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Forchheimer Stadträte fürchten eine Splittersiedlung


Autor: Ekkehard Roepert

Sigritzau, Dienstag, 04. Dezember 2018

Sigritzau soll "schnuckelig" bleiben. Das haben die Stadträte am Montag beschlossen und die Weiterentwicklung des Forchheimer Ortsteils unterbunden. Gleichzeitig ringen die Baupolitiker um neuen Wohnraum.
Das Luftbild von Sigritzau zeigt, dass die Siedlung trotz ihrer Geschlossenheit auch Lücken aufweist, die zur Bebauung einladen.  Foto: Ronald Rinklef


Im Ortsteil Sigritzau leben rund 100 Menschen. Der Versuch eines Bauwerbers, die Siedlung um ein Haus zu erweitern, ist am Montag gescheitert. Die Stadträte im Bauausschuss schlossen sich mehrheitlich der Einschätzung der Bauverwaltung an. Demnach würde die Genehmigung des 182 Quadratmeter großen Hauses (auf einem 7600 Quadratmeter großen Grundstück) dazu einladen, dass am südwestlichen Ortsrand von Sigritzau weitere Häuser entstehen.

"Wir würden Tür und Tor für eine weitere Bebauung öffnen", begründete Stefan Schelter, der Leiter des Bauordnungsamtes. Denn das Areal liege außerhalb der "landschaftsgebundenen Siedlung". Eine "Splittersiedlung" sei zu befürchten. Und allein dieser Aspekt, betonte auch René Franz, der Chef des Bauamtes, sei ausreichend, den Hausbau nicht zu genehmigen.

Zudem, sagte Schelter, sei besagte Fläche "ökologisch wertvoll" und für die Landwirtschaft gedacht. Fazit aus Sicht der Bauverwaltung: "Der Fachplan Wohnen sieht hier keine Entwicklung des städtischen Wohnungsbedarfs vor."

"Das kann man, muss es aber nicht verstehen", kommentierte Holger Lehnard (CSU). Da in Sigritzau in Zukunft ohnehin kaum noch jemand bauen werde, sollte eine Ausnahme möglich sein. Diese von Lehnard erbetene "One-and-only"-Option rief bei Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) ablehnendes Kopfschütteln hervor.

Möglicherweise, meinte Albrecht Waasner (FW), komme der Bauherr ja aus dem Ort. Für OB Kirschstein war das ein fragwürdiger Einwand: "Ändert das denn etwas an Ihrem Abstimmungsverhalten?". Durchaus, sagte Waasner: Einem Einheimischen sollte das Bauen in der Siedlung eher ermöglicht werden als einem Investor von außerhalb.

Dem wollte OB Kirschstein nicht folgen: Werde erst ein Bauantrag genehmigt, könnten auch Nachfolgeanträge nicht mehr abgelehnt werden.

Sebastian Körber (FW) plädierte dennoch, dieses Projekt am südwestlichen Ortsrand zuzulassen. "Das Haus kann sich einfügen. Das gefährdet den Dorfkern nicht. Da stehen schon einige kleine Häuser, daher wäre das Bauvorhaben nur ein Lückenschluss."

Edith Fießer (FGL) lehnte ab, weil der Bauausschuss ein vergleichbares Projekt in Serlbach ebenfalls abgelehnt habe. Albert Dorn (SPD) lehnte ab, weil Sigritzau "das letzte unberührte, schnuckelige Flecken" in Forchheim sei, dessen "homogene Struktur" es zu erhalten gelte. Martina Hebendanz (CSU) lehnte ab, weil sich das Haus zwar grundsätzlich einfüge, wie Körber gesagt hatte. "Aber dann fügt sich noch viel mehr ein." Und Markus Schmitt (CSU) lehnte ab, weil "das Herz Ja, aber der Verstand Nein sagt".

Obwohl Erwin Held (FW) die Auffassung vertrat, dass der Siedlung Sigritzau eine Weiterentwicklung "stehen würde"; und obwohl Philipp Blümlein (JB) mahnte, dass "die Leute Platz brauchen zum Bauen" und dass die Entwicklung der Ortsteile "nicht aufgehalten" werden könne, sprachen sich letztlich elf Stadträte (bei drei Gegenstimmen) gegen das Bauvorhaben aus. Nach diesem Beschluss zeigten sich die Forchheimer Stadträte dann wieder nachsichtig. Denn auch als es um die Aufstockung eines Gebäudes in der Berliner Straße ging, war das nicht unumstritten, weil Baugrenzen überschritten werden mussten. Letztlich durfte sich der Antragsteller darüber freuen, ein drittes Vollgeschoss und sieben Wohnungen bauen zu dürfen.

"Fast wie ein Monster"

Und auch das geplante Wohngebäude im Föhrenweg fand am Ende das Placet der Stadträte. Obwohl das zweigeschossige Gebäude im Außenbereich (sieben Wohnungen) liegt. Zudem erschien Markus Schmidt, Holger Lehnard (beide CSU) und Manfred Mauser (FBF) das Gebäude "fast wie ein Monster", "zu klotzig" oder "zu massiv". Von einer "schönen und plausiblen Lösung" sprach dagegen Sebastian Körber (FDP); weil sie das Gebäude in die Reihe zweigeschossiger Häuser in der Nachbarschaft einfüge. Und Philipp Blümlein (JB) lobte die Tiefgaragen: Die würden aus ökonomischen Gründen aber nur dann gebaut, wenn das Vorhaben nicht auf fünf Wohnungen begrenzt (so hatte es die Verwaltung vorgeschlagen) werde.

Überzeugen ließen sich die Stadträte auch von dem Bauherren-Duo Marc Großkopf und Florian Erlwein. Würden am Föhrenweg nur zwei Doppelhaushälften entstehen, bliebe weniger Grünfläche übrig als in der vorgelegten Planung, gab Marc Großkopf zu bedenken. Er wies auf die "Nachhaltigkeit" des Projektes hin. Ein vergleichbares Bauprojekt hätten er und sein Partner bereits in der Äußeren Nürnberger Straße 36 umgesetzt.