Fränkische Schweiz: einstimmige Bürgermeisterwahl, umstrittene Verfügungssumme
Autor: Thomas Weichert
Obertrubach, Donnerstag, 07. Mai 2020
In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats Obertrubach wurden die freien Verfügungsmittel des Bürgermeisters erhöht. Bernd Reichel (BU) wurde zum Zweiten Bürgermeister gewählt, Stefan Lang zum Dritten Bürgermeister.
Große Harmonie herrschte während der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats Obertrubach, der wegen der Corona-Pandemie in den Saal der Begegnungsstätte Sankt Elisabeth ausweichen musste, damit der Sicherheitsabstand eingehalten werden konnte. Auch einige interessierte Bürger waren gekommen, die dabei erlebten, dass fast alle Beschlüsse einstimmig gefasst wurden. Auf Vorschlag von Bürgermeister Markus Grüner (CSU) wurde Bernd Reichel (BU) ebenso einstimmig zum neuen Zweiten Bürgermeister gewählt wie der bisherige Stellvertreter Stefan Lang (CSU) zum neuen Dritten Bürgermeister. Falls alle drei Bürgermeister ausfallen, was eher unwahrscheinlich ist, vertritt sie Hermann Frieser (FWG) als ältester Gemeinderat. So sieht es die neue Geschäftsordnung vor, die ebenfalls beschlossen werden musste.
Einziger Streitpunkt
Einziger Streitpunkt war darin die Festlegung der Verfügungsmittel des Bürgermeisters, die bisher bei 2500 Euro für den Einzellfall lagen. Geschäftsführer Ulrich Meierhöfer, der die neue Geschäftsordnung humorvoll erläuterte, schlug vor, die Verfügungsmittel des Bürgermeisters auf 10.000 Euro zu erhöhen. Dies hätte besonders im Baubereich einen Vorteil, wenn der Bürgermeister kurzfristig entscheiden müsse. Grundlage für die Erhöhung sei auch die Empfehlung des Gemeindetags. Roland Wölfel (BW-GO) plädierte zunächst für 5000 Euro. Dies sei eine Verdoppelung, so Wölfel. Der neue Dritte Bürgermeister Stefan Lang sprach sich für 7500 Euro aus. Bernhard Brütting (BW-GO) wollte als neuer Gemeinderat wissen, wie oft es vorkomme, dass der Bürgermeister kurzfristig ohne Gemeinderatsbeschluss entscheiden müsse. "Bei großen Baustellen kommt das dauernd vor", ließ ihn Bürgermeister Grüner wissen. Meierhöfer ergänzte, dass sich der Bürgermeister noch nie im luftleeren Raum bewegt habe. Wölfel schlug schließlich noch vor, bei 5000 Euro zu bleiben, wenn der Bürgermeister alleine entscheidet, und auf 7500 Euro zu gehen, wenn alle drei Bürgermeister entscheiden. Grüner ließ zuerst über den Vorschlag von Lang abstimmen. Acht Räte waren für 7500 Euro, sieben dagegen. Anschließend ließ Grüner noch über den Kompromissvorschlag von Wölfel abstimmen. Mit 7:8 Stimmen wurde dieser abgelehnt. Somit kann der Bürgermeister und alleine über 7500 Euro ohne Gemeinderatsbeschluss in dringlichen Angelegenheiten entscheiden.
Das Sitzungsgeld
Bei der Festlegung der Höhe des Sitzungsgelds folgte der Rat einstimmig der Verwaltungsempfehlung. Künftig wird nicht mehr mit 7,50 Euro je angefangener Stunde entschädigt, sondern pauschal mit 25 Euro pro Sitzung. Der Verdienstausfall pro Stunde wurde von 7,50 Euro auf zehn Euro erhöht. Diesen hat in der Vergangenheit jedoch noch nie jemand beantragt. Harmonisch und ohne Wortmeldung ging auch der Verwaltungsvorschlag durch, als es um die Ehrenamtsentschädigung des Bürgermeisters ging. Nachdem sein neuer Stellvertreter Bernd Reichel die Sitzungsleitung übernommen und Grüner selbst den Saal verlassen hatte, wurde die Entschädigung von Grüner auf 4000 Euro brutto plus einer monatlichen Fahrtkostenpauschale von 190 Euro, wie bisher, festgesetzt. Dies sind 250 Euro mehr als in der letzten Periode. Ebenfalls einstimmig und ohne Diskussion erhält der Zweite Bürgermeister 150 Euro und der Dritte 100 Euro als monatliche Pauschale.
Die Verabschiedung
Vor Beginn der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats verabschiedete Bürgermeister Markus Grüner die ausgeschiedenen Räte mit einer Dankurkunde und einem Blumenstrauß. Diese sind Hans Brütting (ABL), Theo Eichler, (ABL), Heike Habermann (BW-GO), Stefan Häfner (CSU), Hubert Röhrer (CSU) und Michael Steinlein (DGH). Letzterer konnte nicht kommen. Am längsten Mitglied des Gremiums war Theo Eichler mit zwölf Jahren.
Die neuen Räte
Anschließend wurden Bernhard Brütting (BW-GO), Benjamin Dresel (ABL), Benjamin Kirsch, (ABL), Thomas Laitsch, (DGH), Sophia Lang (JB) und Matthias Rümpelein (BU) als neue Räte vereidigt, die alle die Formel "So wahr mir Gott helfe" nachsprachen.
Grüner dankte den scheidenden Gemeinderäten und meinte, dass in der letzten Periode alle zum Wohle der Gemeinde Obertrubach sehr gut zusammengearbeitet hätten. In den letzten sechs Jahren hat die Gemeinde in die Infrastruktur rund 7,5 Millionen Euro investiert, so viel wie niemals zuvor. Über 90 Prozent aller Ratsbeschlüsse wurden dabei einstimmig gefasst.
"Unserer Gemeinde geht es gut, wir haben vieles geschaffen", betonte Grüner. Auch niemals zuvor wurden die Bürgermeisterstellvertreter einstimmig gewählt.