Franz Alt in Hallerndorf: Damit die Menschheit nicht geröstet wird
Autor: Mathias Erlwein
Hallerndorf, Sonntag, 05. November 2017
Die Frage aller Fragen ist die Klimafrage, da ist sich Franz Alt sicher. Denn es sei die Existenzfrage, verdeutlichte er in einem Vortrag in Hallerndorf.
Der Journalist und Buchautor Franz Alt war als Referent zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Hallerndorfer Klimaschutzvereins "Generation Erde" eingeladen worden. Fast zwei Stunden sprach er im Saal der Brauereigastwirtschaft Rittmayer zum Thema "Auf der Sonnenseite - Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht".
Rund 100 Zuhörer klebten an den Lippen des 79-Jährigen. Er warb für eine rasche Umsetzung der Energiewende: "Weil es die Überlebensfrage für die Menschheit ist."
Der Klimawandel sei eindeutig, belegte Alt anhand von Diagrammen und Schaubildern nicht ohne einen Seitenhieb in Richtung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und der AfD, die noch immer den Klimawandel bezweifelten. "Kleinere Klimaveränderungen gab es schon immer, in diesem Ausmaß wie heute aber gab es das noch nie", versicherte der Politikwissenschaftler, Historiker, Theologe und Philosoph.
Düsteres Bild der Zukunft
Sein düsteres Bild der Zukunft: "Wir verschwinden von der Erde, wenn wir weiter gegen die Naturgesetze handeln. Wenn wir so weitermachen, werden wir geröstet und getoastet." Es gebe aber noch die Chance, das Schlimmste zu verhindern. "Die durch den Menschen geschaffenen Probleme können durch den Menschen gelöst werden. Denn technisch können wir viel, viel mehr", meinte Alt."China ist heute Solarweltmeister und ganz vorne in der Windenergie. Und das mit deutscher Technik", behauptete der Referent. "Wir können, wenn wir wollen, zu 100 Prozent erneuerbare Energie erzeugen", ist er sich sicher. Eine wesentliche Rolle spielt für ihn die Solarenergie. 15.000 mal mehr Energie als alle Menschen auf der Erde verbrauchen würden durch die Sonnenstrahlen zu uns kommen. Kostenlos. Das Problem aus Alts Sicht: Die Lobbyisten verdienen damit kein Geld.
Krieg und Frieden
"Wir haben Kriege um Öl, die Alternative heißt Frieden mit der Sonne", so lautet seine einfache Lösung. Alt zeigte auf: "Täglich verwüsten wir auf unserem Planeten rund 50 000 Hektar mit unserem Energieverbrauch, jeden Tag gehen 86 Millionen Tonnen fruchtbares Land verloren und alle 24 Stunden werden 150 Tier- und Pflanzenarten ausgerottet. So kann es nicht weitergehen. Die Katastrophen werden sich mehren, die Flüchtlingsströme aufgrund des Klimawandels in nicht geahnten Ausmaßen zunehmen."Mit Bildern von architektonischen Vorzeigeprojekten auf der ganzen Welt zeigte Franz Alt, wie man Solarzellen hervorragend in die Gebäudestruktur integrieren könne. Und er fand lobende Worte für den Hallerndorfer Klimaschutzverein. Die von den Mitgliedern angeregten Projekte wie die Bürgerphotovoltaikanlage, das Nahwärmenetz und viele weitere Ideen seien Teil eines globalen Prozesses des Umdenkens. "Andere schauen auf Hallerndorf und machen es nach. Weil es bei euch funktioniert", lobte er den alternativen Weg der Kommune. Er machte auch einen Unterschied zwischen der in Bonn stattfindenden 23. Weltklimakonferenz und der Aischtal-Gemeinde aus: "In Hallerndorf wird gehandelt, in Bonn geredet."
"Wenn es bei einem Vortrag von fast zwei Stunden bis zur letzten Minute mucksmäuschenstill ist, sagt das alles über die Qualität des Referenten aus", freute sich der Vorsitzender des Vereins "Generation Erde - Klimaschutz in Hallerndorf" über den Coup, Franz Alt nach Hallerndorf zu holen. Den Kontakt dazu hatte Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG) hergestellt. Er nutzte die Gelegenheit, ihn um einen Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde zu bitten.
Zum zehnjährigen Jubiläum des Klimaschutzvereins fand der Gemeindechef ebenfalls lobende Worte: "Ihr seid Querdenker und Antreiber. Ihr seid das grüne Gewissen der Gemeinde". Als eine "würdige Geburtstagsfeier" bezeichnete der Forchheimer Landrat Herman Ulm (CSU) die Veranstaltung. "Der Landkreis ist darauf angewiesen, dass es direkt vor Ort in den Dörfern und Kommunen vorangeht. Dafür leistet Ihr einen großen Dienst", sagte Ulm.