Franz Müntefering macht den Forchheimern Mut
Autor: Carmen Schwind
Forchheim, Freitag, 03. Juli 2015
Franz Müntefering hat in der Forchheimer Käthe-Kollwitz-Ausstellung über die Lage der Welt nachdedacht. Er ehemalige SPD-Spitzenpolitiker rief sein Publikum dazu auf, täglich an der Verbesserung der Welt zu arbeiten.
Der evangelische Pfarrer Christian Muschler hatte Franz Müntefering bei einem Interview zum Thema "Aktive Sterbehilfe" gesehen. Begeistert hatte ihn dessen sein Engagement. "Ich dachte mir, er könnte ein richtiger Redner zur Käthe- Kollwitz-Ausstellung bei uns in der Christuskirche sein. Ich schrieb ihn einfach an und Herr Müntefering sagte gleich zu", sagte Muschler.
Viele Besucher waren am Donnerstagabend in die Christuskirche gekommen, um den Vortrag "Käthe Kollwitz - diesseits und jenseits der Worte" zu hören und die Bilder der Ausstellung zu betrachten.
Sorge um den Planeten
In seiner Rede ging Franz Müntefering auf die Zeit ein, in der Käthe Kollwitz (1867-1945)lebte. In einer Welt, in der die Industriegesellschaft aufkam, aber auch Krieg herrschte. Nach dem Tod ihres Sohnes Peter ging hatte das Leben für die Künstlerin offenbar keinen Sinn mehr.
Dies alles spiegle sich in den Werken von Käthe Kollwitz. "Sie wollte mit ihrer Kunst in die Gesellschaft wirken", sagte Müntefering. Und das gelänge mit Bildern schneller als mit vielen Worten: "Das Wort hat Grenzen. Eine Geste kann mehr sagen als viele Worte."
Müntefering beschäftigte sich mit der Einsamkeit und dem Schicksal der Flüchtlinge. "Die Frage ist, ob unser Planet in der Lage ist, die vielen Menschen ohne Krieg ernähren zu können", sagte Müntefering.
Bei allem Zweifeln an der Welt: Müntefering sprach sich dafür aus, zuversichtlich zu bleiben und im Kleinen das zu tun, was einem möglich sei. In Anlehnung an Berthold Brechts Gedicht "Nachtlager" sagte er: "Wenn Sie nur einem Menschen für eine Nacht ein warmes Lager geben, dann hatte er wenigstens diese eine Nacht ein Lager."
Es bringe nichts, sich zurückzuziehen und zu sagen, dass man die Welt nicht ändern könne, man müsse im Kleinen, im persönlichen Umfeld helfen.
"Wir müssen aufeinander achten. Wir brauchen Mut und Zuversicht und dürfen uns nicht wegducken", forderte Müntefering. In der Politik spreche man von organisierter Solidarität. Seine Mutter habe das aber Nächstenliebe genannt.
Nicht nur Lisa und Dieter Hoffmann waren begeistert von Münteferings klarer Sprache, der natürlichen Diktion, und dass er nicht abgehoben gewirkt hatte. "Er hat Mut gemacht und strahlte etwas Positives aus", sagte Lisa Hoffmann nach Münteferings Rede.