Forchheimer Wein überrascht mit Varianten
Autor: Mirjam Stumpf
Forchheim, Mittwoch, 14. Oktober 2020
Rießling, Domina, Silvaner - Wein aus Franken ist bekannt. Die Winzer werden aber immer experimentierfreudiger, weiß ein Forchheimer Weinkenner. Die Geschichte zeigt außerdem: Die Stadt ist nicht schon immer eine reine Bierstadt gewesen.
Ein Ort, an dem man in aller Ruhe einen guten Schoppen genießen kann - das sollte die "Weinstube Dietz" von Anfang an sein. Seit der Ladengründung 2017 verkauft Inhaberin Sabine Dietz gemeinsam mit ihrem Ehemann in der Forchheimer Innenstadt ausschließlich fränkische Weine .
Mit dem Getränk aus der Region kennen sie sich aus. "Der Silvaner ist in Franken der Hauptwein", sagt Theo Dietz. Dieser sei, von der Fläche her gesehen, inzwischen der am häufigsten angebaute Wein und habe damit den Müller-Thurgau überholt. "Der Silvaner ist ein Wein, der das typische Frankenland zeigt." Außerdem passe der Weißwein zu jeder Jahreszeit, ergänzt Sabine Dietz.
Ein Rotling schmecke besonders gut an einem Sommerabend auf der Terrasse, im Winter steige dann wieder die Nachfrage nach Rotweinen, so die Inhaberin. Inzwischen finden sogar fränkischer Merlot oder Chardonnay den Weg in die "Weinstube Dietz" - der Klimawandel mit milderen Temperaturen macht es möglich. Um die 60 verschiedenen Weine führen sie aktuell im Laden. "Der Draht zum Winzer muss passen", meint Theo Dietz über die Auswahlkriterien.
Die Qualität des Frankenweins sei über die vergangenen Jahre gestiegen, sagt er. Das liege vor allem an den veränderten Möglichkeiten. Viele Jungwinzer würden mehrere Jahre studieren, teilweise sogar im Ausland, und hätten dadurch die Möglichkeiten, viel mehr auszuprobieren.
So finden sich zwischen den Klassikern in der Weinstube in der Innenstadt auch Weine mit erst einmal ungewohnte anmutender Geschmacksrichtung. "Freundschaft Plus" aus der Nähe von Kitzingen ist eine Verbindung von Roséwein mit Coldbrew-Kaffee. Ein anderer Wein, den das Ehepaar Dietz führt, trägt den Namen "Goldenes vom Ei" aus Nordheim und ist in einem Betonei gereift. "Spielereien" seien eben heute möglich, so Dietz. Ein Winzer mache aktuell beispielsweise den Versuch, seinen Wein vergleichsweise mit klassischer Musik und Blasmusik zu beschallen, erzählt er weiter.
Doch auch alte Weine seien wieder im Kommen wie der "Alte fränkische Satz". Der Wein besteht aus verschiedenen Rebsorten, wie sie früher im gemischten Satz gepflanzt worden sind. "Die werden dann zusammen geerntet und gepresst", weiß Theo Dietz.
Weinanbau ist überliefert
Forchheim ist heute zwar eher als Bierstadt bekannt. Bis etwa zum 16. Jahrhundert war Weinanbau in Forchheim und Umland aber keine Seltenheit, sagt Stadtarchivar Rainer Kestler. So seien Serlbach, die Gegend rund um den Hainbrunnen und der Weingartssteig, wie der Name noch vermuten lässt, nur drei Orte, für die der Weinbau historisch überliefert ist. Verschiedene Probleme hätten den Weinanbau über die Jahre jedoch zunehmend erschwert, allen voran die Reblaus und der Frost. Hinzu kam, dass der Fürstbischof um das Jahr 1760 anordnete, vermehrt Hopfen anzubauen, um die Einfuhr des ausländischen Hopfens zu vermeiden, zählt Kestler ein paar historische Eckdaten auf. Die mit Reben bepflanzten Hänge wichen nach und nach dem Hopfen.
Doch nicht nur Vorgaben und ungünstige Wetterverhältnisse haben dem Hopfen möglicherweise den Weg geebnet. "Es ist überliefert, dass der Wein herb und sauer war", so der Stadtarchivar.
Die Arbeit selbst miterleben
Erst vor kurzem haben Sabine und Theo Dietz wieder bei einer Weinlese mit angepackt, zum achten Mal inzwischen. Um zu sehen, was da für Arbeit drin steckt, sagt Sabine Dietz.
Dabei bekomme man auch viel vom Alltag heutiger Winzer mit sowie von unterschiedlichen Meinungen dreier Generationen. "Es ist Wahnsinn, was sich verändert, wenn ein Jungwinzer übernimmt", sagt Theo Dietz. Was für den Opa damals noch undenkbar war, mache der Jungwinzer heutzutage vielleicht schon ganz anders.