Fränkische Trachtentradition in Kunreuth
Autor: Redaktion
Kunreuth, Montag, 27. August 2018
In Kunreuth leben in der Trachtenwerkstatt von Familie Rosenbauer alte fränkische Trachtentraditionen weiter. Die Farben und Schnitte werden dabei sorgsam an die heutige Zeit angepasst.
Von Julia Heimberger
Ganz anders sieht sie aus, die fränkische Tracht. Sie entspricht nicht dem klassischen Oktoberfestdirndl, welche teilweise zu sehr günstigen Preisen mitunter auch beim Discounter verkauft werden. Die fränkische Tracht ist keine Stangenware, kein Einheitsbrei, sondern individuell auf die Kundenwünsche und historische Vorlagen abgestimmt. Denn die Tracht diene der Identifikation mit der Heimat, erklärt Dagmar Rosenbauer in ihrem Trachtenladen in Kunreuth. Dieser ist vollgestopft mit Stoffen, Bändern, Borten, Knöpfen, fertigen Trachten, Accessoires wie Brautkronen und Hochzeitsschmuck. Hierher hatte der CSU-Ortsverband Kunreuth/Weingarts zum Gespräch eingeladen, um die Wichtigkeit der fränkischen Tracht zu betonen.
Vielfältige Anlässe, um Tracht zu tragen
Die Stoffe und Modelle sind so vielfältig wie die Anlässe, zu denen Trachten getragen werden. "Es gibt Unterschiede zwischen ledigen und verheirateten Frauen, Festtagstracht, für den Alltag, für das Kirchenjahr, zur Hochzeit, zum Tanzen und natürlich für die Trauer", erläutert Dagmar Rosenbauer. Allerdings wollen Männer keine Trachten mit zu viel Borte und Stickerei, schlicht sei besser. Auch die Damen möchten keine drei Unterröcke mehr tragen, sondern bevorzugen eher eine schlanke Silhouette. Früher sollten die Unterröcke die Fülligkeit der Damen betonen, "da war mehr dran, die Mädchen waren somit besser genährt, also reich und damit gut zu heiraten". Die Ortsbäuerin Birgit Hauenstein aus Weingarts sieht das heute noch so. Über ihrem Unterrock trägt sie zwei Schürzen und darunter einen Wulst aus Schafwolle. Dieser "Kidebari" ist ein Polster am Po, und "der muss bollern, richtig schön rund sein", sagt Birgit Hauenstein und strahlt dabei über das ganze Gesicht.
Ein eher modernes und weniger ausladendes Gewand trägt die Ortsbäuerin Kerstin Göthert aus Kunreuth. Ihre Tracht hat sie in aufwendiger Handarbeit selbst genäht und ist sehr stolz darauf. "Da ist man immer angezogen", erklärt sie lachend. Bei allen drei Trachtenträgerinnen spürt man den Stolz und ihre Wurzeln in der Region. Dagmar Rosenbauer bemerkt, "wer hier zu Hause ist und die Region seine Heimat nennt, darf natürlich Tracht tragen, auch wenn er zugezogen ist!" Bis in die 1980er Jahre wäre das nicht möglich gewesen, als Zugereister eine fränkische Tracht zu tragen. Aber diese Zeiten seien schon lange vorbei.