hat die Fliege, die bislang eher im Mittelmeerraum beheimatet war, den Sprung über die Alpen geschafft. Die asiatische Essigfliege ist ihrerseits nicht nur die Nachfolgerin, sonder vielmehr auch die Steigerung der Kirschfruchtfliege. Sie legt mehrere Eier in eine Kirsche - mit der Folge, dass die jeweilige Frucht von Maden befallen ist. "Für die Landwirte ist das katastrophal", sagt Urbanczyk, zumal die Fliege schwer zu bekämpfen sei. "Es gibt nur ein Mittel für die Bekämpfung", bestätigt Bernhard Haberberger vom Obstgroßmarkt Pretzfeld. Mit jenem Mittel habe man aber noch keine Erfahrung.

Die Pretzfelder hatten im vergangenen Jahr einen starken Befall der Kirschessigfliege verkraften, glücklicherweise erst zum Schluss der Saison. Vor allem auf die Spätsorte "Regina" hatte es die Essigfliege abgesehen. Herbert Hubmann, Geschäftsführer des Obstgroßmarktes Igensdorf und der Franken Obst GmbH, denkt daran mit Schrecken zurück. Sogar Obst hätte weggeworfen werden müssen.

Die Hoffnung bleibt

Wie es heuer wird, ist noch ungewiss. Die Hoffnung, von einem weniger gravierenden Befall als im vergangenen Sommer, aber bleibt.

Erste Hinweis werden die Landwirte geben können, die Erdbeeren anbauen. Denn die Kirschessigfliege mag auch Erdbeeren. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Fliege in den Wintermonaten mit Erdbeeren aus Übersee ins Land gekommen sein könnten. Das wäre eine dunkle Seite der Globalisierung.
"Die Tiere kommen mit irgendwelchen Produkten herein", mutmaßt Urbanczyk.