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Fränkische Schweiz: Wie Egloffstein zum Markt wurde


Autor: Reinhard Löwisch

Egloffstein, Mittwoch, 30. Januar 2019

Die Bezeichnung Markt hat nichts mehr mit dem Recht zu tun, regelmäßig Märkte abhalten zu können. Die Erhebung Egloffsteins erfolgte vor 60 Jahren.
Blick auf Egloffstein Foto: Wolfgang Mehrer


Egloffstein kann am 3. Februar ein kleines Jubiläum feiern: den 60. Geburtstag als Marktgemeinde. Mit diesem Datum ist die entsprechende Urkunde des bayerischen Innenministeriums versehen, mit der Egloffstein zu einem Markt erhoben wurde.

Dorf - Markt - Stadt - so lautet seit Jahrhunderten die Reihenfolge zur Besiedlung eines Landstriches. Die Flächenbebauung ist im Dorf locker, weitläufig, offen und unregelmäßig, in der nahen Stadt hingegen gedrängt, eng, geschlossen und regelmäßig - so beschreibt der Historiker Michel Hofmann die grundsätzliche Unterscheidung.

Zwischenschritt

Der Zwischenschritt Markt ist wirtschaftlich bedingt, denn wer Markt halten durfte, hat auch Handwerker und Dienstleister angezogen. Berühmt ist da beispielsweise der Bierkrieg zwischen Pretzfeld und Ebermannstadt. Mit einem Dorf fing das Leben also an, dann wurde die Siedlung zum Markt und schließlich zur Stadt, die sich und ihre Bürger mit Burg, Bannmeilen und Mauern - wie Waischenfeld vor 700 Jahren - schützte. Laut Onlinelexikon Wikipedia ist die Bezeichnung Markt eine Besonderheit des bayerischen Kommunalrechts, die es in anderen deutschen Bundesländern nicht gibt. Sie hat nichts mehr mit dem Recht zu tun, regelmäßig Märkte abhalten zu können, vielmehr bescheinigt sie dem Ort eine gewisse Bedeutung für die umliegenden Gemeinden, etwa durch zentrale Lage, Größe oder Sitz von überörtlichen Einrichtungen. Damit ist ein Markt eine Zwischenstufe zwischen Gemeinde und Stadt. In Bayern gibt es 386 Märkte. Jüngster Markt in Bayern ist Ruhstorf an der Rott, das diese Bezeichnung am 29. November 2008 erhielt.

Festakt zur Erhebung

Egloffstein feierte die Erhebung zum Markt mit einem Festakt am 7. April "im neu gestalteten Saal der Gastwirtschaft Igel", wie es im Zeitungsartikel dazu heißt. Neben Kreisbaurat Ridelberger sowie Bürgermeisterkollegen der umliegenden Gemeinden konnte Bürgermeister Hans Daut Regierungsrat Ritter von Traitteur und vor allem den Forchheimer Landrat Paul Strian begrüßen, der die begehrte Urkunde im Laufe der Feier übergab.

Bereits im Mittelalter

Doch zuerst gab es musikalische Einlagen des Gesangvereins. Der Bürgermeister berichtete aus der Geschichte des Dorfes über die Entwicklung seiner Gemeinde als "zentralen Ort im Trubachtal". Demnach versorgte Egloffstein bereits im Mittelalter das gesamte Umland. Die Märkte im Ort waren berühmt. Die Zunftobermeister hatten ihren Sitz in Egloffstein und als ritterschaftlicher Ort war Egloffstein der Sitz des Vogteiamtes mit eigener Gerichtsbarkeit, Steuerrecht, Jagd- und Fischereirecht. Vor allem gab das Huldigungsrecht des jeweiligen Souveräns derer von Egloffstein dem ritterschaftlichen Marktort seine Bedeutung nach außen. Auch heute noch verfügt Egloffstein über die Einrichtungen, die ihm die Qualifikation als Markt geben.

Dreimal abgelehnt

Seit 1951 kämpfte der Markt um das Recht, sich Markt zu nennen. Dreimal wurde der Antrag schon abgelehnt, trotzdem "ließen die Kräfte der verantwortlichen Männer von Egloffstein jedoch nicht erlahmen", heißt es in der Zeitung, weshalb "trotz stärkster finanzieller Belastung alle Auflagen erfüllt wurden". Am 3. Februar 1959 erhielt nun Egloffstein mit Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern das Marktrecht endgültig verliehen. Landrat Strian würdigte das zähe Ringen der Gemeindevertreter und gab der Freude Ausdruck, dass er den neuen Luftkurort Egloffstein als vierten Marktort seines Landkreises (die anderen drei heißen Neunkirchen am Brand, Eggolsheim und Hiltpoltstein) bezeichnen kann. Er dankte den Einwohnern für ihren Einsatz im Straßen- und Kanalisationsbau.