In Rangen bei Gräfenberg wurde vor 30 Jahren der Kinofilm "Himmelsheim" mit Elke Sommer gedreht. Ein tragisches Ereignis überschattete die Dreharbeiten.
Hans Stadelmann hätte nie gedacht, dass ein Film daraus wird. "Es wurde oft den ganzen Tag lang eine Szene gedreht, die dann für fünf Sekunden im Film zu sehen war", sagt Stadelmann. Er konnte die Dreharbeiten für den Film "Himmelsheim" nicht nur live miterleben, sondern teilte ein halbes Jahr lang von März bis September 1988 sein Haus mit dem Filmteam.
Ein Jahr, bevor die Dreharbeiten losgingen, lief ein Mann auf Stadelmanns Wiese herum. Recht erstaunt war Stadelmann dann doch, als sich der Mann als Manfred Stelzer vorstellte. Der bekannte Regisseur, unter dem "Der Superstau", etliche "Tatorte" oder "Polizeiruf-110"-Sendungen entstanden, suchte nach einem geeigneten Ort für seine Komödie "Himmelsheim", nach dem Buch von Fitzgerald Kusz.
Idyllisch gelegen
Rangen, das kleine zur Stadt Gräfenberg gehörende Dorf, liegt idyllisch von Wald umgeben, scheinbar altmodisch und hinterwäldlerisch. Einfach passend für die Handlung des Films. Doch die Landidylle soll darin beendet werden.
Eine Schnellstrecke will die Bundesbahn bauen für ihre Linie von Hannover nach Würzburg und das mitten durch "Himmelsheim". Das geht gar nicht, finden die Dorfbewohner, die gerne zanken und sich dagegen wehren. So ganz eindeutig kommt die Handlung des Films aber doch nicht raus. "Himmelsheim" ist für die Stadelmanns zum geflügelten Wort geworden, das immer genannt wird, wenn ein seltsam anmutender Film im Fernsehen läuft oder der Sinn einer Sache nicht gleich ersichtlich ist.
"Nachdem die Hälfte des Films gedreht war, ging ihnen das Geld aus", erklärt Stadelmann, warum dann etliche Szenen gestreckt und - als wieder Geld vorhanden war - andere Szenen als vorgesehen gedreht wurden. Für die Stadelmanns war es eine interessante Erfahrung.
Leben in der Einliegerwohnung
Sie lebten in der Einliegerwohnung, während im Rest des Hauses gedreht wurde. Die Gitter, die die Filmleute vor den Fenstern anbrachten, befinden sich heute noch dort als Erinnerung an die Drehtage. In dem Haus der Stadelmanns lebte der Landrat, der von Hans Nekolla gespielt wurde, dem Vater des aktuellen Gräfenberger Bürgermeisters Hans-Jürgen Nekolla (SPD). "Er durfte sogar einige Sätze im Film sagen", weiß Nekolla junior.
Auch Hans Stadelmann wirkte mit. In dem Film sollte eine Ente herumlaufen. Wenn der Lastwagen kam, musste Stadelmann die Ente dorthin tragen und auf der Erde absetzen. Auch einen Lastwagenfahrer durfte Stadelmann spielen. Für den Film wurde tonnenweise rote Erde verteilt, die extra aus Kassel angefahren wurde. Von der geteerten Straße war nichts mehr zu sehen, nur dieser rote Dreck. "Ich musste jeden Tag putzen", sagt Stadelmanns Ehefrau Karin.
Der Schmutz bleibt
Doch der Schmutz ging auch nach den Dreharbeiten nicht mehr heraus. Entschädigung hatten die Stadelmanns schon erhalten, die Arbeit blieb an ihnen hängen. "Irgendwann hatte ich die Nase von dem roten Dreck so voll, dass ich ihn weggeschaufelt hatte", verrät Stadelmann. Tags drauf musste er ihn wieder holen.
Seine Ehefrau hatte einmal andere Wäsche auf die Leine gehängt. "Ich musste exakt dieselben Kleidungsstücke wieder aufhängen", sagt Stadelmann. Die Familie konnte sich während der Zeit kaum frei bewegen. Erst wenn der Weg frei war, konnte Stadelmann seinen Kühen frisches Gras bringen.
Filmzentrale in Kasberg
Abends, wenn nicht gedreht wurde, saßen die Filmleute zusammen. Die Filmzentrale, von der aus alles organisiert wurde, war in dem ehemaligen Kinderheim im benachbarten Kasberg untergebracht. Die Schauspieler und das Filmteam übernachteten im Gasthof Hötzelein in Regensberg.
Zu den Filmleuten hatte man trotz allem ein gutes Verhältnis. Elke Sommer und Manfred Stelzer waren "gut drauf". Mit den anderen Schauspielern wie Sigi Zimmerschied, bekannt aus dem "Tatort", oder mit Hanns Zischler hatten die Familie weniger Kontakt. Der Bühnenmeister Hans Sandmeier spielte mit den Kindern der Stadelmanns und kam auch Jahre nach dem Dreh zu einem "Grüß Gott" in Rangen vorbei. Auch Manfred Stelzer schaute sich noch einmal um.
Ein tragisches Ereignis gab es: "Ein Kameramann hatte während eines Spaziergangs in der drehfreien Zeit einen Herzinfarkt erlitten und starb", berichtet Stadelmann. Bis die Crew Ersatz hatte, wurde pausiert. Insgesamt sechs Gebäude in Rangen waren für die Filmaufnahmen benötigt worden. Das andere Fachwerkhaus der Familie Stadelmann brannte ein Jahr nach den Dreharbeiten ab.
Premiere 1989
Zur Premiere am 2. März 1989 waren die Rangener eingeladen. Und sie bekamen eine Kopie des Filmes. Zum 30. Jubiläum wollen die Rangener ein Dorffest gestalten mit der Filmvorführung von "Himmelsheim". Dass Rangen hinter dem Namen "Himmelsheim" steht, wurde damals übrigens nie verraten. Man wollte einen Besucherandrang während der Dreharbeiten vermeiden.