Fränkische Schweiz: Wilderei ist kein Einzelfall
Autor: Petra Malbrich
Ebermannstadt, Mittwoch, 02. Dezember 2020
Drei Fälle von Jagdwilderei gab es in diesem Jahr im Bereich Ebermannstadt. Die Polizei prüft, ob Zusammenhänge bestehen und geht allen Hinweisen nach. Gründe fürs Wildern gibt es viele. Hunger ist es nicht.
Ein Reh, dessen beide Vorderläufe durchschossen wurden, so dass es sich nur qualvoll weiterschieben konnte, und Rehe, die bereits an Ort und Stelle ausgenommen wurden: Das waren Fälle von Wilderei, und die oder der Wilderer werden von der Polizei gesucht. "Wir gehen allen eingegangenen Hinweisen nach", sagt Daniel Hartmann, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebermannstadt. Ein Sachbearbeiter nimmt sich eigens dieser Fälle an, um auch Zusammenhänge zu prüfen. Erschwerend bei der Spurensuche ist, dass niemand weiß, wie die Wilderer unterwegs sind, ob mit dem Auto oder zu Fuß. Die ländliche Struktur macht es den Ermittlern nicht einfach, ist das Waldgebiet in der Fränkischen Schweiz doch recht weitläufig. "Ein Einzelfall ist es nicht, aber es gibt keine Mehrung", sagt Daniel Hartmann. Schon im Laufe des Jahres gab es einen Fall, der ebenfalls auf Wilderei schließen lässt. Zumindest wurden heuer drei Fälle durch einen Schuss gemeldet, also Jagdwilderei. Auch die Jagdpächter wissen um die Wilderei. "Wilderei hat es schon immer gegeben, gerade um die Zeit vor Weihnachten. Es ist Wildbretzeit", sagt Rainer Burkard, der Hegeringleiter der zwölf Reviere in Ebermannstadt. Die beiden jüngsten Vorfälle fanden dort statt. Dieser klassische Fall des gezielten Tötens fällt unter den Straftatbestand Jagdwilderei.
Keine Schuhcreme zur Tarnung
Den Wilderer, wie er aus den Ganghofer-Filmen bekannt ist, gibt es wohl nicht mehr. Mit schwarzer Schuhcreme zur Tarnung ins Gesicht geschmiert läuft niemand mehr herum. "Es wird auf unterschiedliche Weise gewildert", erklärt Polizist Hartmann. Denn wer beispielsweise einen Wildunfall hat und das Reh oder den Hasen mitnimmt, begeht ebenfalls Wilderei. Wilderei ist eine Straftat, für die eine Geld- oder gar Haftstrafe vorgesehen ist. Letztendlich ist es die Entscheidung des Staatsanwalts. Fest steht für Hegeringleiter Burkard: "Es muss niemand mehr wildern." Zumindest nicht wegen Hungers. Die Gründe fürs Wildern bleiben Spekulationen, solange der Wilderer nicht gefasst ist und sein Motiv benennt. "Die Wilderei muss man mit zwei oder drei Augen betrachten. Manche wildern, weil es der Reiz am Verbotenen ist. Manche verkaufen es an Gaststätten weiter oder haben den Jagdtrieb", erklärt Burkard. "Der Wilderer könnte auch aus Angst vor Aufmerksamkeit weggegangen sein, um das Tier später zu holen", meint Burkard über einen Fall, bei dem das erlegte Wild zurückgelassen wurde. Nicht nur Jäger, auch andere Bürger könnten den Schuss gehört haben. "Auch mit einem Schalldämpfer hört man einen Schuss", weiß Burkard. Schüsse wurden zwischendurch gehört, doch keiner der zuständigen Jäger war es gewesen. Auch das ist ein Hinweis, dass ein Wilderer sein Unwesen treibt. Die Jagdpächter jedenfalls sind nun besonders wachsam. Die Reviere sind strikt getrennt, jeder Revierinhaber zahlt Pacht für sein Revier. Auch wenn ein Jäger Wild im Revier eines anderen Jägers schießt, fällt es unter Wilderei. "Der Jäger hat eine bestimmte Pflicht gegenüber dem Reh und kann ihm nicht unbegrenzt nachstellen. Der Jäger ist auch Heger und muss sich an bestimmte Richtlinien halten", erklärt Burkard. So darf ein Jäger nur zu bestimmten Zeiten jagen, nicht mehr schießen, als der Abschussplan vorgibt, und muss die Schonzeiten einhalten. Vor allem darf der Jäger das Wild nicht anleuchten, ob mit einem Scheinwerfer oder der Taschenlampe. Das ist bei den Wilderern üblich. "Begehrt ist das Reh, weil es handlich ist und stehen bleibt, wenn man es anstrahlt", sagt Burkard.
Nachtsichtgeräte
Anders als Rehe bleiben Wildschweine nicht stehen, wenn man sie anleuchtet. Wegen der afrikanischen Schweinepest sollen die Jäger Wildschweine schießen. Dazu nutzen sie auch Nachtsichtgeräte. Diese Nachtsichtgeräte sind für jeden im Handel erhältlich - und machen die Jagd auch den Wilderern leichter.