Fränkische Schweiz: Kochen um 1900 war meist Arme-Leute-Essen
Autor: Petra Malbrich
Hiltpoltstein, Donnerstag, 15. August 2019
Hans Meier, dessen Wurzeln in Affalterthal liegen, schwärmt von der guten alten fränkischen Küche. Seine in Hiltpoltstein lebende Tochter Anja Fetzer fand nun ein über 100 Jahre altes Kochbuch.
Die fränkischen Bratwürste in der Pfanne gebrutzelt oder sauer gekocht, das weithin bekannte Schäuferla und die gebackenen Karpfen - die fränkische Küche ist einmalig. Hans Meier, dessen Wurzeln in Affalterthal liegen, schwärmt von der guten alten fränkischen Küche, was seine in Hiltpoltstein lebende Tochter Anja Fetzer verwunderte. Ob die Küche vor über 70 Jahren so vielfältig gewesen ist wie heute?
Beim Stöbern in Second-Hand-Läden fiel Anja dann das Buch "Kochen und Haushalten um 1900 in Franken" in die Hände. Die Überschrift in Altdeutsch geschrieben, ließ ihre Neugier auf die fränkische Küche anno dazumal wachsen. Anstatt einer fränkischen Vielfalt wurde sie beim Blättern des Buches aber ernüchtert.
Arme-Leute-Essen
"Die Rezepte sind Arme-Leute-Essen, mit Zutaten, die ich gar nicht kenne", sagt Anja. Das Almoden-Gewürz ist da beispielsweise genannt. Gibt sie das Wort in Google ein, wird es zu Almosen verbessert. Inzwischen weiß sie, dass Piment damit gemeint ist, um damit Stoppelrüben oder weiße Rüben zuzubereiten.
Und da stand sie vor dem nächsten Rätsel: Denn diese Rübe, eine weiße, runde Knolle mit Rotfärbung, hat sie in den Supermärkten ebenfalls noch nicht gesehen. In Deutschland soll die Stoppelrübe wenig bekannt sein, im Gegensatz zu Frankreich oder Italien.
Dafür braucht man Sago
Auch Sago wurde genannt. Auch dieser Begriff war Anja Fetzer unbekannt. Nun weiß sie, dass es ein Bindemittel ist. Durch das Kochbuch um 1900 weiß sie auch, wie man es aus Kartoffelmehl herstellt.
Die Masse an Rezepten dreht sich um einfache Gerichte wie Kartoffelnudeln oder Kartoffelsuppe, die Herstellung von Mehlknödeln und Soßen, passend zu den einfachen Gerichten wie Hering und Sardellen und einfache Braten.
Anja Fetzer weiß nun jedenfalls die heutige Vielfalt der Lebensmittel zu schätzen. "Es ist schön, dass wir nicht aus nichts etwas zaubern müssen", betont Fetzer.