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Fränkische Schweiz: Wenn das Kirchenvolk draußen bleiben muss


Autor: Thomas Weichert

Gößweinstein, Mittwoch, 15. April 2020

Das Kirchenvolk hatte wegen der Corona-Krise zum Osterfestgottesdienst in der Basilika Gößweinstein keinen Zugang. Es war ein etwas anderer Gottesdienst.
In einer fast menschenleeren Basilika Gößweinstein segnet Pfarrer  Pater Ludwig Mazur während des Oster-Festgottesdienstes die Osterspeisen vor  dem Altar.  Foto: Thomas Weichert


Eine eigenartige Stimmung lag in der Basilika Gößweinstein an diesem Ostersonntag. Das Kirchenvolk hatte wegen der verschlossenen Türen keinen Zutritt zum Kirchenraum. Drinnen ließ Georg Schäffner die Orgel ertönen und einige wenige Gottesdienstteilnehmer, vor allem die in häuslicher Gemeinschaft lebenden Niederbronner Schwestern und die Brüder aus dem Franziskanerkloster, stimmten mit ihrem österlichen Freudengesang ein. Der war allerdings aufgrund der Lautstärke der Orgel fast nicht zu hören. "Halleluja, der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja", mit diesem Jubelruf begrüßte Pfarrer Pater Ludwig Mazur das kleine Häuflein.

Die Weihe und das Entzünden der Osterkerze, die Weihe des Taufwassers mit vorheriger Erneuerung des Taufversprechens oder auch die Segnung der wenigen bereitgestellten Osterspeisen: Wer es gewohnt ist, dass dies normalerweise mit den Gebeten und Gesängen einer großen Gottesdienstgemeinde vollzogen wird, für den stellte sich der Ablauf jetzt fast unwirklich dar. In seiner Predigt bezog sich Pater Ludwig auf die Frauen am Grab Jesu und erinnerte daran, dass auch wir gerne Dinge einbalsamieren würden, so wie die Frauen Jesus einbalsamieren wollten. "Aber Jesus lässt sich nicht einbalsamieren. Das Leben lässt sich nicht einbalsamieren", sagte der Pfarrer. Ob in der Familie oder in Beziehungen, Ehen oder Freundschaften, das Leben lasse sich nicht einbalsamieren, es wolle sich weiterentwickeln. "Das erleben wir gerade auch seit ein paar Wochen", meinte der Geistliche. Selbst die Kirche zeige sich oft als Spezialistin für Einbalsamierungen und begründe zu vieles mit den wohlriechenden Salben der Tradition. Manchmal breche die Auferstehung auch in ihr durch, falle Verkrustetes ab, werde neues Leben und Lebendigkeit sichtbar. Wenn sich das Leben neue Bahn breche, dann geschehe dies fast immer im Stillen und Verborgenen. Die österliche Frohbotschaft tragen die "von Rom zurückgekehrten Glocken" sonst zum Gloriagesang mit ihrem Läuten in die Gemeinde hinaus. Beim diesjährigen Gottesdienst ließ Pater Ludwig die Glocken nach der Wandlung läuten. In seiner abschließende Segensbitte betete Pater Ludwig: "Der auferstandene Herr schenke uns die Behutsamkeit seiner Hände, die Güte seiner Augen, das Lächeln seines Mundes, die Treue seiner Schritte, den Frieden seiner Worte, die Wärme seines Herzens, das Feuer seines Geistes, und das Geheimnis seiner Gegenwart."