Fränkische Schweiz: Freibäder in der Nazi-Zeit erbaut
Autor: Reinhard Löwisch
Egloffstein, Freitag, 30. August 2019
In Pottenstein gab es zwar seit 1926 und in Streitberg seit 1931 ein Freibad. Doch die Nationalsozialisten forcierten ab 1933 den Bau neuer Freizeiteinrichtungen.
Schon lange, bevor es zum Zweiten Weltkrieg kam, hatten sich die Nazis massiv in das öffentliche Wirtschaftsleben eingemischt und beeinflussten es zum Beispiel mit dem Bau von Freibädern. Ob dahinter der Wunsch nach körperlicher Ertüchtigung für den bevorstehenden Krieg stand, kann durchaus vermutet werden, auch wenn sich das Freizeitwerk "Kraft durch Freude", kurz KdF, erst im November 1933 gründete.
Drei Beispiele für die Errichtung von Nazi-gesteuerten Freibädern sind die in Waischenfeld, Egloffstein und Hollfeld. Allen gemeinsam ist: Sie wurden vom Architekten Vogel aus Nürnberg gebaut und im Sommer 1934 der Öffentlichkeit übergeben.
Offiziell durch staatliche Mittel gefördert, dienten sie auch der Nazi-Propaganda. Mit der Errichtung des "Kur- und Familienbads" in Waischenfeld bewiesen die damaligen Stadtväter Weitblick - obwohl mittlerweile alle Nazis waren -, nicht zuletzt auch wegen des zunehmenden Fremdenverkehrs in dieser Region. Mit der Schaffung dieser Freizeiteinrichtung bezogen die Waischenfelder und die anderen beiden Gemeinden eine gewisse Vorreiterstellung, da es in jener Zeit nur sehr wenige Freibäder gab.
Im Zeichen des Nationalsozialismus, der auch vor Waischenfeld nicht Halt machte, wurden vor dem Eingang ausländerfeindliche Parolen angebracht. In großen Schriftzügen wurde beispielsweise "Juden Zutritt verboten" den Gästen vor Augen geführt, schrieb der FT im Mai 1970 rückblickend. In der Mitte der Liegewiese stand eine "Friedenslinde" von 1871, an den Rändern des Freibadbeckens hingen Fahnen mit dem Hakenkreuz.
Das Freibad in Egloffstein ist am 1. Juli 1934 feierlich eröffnet worden. Der "Wiesentbote" meldete: "Nachmittags um 2 Uhr bewegte sich ein stattlicher Zug von der Hitlerlinde mitten im Ort zur Badanlage. Reicher Flaggenschmuck und bekränzte Häuser zeigten allen, dass es ein Festtag für ganz Egloffstein war."
Umsatz für den Ort
Der damalige Leiter des Egloffsteiner Verkehrsvereins lobte in seiner Ansprache die neue Anlage, wohl wissend, dass sein Freibad auch Gäste anlockt und damit für Umsatz in seinem Ort sorgt. Die Arbeiten wurden "von Erwerbslosen in 2000 Tagschichten ausgeführt".
Schon ein Jahr später war in der Presse von einer "sehr großen Anzahl von Durchgangs- und Dauergästen" zu lesen und davon, dass sehr viele Schüler der Umgebung zum Sonderpreis "20 Pfennig für den ganzen Sommer" das Bad besuchten.