Forchheimer Räte wollen keine Tauben zählen - Trauerweide bleibt stehen
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Mittwoch, 14. Sept. 2016
Vor der Sommerpause lehnten die Forchheimer Stadträte die Baupläne für einen Schlag im Buchenweg ab. Sechs Wochen später gibt es neue Pläne.
Forchheim Endlich können die Tauben von Marco Ruderich aus dem Asyl heimkehren. Die 15 Vögel hatte der Züchter seit April bei einem Bekannten unterbringen müssen, weil die Stadträte den Bau eines neuen Taubenhauses im Buchenweg 10 unterbunden hatten.
Schwarzbau
Marco Ruderich wollte sein altes Taubenhaus, das auf dem Grundstück seiner Partnerin Katja Dorn steht, sanieren und erweitern. Daher hatte Katja Dorn eine baurechtliche Genehmigung für die "Erweiterung des vorhandenen Taubenhauses" beantragt. Der 14 Meter lange und 3,50 Meter breite Schuppen sollte durch einen fünf mal drei Meter großen Anbau ergänzt werden. Doch das Bauamt sprach von einem Schwarzbau, weil schon vor vielen Jahren der Schuppen ohne Erlaubnis entstanden war; und weil Ruderich nun ohne Genehmigung der Baubehörde angefangen hatte, an der Erweiterung seines Taubenschlages zu werkeln.
Das Bauamt ließ die Bautätigkeiten einstellen.
Und der Bauausschuss bestätigte diese Entscheidung Anfang August mit einer knappen Mehrheit von 7:6 Stimmen.
Wende nach der Sommerpause
Bei der ersten Sitzung des Bauausschusses nach der Sommerpause am Montag nun die Wende: Marco Ruderich hatte die Anregung von FDP-Stadtrat Sebastian Körber aufgegriffen und seine Baupläne überarbeitet. Zudem belegte Ruderich, dass sämtliche Nachbarn per Unterschrift erklärt haben, mit den Tauben-Plänen einverstanden zu sein. Stefan Schelter, der neue Leiter des Forchheimer Bauordnungsamtes, war dagegen nur bedingt einverstanden.
Gut fand er, dass Ruderichs Planung "die Flucht des bestehenden Hauses aufnimmt und baulich bestätigt". Aber das Problem bleibe die Nutzung und die Frage: "Wie viele Tauben sind in einem Wohngebiet zulässig?" Im Baurecht gebe es dazu keine Hinweise, betonte Stefan Schelter. Lediglich die Rechtsprechung habe sich mit dem Thema beschäftigt. In den Urteilen sei manchmal von 35, manchmal von 60 Tauben die Rede, die einem Wohngebiet zumutbar seien.
Bau planen oder Vögel zählen?
Martina Hebendanz (CSU) ärgerte sich: Ursprünglich sei das Bauvorhaben von vielen aus architektonischen und baurechtlichen Gründen abgelehnt worden. "Jetzt geht es plötzlich um die Anzahl und die Zumutbarkeit von Tauben." Auch Heinz Endres (FBF) empfand es als "an den Haaren herbeigezogen", die Zahl der Vögel regulieren zu wollen.
Ob denn dann die wilden Tauben auch dazugerechnet werden müssten, fragte Heinz Endres. "Wenn wir damit anfangen, müssten wir wahrscheinlich einige Schläge in Burk und Buckenhofen schließen." Holger Lehnard (CSU) meinte, dass sich die Politik öffentlich lächerlich mache, "wenn sich die Stadträte hinstellen und Tauben zählen".
Der Bauausschuss genehmigte das Bauvorhaben schließlich einstimmig. Der Züchter Marco Ruderich nahm die Entscheidung erleichtert auf, dankte den Räten und gab sich zuversichtlich, dass es wegen der Tauben keine Beschwerden in dem Wohnviertel geben werde.