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Fränkische Schweiz: Rätselhafte Vorkommnisse - sind drei Hunde vergiftet worden?


Autor: Petra Malbrich

Haidhof, Sonntag, 31. März 2019

Drei bei Haidhof freilaufende Hunde zeigten Vergiftungserscheinungen, zwei überlebten. Die Fälle sind suspekt, da keine Giftköder gefunden wurden.
Der Berner Sennenhund "Akira" verendete vor  zwei Tagen vermutlich an Rattengift. Foto: privat


Innerhalb von zwei Wochen zeigten drei Hunde in Haidhof bei Gräfenberg (Landkreis Forchheim) Anzeichen von Vergiftungen. Zwei Hunde konnten noch gerettet werden, der dritte wurde am Donnerstag verendet in der Wohnung gefunden. "Am Morgen war ,Akira' noch fidel", berichtet Michaela Raum, die sich an infranken.de gewendet hat, um andere Hundebesitzer zu warnen.

Vergiftungserscheinungen bei Hunden: Mit dem Australian Shepherd in die Tierklinik

Leichte Anzeichen waren bei dem Hund von Michaela Raums Schwester zu bemerken, was aber noch nicht als Vergiftung eingestuft wurde. Das war schon Anfang des Monats, als der kleine Hund der Rasse Bolonka zwar ein wenig Blut gespuckt und Durchfall hatte, aber ansonsten keine Anzeichen einer Vergiftung zeigte und sich das Unwohlsein wieder legte.

Lesen Sie auch: Rentner flüchtet aus Angst vor Hund auf einen Baum - Feuerwehr muss den Mann retten Anders erging es dem Australian Shepherd, dem Hund von Michaela Raums Nachbarin. Am Wochenende speichelte der Hund mit Blutbeimengungen. Die Familie hatte bereits einen Hund durch Vergiftung verloren, so dass sie die nun angezeigten Symptome besser einstufen konnte und den Hund sofort in die Tierklinik brachte.

Ratten- oder Nervengift - Gegenmittel verabreicht

Der behandelnde Arzt ordnete die Symptome als Vergiftung durch Rattengift oder ein Nervengift ein und verabreichte das Gegenmittel Vitamin K. Entweder es schlage an oder es handele sich nicht um eine Vergiftung durch Rattengift, wurde der Familie gesagt. Das Mittel schlug an, das Tier überlebte. Auffällig ist, dass es nur den Hund getroffen hat, der sich freilaufend auf der Gassi-Runde bewegte. Michaela Raums Nachbarin hat einen zweiten Hund, der jedoch an der Leine ging. Dieser Hund zeigte keine Symptome. Alle drei Familien gehen dieselbe Runde, wenn sie ihre Hunde ausführen. Alle Hunde waren freilaufend. Nun ist Michaela Raums Hund "Akira" verendet. "Er zeigte alle Symptome für Rattengift", berichtet Raum von der Aussage des Tierarztes, den die Familie gerufen hat, nachdem der Hund leblos im Badezimmer gefunden wurde. Er hatte alle Viere von sich gestreckt und Schaum sowie eine klebrige Flüssigkeit um das Maul herum.

Veterinäramt Forchheim möchte Rattengift als Ursache ausschließen

Für den Amtsarzt Bernhard Hauser vom Veterinärsamt Forchheim ist eine Ferndiagnose ohne wirkliche Hinweise schwierig. So bleibe es bei Spekulationen. Auch unbemerkte Krankheiten könnten Grund für die Auffälligkeiten sein. Eine gesicherte Aussage könne in dem Fall nur getroffen werden, wenn der Hund seziert werde oder eben Giftköder gefunden würden. Hauser möchte aber Rattengift ausschließen.

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"Rattengift wirkt nicht von jetzt auf gleich", sagt Hauser. Eine Vergiftung mit Rattengift bedeute ein langsames "Gesieche". Eine einmalige Aufnahme bewirke das nicht, wenn das Gift frei ausgestreut worden wäre. Der Hund müsste Unmengen fressen. Rattengift wirke normalerweise so, dass immer wieder davon gefressen werden müsse. Das hatte auch der behandelnde Tierarzt der Familie erklärt. Der Klinikarzt meinte jedoch, es könne ein Nervengift oder ein Rattengift der früheren Generation gewesen sein. Das sei deutlich aggressiver. Acht bis zehn Tage dauere es, bis es im Körper Wirkung entfalte. Dann gehe es schnell, der Hund beginne zu krampfen und fange an, kleine Mengen Blut zu spucken oder auszuscheiden. So gibt Raum die Informationen weiter.

Pflanzenschutzmittel?

Jedoch gebe es Pflanzenschutzmittel, die laut Hauser eine massive Wirkung haben können. Er möchte das aber zugleich ausschließen. "Die Landwirte müssen einen Sachkundenachweis haben und dürfen das Mittel nur abends ausbringen", sagt Hauser. Der Grund dafür ist, dass sich das Mittel zersetze und keinen Schaden mehr anrichten könne. Schon wegen der Bienen sei das gesetzlich so geregelt. "Wenn wir einen Verursacher haben, können wir ihn packen", meint Hauser. Handele es sich um ein Schädlingsbekämpfungsmittel, sei die Gemeinde in der Pflicht.

Polizei informiert

Auch die Polizei in Ebermannstadt wurde von den drei betroffenen Familien informiert. Eine Strafanzeige wurde noch nicht gestellt. Für die Polizei ist der vorliegende Fall suspekt. Konkrete Hinweise auf Giftköder gibt es nicht. "Wir haben mit den Jagdpächtern Kontakt aufgenommen, denn dann hätte auch Wild davon fressen können", informiert Georg Götz, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebermannstadt. Verendetes Wild ist bisher nicht gefunden worden. So bleibt für die betroffenen Familien die Aussage des Klinikarztes über älteres Rattengift als Anhaltspunkt. "Wenn es Rattengift war, ist es eine fürchterliche Quälerei. Darauf muss man aufmerksam machen. Das ist besonders heimtückisch", ärgert sich Marianne Wende vom Tierheim Forchheim. Hundehasser gebe es, aber die Hunde könnten nichts dafür, wenn sich Herrchen oder Frauchen fehlverhalten und beispielsweise die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner in Wald und Flur lassen würden. Das mag Michaela Raum nicht, denn sie kommt selbst aus einer Landwirtschaft. Jedenfalls ist ihr wichtig, dass andere Hundebesitzer sensibilisiert werden und acht geben, was ihr Hund frisst. Obwohl ihre "Akira" seit Montag nur noch an der Leine gehen durfte, war es für den Berner Sennenhund zu spät.

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