Forchheimer Rathaus muss grundlegend saniert werden

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Mittlerweile ein vertrauter Anblick: die Stützbalken vor dem Rathaus-Eingang. Foto: Roepert
Mittlerweile ein vertrauter Anblick: die Stützbalken vor dem Rathaus-Eingang.  Foto: Roepert
 

Die Mängel-Liste an dem 600 Jahre alten Gebäude ist kaum zu überblicken. Ein Bericht des Ingenieur Martin Pudelko verdeutlicht: Das Rathaus muss grundlegend saniert werden.

Unbehagen machte sich breit im Rathaussaal, während Bürger und Politiker Martin Pudelko lauschten. Der Ingenieur sprach am Dienstag im Planungsausschuss von "überlasteten Balken" und von "gebrochenen Bauteilen".

Zwar versuchte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) die ersten Ergebnisse der Tragwerk-Untersuchungen mit Humor zu nehmen und beteuerte, dass er künftig keine Gefahrenzulage für seinen Arbeitsplatz verlangen werde; doch es überwog die Sorge. Mathilde Hartmann (CSU) fragte nach dem Zwischenbericht der Nürnberger Firma Trafektum, ob es überhaupt noch zu verantworten sei, im Rathaus Veranstaltungen abzuhalten. "Müssen wir befürchten, hier nicht mehr lebend rauszukommen?"

Er habe auch schon "Gebäude sperren lassen", beteuerte Pudelko, "wir gehen damit nicht leichtsinnig um". Akut bedrohlich sei die Lage in Forchheim nicht.
"Wir gucken nicht nur, wir rechnen auch", beruhigte der Ingenieur mit Hinweis auf das "hohe Sicherheitsbedürfnis in Deutschland" und die entsprechenden Bemessungsnormen.
Gleichwohl betonte Pudelko, dass sich die Stadt grundlegende Gedanken über die Sanierung machen müsse. Moderne Untersuchungsmethoden offenbaren dank 3D-Technik massive Schäden an dem 600 Jahre alten Rathaus, das seit Juni 2013 auf Stützen angewiesen ist.

Ausbauchende Wände; um 20 Zentimeter abgesenkte Böden im ersten Stock; ein um fast 40 Zentimeter geneigter Giebel; überlastete Deckenbalken, eine "nach Süden gekippte Registratur" - die Mängel-Liste Pudelkos schien nicht zu enden. "Es muss keiner den Raum verlassen", scherzte der Ingenieur, als er auf die Schäden jenes Saales zu sprechen kam, in dem die Stadträte gerade saßen: "Die Giebelwand zum Rathausplatz hat sich massiv verschoben, das Sprungwerk ist viel zu schwach."

Manfred Mauser (FBF) wollte Martin Pudelko eine Zahl entlocken: Wie teuer die Sanierung denn werde? "Hängt von der künftigen Nutzung ab", sagte der Ingenieur. Es sei völlig unmöglich, die genaue Zahl ohne Konzept zu beziffern. "Es gibt krasse Beispiele", räumte Pudelko ein: "Im Schwabacher Rathaus begann es mit ein paar Rissen - am Ende stand die Generalsanierung. So was kann ruck zuck exorbitant teuer werden."

Manfred Hümmer (FW) wiederholte eine alte Forderung seiner Fraktion: Die Nutzung des Rathauses müsse geprüft; über die Investition in ein modernes Verwaltungsgebäude müsse nachgedacht werden.
Die Lage nach dem Zwischenbericht sei "schlimmer und drängender als gedacht", sagte Reinhold Otzelberger (SPD). "Das Rathaus ist ein Markenzeichen", daher müsse es erhalten werden - unabhängig von einer künftigen Nutzung durch die Verwaltung. "Die Erkenntnis kann nur sein, in Richtung Generalsanierung zu gehen", stellte der SPD-Rat fest.

Dem stimmte OB Franz Stumpf zu. Ganz so überraschend sei diese Erkenntnis ja nicht. In den 60er Jahren habe es sogar Spekulationen über einen Abriss des Rathauses gegeben, erinnert Stumpf. "Und in den 80er Jahren haben wir über eine Sanierung nachgedacht, die ungefähr sieben Millionen D-Mark gekostet hätte." Damals habe man sich entschlossen, das Geld in Schulsanierungen zu stecken.

Das wird jetzt nicht mehr funktionieren. Denn obwohl die Untersuchung des Rathauses fortgesetzt wird, steht ein Fazit von Ingenieur Pudelko bereits fest. Erstens: "Die Trag- und Nutzungsfähigkeit ist nicht mehr gegeben." Zweitens: "Eine Reparatur nur einzelner Bereiche entspricht nicht den Anforderungen der Denkmalpflege." Es müsse ein "Gesamtkonzept" erarbeitet werden.
Laut Bauamtsleiter Gerhard Zedler werde die "eigentliche Planung" für eine Generalsanierung frühestens im Jahr 2016 beginnen können.