Frauen in Männerberufen: Wenn Frauen die Knöpfe drücken
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Montag, 14. Januar 2019
Die Kaminkehrermeisterin Christa Butterhof-Lorenz wusste schon als Kind, dass sie einmal in einer typischen Männerdomäne arbeiten will.
Schon mit sechs Jahren wusste Christa Butterhof-Lorenz: Sie wird einmal Schornsteinfegerin. Was sie in diesem zarten Alter noch nicht wusste: Weil sie weiblich ist, wird sie es in diesem Beruf etwas schwieriger haben, sie wird sich unter vielen Männern behaupten müssen und kaum weibliche Kolleginnen kennen.
Wenn in Neunkirchen der Schornsteinfeger klingelt, dann steht sie vor der Türe: Kaminkehrermeisterin Christa Butterhof-Lorenz ist die einzige Bezirksbevollmächtigte in Oberfranken. Ihr Gebiet erstreckt sich auf Neunkirchen, Dormitz und Kleinsendelbach: "Die Leute kennen mich mittlerweile nach elf Jahren und vertrauen auf mein Fachwissen als Schlotfegerin und Energieberaterin", berichtet sie. Bisher hat sie zwei Frauen ausgebildet, sonst ist sie im Landkreis Forchheim alleine auf weiter (Männer-)Flur.
Witze unter der Gürtellinie
Machosprüche und derbe Witze, die unter die Gürtellinie gehen: Zu Beginn hätten viele Kollegen erst einmal ablehnend auf die weibliche Schornsteinfegerin reagiert. "Einmal ist mir richtig der Kragen geplatzt, seitdem ist absolute Ruhe", sagt Butterhof-Lorenz. Ihr Tipp: Auf einen frechen Spruch immer kontern - aber dabei nie selbst unter die Gürtellinie gehen.
Dass sie in ihrem Beruf taff sein muss, war der Schornsteinfegerin von Anfang an klar. Biss, Durchsetzungsvermögen und Schlagfertigkeit - das sind die Eigenschaften, die man als Frau in einem Männerberuf besitzen sollte, um sich zu behaupten. Eine sensible oder schüchterne Frau im Handwerk? "Die hat verloren", sagt Butterhof-Lorenz sofort.
Mit weiblichem Charme punkten
Was ihre männlichen Kollegen können, kann Butterhof-Lorenz genauso gut. Keine Aufgabe ist der Neunkirchnerin zu schwer. "Wichtig ist: Ich bin eine Frau, aber ich kann das genauso leisten." Weil sie sich mittlerweile in ihrem Handwerk einen Status erarbeitet hat, lässt sich Butterhof-Lorenz auch einmal von einem Mann helfen.
Oft kann sie mit weiblichem Charme wesentlich mehr bewirken als ihre männlichen Kollegen. Das kommt bei den Kunden an und so genießt Butterhof-Lorenz das Privileg, die Lieblingsschlotfegerin zu sein. "Heute bedanke ich mich, wenn mir jemand die Tür aufhält. Darüber hätte ich mich früher geärgert", sagt sie.
Eine Frau in einem typischen Männerberuf - das kann auch Vorteile und neue Sichtweisen mit sich bringen, weiß die Schlotfegerin. "Ich denke als Frau anders als Männer", sagt sie. So habe sie in ihrem Arbeitsgebiet neue Dinge eingeführt, zu Terminen fährt sie beispielsweise mit dem Fahrrad.