Frank Ortloff hat mitgemacht: Fortaleza weiß, wie man feiert
Autor: Redaktion.
Dormitz, Sonntag, 22. Juni 2014
Frank Ortloff aus Dormitz, Spieler des Landesliga-Aufsteigers Baiersdorfer SV, berichtet exklusiv von seinen Erfahrungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Das Gruppenspiel Deutschland gegen Ghana hat er live im Stadion miterlebt - auch auch das, was hinterher in der Stadt abging.
Um ein Uhr rief ich meinen Taxifahrer an. Vermutlich machte er in den letzten fünf Tagen das Geschäft seines Lebens mit mir. Dafür fuhr er mich - über alle möglichen Schleichwege - möglichst nah ans Stadion heran. Zwei Stunden zu früh, konnte ich die Stimmung genießen. Endlich traf ich auf Eidgenossen in Lederhosen und Dirndl - dachte ich. Denn die Jungs und Mädels stellten sich als Kanadier raus. Cool waren sie trotzdem.
Mein Platz im Stadion war direkt hinter dem Tor und dieses Mal nahe des deutschen Fanblocks. Den Geräuschpegel der überragenden Stimmung konnte man sicherlich mit der Schalker Arena vergleichen, die als Lauteste der Welt gilt.
Wie es der Zufall wollte, saß neben mir ein Würzburger Student, der in Sao Paulo bei Siemens sein Praktikum macht. Nächstes Jahr spielen wir sogar gegeneinander in der gleichen Liga.
Das Spiel war zwar aus deutscher Sicht nicht so erfolgreich wie in Salvador, dafür umso spannender - besonders die letzten Minuten. Ich war richtig nervös, was für mich eine echte Seltenheit ist. Vor uns saß zu allem Glück auch noch ein ortsansässiger Brasilianer, der 90 Minuten Ghana unterstützte. Auf meine Frage "Warum?" meinte er nur, dass man als Neutraler in Brasilien immer den "Underdog" unterstütze.
Nach dem 2:2 sollte es zurück in die Stadt gehen und das erwies sich als wesentlich schwieriger als gedacht, denn eine ganze Menschenmasse hatte das gleiche vor - und ohne Taxi oder Bus war man aufgeschmissen. Erst um acht konnte ich mich wieder mit Phil, dem Bekannten aus Salvador, vor dem Fanfest treffen. Was in Fortaleza an einem Wochenende abgeht, ist wirklich unglaublich.
Da war so viel los, da muss man einfach mitfeiern. Selbst bei einem Spiel wie Nigeria gegen Bosnien waren hier bis zum Ende locker 10 000 Mann am Mitfiebern. Und draußen in den Straßen tummelten sich mindestens noch einmal genauso viele Leute. Die Straße war komplett mit Ständen gefüllt, die Snacks und Sandwiches anboten - und zwar richtig gut. Den einen oder anderen Caipirinha gab es dann auch noch dazu. Später ging es ins Partyviertel Dragao de mar. Bis zu den ersten Sonnenstrahlen genoss ich diese gigantische Feierlaune in Fortaleza. Die Stadt bietet einfach alles, was ein Urlaub können muss.
Fast ein bisschen schade, dass ich mich schon wieder auf den Weg nach Recife mache, denn an Fortaleza mit seinen Mega-Stränden, dem guten Essen und Wetter wird Recife sicherlich nicht rankommen.
Immerhin: Ich komme endlich in eine andere Unterkunft.
Zum Schluss: Die Spieler taten mir übrigens echt leid, bei dem Wetter auf dem Platz stehen zu müssen. Vielleicht ließ deswegen die deutsche Leistung zu wünschen übrig.