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Fränkische Schweiz: Es gibt mehr als nur die acht Apfelsorten im Supermarkt


Autor: Franz Galster

Bärnfels, Mittwoch, 10. April 2019

Christine Berner aus Bärnfels ist Streuobstpädagogin. Sie möchte Sinneserfahrung vermitteln, die vielen heute oft fehle.
Christine Berner an einem Kirschbaum - die Knospen sind kurz vor dem Aufbrechen.  Foto: Franz Galster


Streuobstpädagogin ist ein Begriff, der recht ungewohnt klingt. Christine Berner aus Bärnfels in der Gemeinde Obertrubach hat sich genau dieser Aufgabe verschrieben und als erste in Oberfranken diese Qualifikation erworben. Die Grundlage war die vorher absolvierte Ausbildung als Landschaftsobstbaumpflegerin. "Ich beobachte, wie sich unsere Kulturlandschaft verändert, auch unsere Obstbäume sind von dem Wandel betroffen. Das soll jedoch nicht als Kritik an den Obstplantagen verstanden werden", erklärt Berner. Sie hat viele Obstbäume geschnitten und entdeckte die ganze Vielfalt, die vielen sortenbedingten Eigenheiten. "Bäume sind Persönlichkeiten", sagt Christine Berner, die vor Begeisterung für die reiche Natur im Streuobstgarten sprüht. Dieses Wissen möchte sie auch weitergeben. Für ein Jahr ging sie mangels Gelegenheit in Bayern nach Backnang bei Stuttgart zur Ausbildung. Württemberg verfügt über das größte Streuobstgebiet Mitteleuropas mit 190 Streuobstpädagogen, die vom Land gefördert werden. In Bayern ist die Trägerschaft noch unklar. Adressaten sind Kindergärten und Schulen, aber auch Erwachsenengruppen bis hin zu Senioren.

Tier- und Pflanzenwelt

Die Themen rund um die Streuobstwiese mit Tier- und Pflanzenwelt erweisen sich überraschend vielseitig. Obstbaumpflanzen, Obstbaumschnitt, Bestäubung, Befruchtung, Wiesenblumen, Insekten und Kleintiere beobachten oder Obstsorten kennenlernen und verwerten sind nur einige der vielen Aktivitäten. "Ich möchte Sinneserfahrung vermitteln, die heute oft fehlt", erklärt Berner. Ein Ziel ist es, auf die Vielfalt aufmerksam zu machen. "Es gibt Hunderte Apfelsorten und wir Konsumenten gewöhnen uns an die wenigen acht in den Supermärkten", meint Berner. Für die Kinder sei das Probieren alter Sorten immer ein Aha-Erlebnis. Wichtig sei ihr auch die Nachveredlung alter Sorten. Aufgabe ist es nun, den Kontakt zu finden. Solchen gibt es beispielsweise bereits mit der Ganztagsschule und der Tourismuszentrale in Gößweinstein oder auch mit der Familienbildungsstätte in Pegnitz. Kindergärten, Schulen und Erwachsenenbildung sind gesucht. Auch selbst nimmt Berner jährlich an Fortbildungsmaßnahmen teil, Erfahrungsaustausch und am Ball zu bleiben sei wichtig. Neben viel Büroarbeit liebt Berner die Praxis, lässt sich immer wieder von ihren Streuobstbäumen faszinieren. Das zeigt sie auch beim Gang durch eine Streuobstwiese bei Bärnfels mit alten Obstbaumriesen. Sie bleibt an einem Habitatbaum stehen, Totholz, das im Laufe des Lebens als Nist- und Brutplatz besiedelt wurde. "Der Specht öffnet die Türen, dann ziehen viele andere Tiere ein und bleiben, auch wenn die Krone abgestorben ist", erklärt Berner. Es sei weitsichtig, so einen Baum als Lebensraum stehen zu lassen. Das koste wenig und sei viel wirkungsvoller als ein künstliches Insektenhotel.

Alte Kirschbäume

Ihr Blick geht über die lange Reihe alter Kirschbäume. Sie berührt vorsichtig eine Kirschknospe, die kurz vor dem Aufbrechen ist. Sie mag diese Umgebung, kann unterhaltsam und lehrreich auf viele Vorgänge hinweisen, die die Natur so faszinierend und wertvoll machen. Es ist ein komplexer Lebensraum der Insekten mit vielen Möglichkeiten, viel mehr als nur eine Wiese alter Bäume. Interessenten können Christine Berner Per E-Mail an info@pomona-natur.de kontakten.