Forchheimer Schulamtsdirektor Wolfgang Blos geht in den Ruhestand
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 23. Juni 2015
Wolfgang Blos ist ein "Spätberufener". Mit 22 Jahren wurde er Volksschullehrer und hätte sich "nie träumen lassen", einmal an der Spitze des Forchheimer Schulamtes zu stehen. Mit dem 65-Jährigen tritt ein ebenso gelassener wie innovativer Vertreter seiner Zunft ab.
Manche Sätze von Wolfgang Blos klingen so einfach, dass ihre Bedeutung leicht zu überhören ist. "Man muss so sein, wie man ist", sagt der 65-Jährige rückblickend. Diese Erkenntnis sei der Schlüssel zum Verständnis seines Lebens gewesen.
Als der gebürtige Fürther seine Laufbahn als 22-jähriger Volksschullehrer begann, da war ihm noch nicht klar, mit welcher Gelassenheit er die Dinge angehen kann. "Als Junglehrer wäre es undenkbar für mich gewesen, vor 500 Leuten zu reden." Als schüchtern empfand sich Blos damals, als jemand, "den man nicht sieht".
Heute empfindet er sich als "ruhigen Menschen, der nicht gerne im Mittelpunkt steht". Offensichtlich hat er die Kraft in dieser Ruhe zu seiner Stärke gemacht. Vor 500 Leuten zu reden oder Kongresse zu moderieren, das macht ihm nichts mehr aus. Und paradoxerweise hat es Wolfgang Blos, der lieber mit anderen, als über sich selbst spricht, vielleicht gerade deshalb geschafft, zu einer Art Mittelpunkt der Forchheimer Bildungsregion zu werden.
Davon geträumt, Schulrat und schließlich Schulamtsdirektor zu werden, habe er nie, sagt Wolfgang Blos. Als "Spätberufener" wurde er 1998 Konrektor in Effeltrich, 2002 Rektor an der Adalbert-Stifter-Schule in Forchheim. Schulrat wurde er dann als 58-Jähriger. "Eigentlich zu spät", scherzt er. Aber entscheidend sei ja etwas ganz anderes. Und dann folgt wieder einer dieser einfachen Sätze: "Dass man sich selbst entwickelt, ist das Größte, was einem passieren kann."
Wolfgang Blos hat am Anfang seiner 43 Berufsjahre besonders die "emotionalen Erlebnisse" mit seinen Schülern geschätzt; etwa am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, wenn es nicht mehr um klassische Lerninhalte ging. Als Schulleiter am Schreibtisch habe er diese Emotionen anfangs vermisst. Habe dann aber gelernt, dass Begegnungen mit Lehrern und Eltern ebenso berührend sein können. "Raten und beraten heißt Beziehungen pflegen. Das heißt nicht, den anderen zu sagen, was sie machen müssen, sondern ihnen beizustehen, Probleme zu lösen."
Von Gerhard Koller, seinem Vorgänger als Schulamtsdirektor, hat Wolfgang Blos gelernt, dass man die Dinge immer etwas anders machen kann, als es von Lehrplänen und Ministerien vorgegeben ist.
Diese Einsicht hat Wolfgang Blos zu einem innovativen Chef an der Spitze des Schulamtes werden lassen. Daher gibt es beispielsweise ein Bildungsbüro im Landkreis; oder ein Forscherprojekt, bei dem verschiedene Schularten zusammenarbeiten; vor allem aber gibt es 40 Schulen, in denen die Lehrpläne "nicht verkündet", sondern miteinander erarbeitet werden. Wolfgang Blos ist ein optimistischer Mensch. Wohl deshalb fällt es ihm leicht, den 40 Schulleitern und 700 Lehrern, deren Chef er ist, Vertrauen entgegenzubringen. "Ich gehe immer erst einmal davon aus: Die machen gute Arbeit." Und sein Lieblingsappell an die Lehrer lautet: "Habt noch mehr Mut zu Neuem!" Außerdem stellt der Schulamtsdirektor immer wieder grundsätzliche Fragen: Warum muss ein Kind bestimmte Dinge lernen? Wie lernt jemand überhaupt, sich für etwas zu interessieren?
Ab Dienstag nächster Woche müsste er sich diese Fragen nicht mehr stellen. "Da ist mein letzter Arbeitstag, ab Mittwoch bin ich frei." Dennoch wird sich Wolfgang Blos weiter mit pädagogischen Fragen beschäftigen, denn er bleibt Vorsitzender des Vereins "FOrsprung".
Gleichzeitig spricht er begeistert von den vielen Interessen, denen er sich nun intensiver widmen könne: Gartenarbeit ("Ich zupfe gerne Unkraut"), schreinern in der eigenen Werkstatt, fotografieren, reisen. Zudem die "familiäre Einbindung". Die habe schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt, sagt Blos.
Doch bevor sich der Vater von fünf Kindern und Großvater von fünf Enkeln ganz der Familie zuwendet, erwartet ihn am Donnerstag in der Adalbert-Stifter-Schule der Abschied aus der Schulfamilie. Obwohl er lieber andere feiert als sich selbst feiern zu lassen, freut er sich auf dieses Abschiedsfest. "Weniger auf die Reden. Aber auf die Beiträge, die mich menschlich betreffen. Das ist die schönste Form, Danke zu sagen."