Freiheitsstrafen: Drogenabhängige klauen in Forchheim 62 Getränkekisten
Autor: Ronald Heck
Forchheim, Dienstag, 01. August 2017
Zwei Männer klettern im November über das Tor von Getränke Kistner in Forchheim und stehlen Pfand im Wert von Hunderten Euro. Nun wurden sie verurteilt.
In Fußfesseln wurden die beiden Angeklagten in den Sitzungssaal geführt. Am Dienstag standen ein 38-Jähriger und ein 32-Jähriger wegen gemeinschaftlichen Diebstahls vor Gericht. Der Ältere ist im November viermal in den Forchheimer Getränke-Großhändler Kistner eingestiegen und hat Pfandkästen im Wert von 405 Euro geklaut. Der jüngere Beschuldigte war beim letzten Beutezug dabei. Das Pfand haben sie eingelöst, um sich von dem Geld vor allem Drogen zu besorgen.
Weil zu befürchten gewesen wäre, dass sie nicht zur Hauptverhandlung erscheinen, wurden beide verhaftet. Der 38-Jährige ist mehrfach vorbestraft und schwer drogenabhängig. Polizisten haben ihn in Forchheim-Nord aufgegriffen. Vor dem Amtsgericht Forchheim gab er die Tat zu. "Ja, es stimmt. Ich habe das Geld für den Konsum von Heroin gebraucht", sagte der Angeklagte mit unruhiger Stimme.
Jedesmal mehr Kästen gestohlen
Am 10. November kletterte er das erste Mal über das Zufahrtstor von Getränke Kistner und stahl fünf PET-Pfandkästen. Auf die gleiche Weise stahl er fünf Tage später zehn Kästen und eine Woche darauf 16 Kästen. Er steigerte sich mit jedem Diebstahl: Am 22. November entwendete er dann zusammen mit dem Mitangeklagten 31 Pfandkästen. Jede der Kisten ist 6,50 Euro wert.Hierbei stieg einer über das Tor und übergab das Diebesgut dem anderen, der außerhalb des Geländes stand. "Ich war einmal dabei und bin auch selbst reingegangen", räumte der 32-Jährige ein. Er wiederum habe es vor allem aus Geldnot getan. Er nimmt auch Drogen wie zum Beispiel Fentanyl.
23 Vorstrafen
Der 40-Jährige gab an, dass er zurzeit kein Heroin mehr konsumiere und bereit sei, eine Entzugstherapie zu machen. Er hat insgesamt 23 Vorstrafen - unter anderem wegen Diebstahls, Trunkenheit im Verkehr, Widerstands gegen Polizeibeamte und Drogenbesitzes. Seine Bewährungshelferin sagte, dass bislang kein intensiver Kontakt mit ihm möglich gewesen wäre.Amtsrichterin Silke Schneider betonte, dass er in Bamberg beim gleichen Vergehen schon erwischt wurde. "Sie müssen irgendwann die Kurve bekommen", appellierte sie. Selbst die Mutter des Drogenabhängigen habe gesagt, dass sie froh sei, wenn er in Haft kommt.
Der 40-Jährige bezieht Arbeitslosengeld I von rund 850 Euro und hat drei Kinder. Der 32-Jährige hat drei Vorstrafen wegen Betäubungsmittelbesitzes, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls. Er ist arbeitslos und hat zwei Kinder. Die Staatsanwältin Susanne Hansen forderte für den Älteren ein Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung. "Sollte er jemals eine Therapie eingehen, so kann dies nur aus der Haft heraus geschehen", meinte Hansen. Beim jüngeren Beschuldigten sei eine Bewährungsstrafe möglich.
Schlechtes soziales Umfeld
Der Verteidiger Helmut Streit betonte in seinem Plädoyer die schlechten Lebensumstände des 38-jährigen Drogensüchtigen. Sein Mandant sei gesundheitlich angeschlagen und leide an einer Infektionskrankheit. "Er ist in einem Teufelskreis gefangen und konnte sich nicht daraus lösen", erklärte der Rechtsanwalt. Auch der Vater des Angeklagten sei alkohol- und drogenabhängig. Aufgrund von psychischen Störungen sei zudem von verminderter Schuldfähigkeit auszugehen. "Ich will in Haft, ich habe keinen Bock mehr", sagte der Angeklagte abschließend.Richterin Schneider verurteilte ihn zu einem Jahr Haft ohne Bewährung. "Wenn sie eine Therapie aus der Haft heraus wollen, dann machen sie das bitte auch!", bekräftigte sie. Bis zum Antritt der Strafe wurde er entlassen. Noch im Verhandlungssaal lösten die Polizeibeamten seine Fußfesseln.
Der 32-Jährige wurde zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre und er muss 90 Sozialstunden ableisten. Die Fußschellen musste er aber anbehalten, da er noch 15 Tage wegen eines anderen Vergehens absitzen muss.