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Freibäder in Gräfenberg und Streitberg sind "kein Luxus"


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Donnerstag, 13. Sept. 2018

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Jürgen Mistol hat sich in den Freibädern in Streitberg und Gräfenberg umgesehen. Beide Bäder müssen saniert werden.
MdL Jürgen Mistol sieht sich im Freibad Gräfenberg um. Foto: Petra Malbrich


Was haben Streitberg und Gräfenberg gemeinsam? Ein marodes Freibad, das in den 30er Jahren gebaut wurde, anstehende Sanierungskosten in Höhe von ungefähr 1,8 Millionen Euro, beide Kommunen sind für die Sanierung auf staatliche Zuschüsse angewiesen, und das Wasser im Becken ist kalt. Wobei die Streitberger Badegäste gerade wegen des frischen Wassers kommen, während die Gräfenberger die derzeitigen 18,6 Grad am späten Nachmittag gerne etwas wärmer hätten. Doch soll in solchen Luxus und andere Attraktionen investiert werde? "Es hapert an der unsicheren Zukunft", meinte der Gräfenberger Grünen-Stadtrat Matthias Striebich beim Gespräch mit Mistol (Regensburg), dem Grünen-Landtagskandidaten Emmerich Huber (Forchheim), dem Kreisvorsitzenden Georg Schütz und der Kreisrätin Barbara Poneleit im Gräfenberger Freibad.

Keine Fördergelder

Auch die unsichere Zukunft haben die Streitberger und Gräfenberger gemeinsam. Viel Planungssicherheit konnten die Politiker den Parteigenossen, Kommunalpolitikern und Vereinsmitgliedern nicht geben. "Es gibt derzeit auf Landesebene keine Möglichkeit, Fördergelder zu erhalten", sagte Mistol. Aber das Versprechen, sich für den Erhalt der Bäder und somit für eine Sanierung einzusetzen, konnte er geben. "Wir Grüne kämpfen dafür, dass die Schwimmbadsanierung wieder in den Förderkatalog aufgenommen wird, wie es bis 1995 der Fall war", erklärte der Landtagsabgeordnete. Dass Freibäder erhalten bleiben und die Sanierung bezuschusst werden müsse, liege laut Mistol nicht nur an der Schwimmfähigkeit, die damit gefördert werde. Für kleine Gemeinden gehöre ein Freibad zur Identifikation. Zudem sei es wichtig für gleichwertige Lebensverhältnisse. "Da gehört ein Schwimmbad dazu", beteuerte Mistol. Mehr noch: "Wir reden viel über den sozialen Zusammenhalt, der immer weniger wird, weil es keine Orte für Treffen über alle Schichten gibt. Ins Freibad aber geht jeder", betonte der Landtagsabgeordnete.

Familienbad als Treffpunkt

"Das Freibad ist ein Treffpunkt von Jung und Alt. Es ist ein Familienbad", sagte Andrea Sobotka, Zweite Vorsitzende des Fördervereins Freibad Gräfenberg. Vorsitzende Sabine Bader sowie Kreisrätin Poneleit untermauerten dies mit Beispielen aus der Vergangenheit und des Alltags. Vor allem aber müsse der Staat das Engagement der Fördervereine honorieren, finden die Grünen. Gerade der Gräfenberger Verein hat nach dem Einstellen des Badebetriebs 2016 durch das Gesundheitsamt viel Geld und noch viel mehr Zeit investiert, um eine Wiedereröffnung zu erreichen. Auch die Stadt hat dazu Geld in die Hand genommen. Der Handlungsbedarf in beiden Freibädern - in Streitberg und in Gräfenberg - ist deutlich. "Man muss sanieren", betonte Mistol. "Als ich das Streitberger Bad betrat, ging mir das Herz auf. Man atmet die Zeit der 30er ein", beschrieb Mistol das Flair. Und zugleich sollen diese Spuren der 30er Jahre ausgelöscht werden durch nüchterne Vorschriften und Auflagen. Ob die Gräfenberger die DIN-Normen für überzogen halten, wollte Emmerich Huber wissen. Sabine Bader und Andrea Sobotka nickten. "Dass nur noch gerade Wände geduldet werden, schon", meinte Bader. Um Kosten und Erdaushub zu sparen, wurden damals im Gräfenberger Bad schräge Wände gebaut. Die 50-Meter-Bahnen sollen aber bleiben.

"Wenn man sieht, wie schnell etwas passieren muss, muss ordentlich Geld ins System fließen, dass die Kommunen nicht zu viel draufzahlen müssen", meinte Mistol. "20 Prozent nutzen nicht viel", behauptete Striebich. Die Gräfenberger und Streitberger jedenfalls kämpfen weiter. Es gehe hier nicht um Luxus, sondern um den Erhalt, betonten die Grünen.