Forchheimer "Nederbierpatscher" fordern 22 Tage Annafest
Autor: Leonhard Hühnlein
Forchheim, Dienstag, 12. Mai 2020
Der neueste Videoclip der Forchheimer Komiker soll den Kellerwald-Fans über das Trauma der coronabedingten Absage hinweghelfen.
Als Mitte April die Nachricht aus dem Rathaus drang, fiel fast ganz Forchheim inklusive Landkreis in eine Schockstarre: Das Annafest 2020 fällt aus. Für einen Aprilscherz war es definitiv zu spät. Und das Coronavirus hatte das Lachen vieler Leute ohnehin längst im Halse stecken bleiben lassen. Doch wer tröstet die traumatisierten Genießer der steinernen Bierhumpen? Klar, "Die Nederbierpatscher".
Die fünfte Jahreszeit in der Königstadt wurde Opfer der Corona-Krise, wie alle kulturellen Feste dieser Größenordnung bis Ende August. Zwar findet das vor Monaten angesetzte Festbier der vier Forchheimer Brauereien inzwischen guten Absatz und so mancher Kellerwald-Fan wird sein Anna-Bier wohl auf heimischer Terrasse genießen, eine echte Alternative für die elftägige Traditionsveranstaltung Ende Juli/Anfang August ist das aber nicht wirklich.
Leuten den Spiegel vorhalten
"Die Nederbierpatscher", ein Comedy-Duo mit Klaus Fietzeck und Marco Bauer, haben ihr eigenes Trauma inzwischen bewältigt und sich dem Thema gestellt. Die zwei Ur-Forchheimer, die das gesellschaftliche Leben in der Kreisstadt mit selbstgedrehten Videoclips unter die Lupe nehmen und den Menschen mit ihren witzigen Kurzfilmchen seit über vier Jahren den Spiegel vorhalten, haben in Nachbarschaft des Kellerwaldes ihr "Aufnahmestudio".
Die wichtigsten zwei Requisiten im Raum sind: Eine Bierbank und dahinter ein Banner bedruckt mit der Frontseite des Gasthauses Neder in der Sattlertorstraße. Mit ihrem neuesten Werk "Die Nederbierpatscher auf dem Annafest 2020 - oder doch lieber 2021!" greifen beide das Annafest-Aus auf. Der Clip startet im heimischen Studio mit dem Dialog zwischen Fietzeck und Bauer, die sich gegenseitig zur derzeitigen Situation bedauern: "Langweilig, alles zu." "Nirgends kannst mehr no." "Scheiß Virus."
Dann stellt Bauer fest: "Und des Annafest ist auch abgesagt. Des is des Traurigste bisher in meinem Leben." Fietzeck sinniert, dass es hierfür keine Alternative gebe und beide überlegen gedanklich: "Wie könnte ein Annafest unter diesen Umständen eigentlich ablaufen?"
Nur eine Viertelstunde feiern
Mit diesem Schnitt beginnt der zweite Teil des Videos - im Kellerwald auf dem verwaisten Neder-Keller, wo beide zur Hintergrundmusik von "Schau hie, do liegt a toter Fisch im Wasser, den mach ma hie!" auf die Bierbänke steigen und mitklatschen. Ein mit Ganzkörperschutzanzug und Maske verkleideter Kellner, der sie zunächst mit zwei Maßkrügen bedient, bittet sie nach einer Viertelstunde zu gehen, "damit zwei andere Gäste jetzt ihr Annafest 2020 genießen können". Der Schlussakt wechselt wieder ins Studio, wo beide zu der Erkenntnis kommen, das Annafest im kommenden Jahr zum Ausgleich auf 22 Tage auszudehnen. Zudem solle jeweils eines im Mai, Juni und Juli gefeierte werden, damit jedem zu seinem Recht verholfen wird.
Die Ideen zu den Videos kommen dem Duo aus dem Tagesgeschehen, sagt Fietzeck: "Manchmal reift so etwas über ein paar Wochen. Wie guter Käse halt. Und manchmal kommt beim Dreh ein weiterer Geistesblitz hinzu und wir werfen alles um. Das Ergebnis ist dann umso besser." Die Frage nach Drehbüchern verneint Bauer und gibt zu, dass Vieles improvisiert wird und das dreiköpfige Helferteam erst beim Treffen erfährt, was geplant ist: "Wir schreiben unsere Idee grob auf Zettel und teilen diese an unsere Helfer hinter der Kamera aus."