Forchheimer Muslime verabscheuen den Terror
Autor: Peter Groscurth
Forchheim, Donnerstag, 08. Januar 2015
Über das Massaker in Paris zeigen sich auch Forchheimer Muslime bestürzt. "Der Islam ist eine friedfertige Religion, die Gewalt ablehnt", sagt der Gemeindevorstand.
Das abscheuliche Massaker von Islamisten in Paris mit zwölf Toten erschüttert auch die Menschen in Forchheim. Haldun Yildirim ist Moslem, wurde aber in Forchheim geboren. Er kann die Gewalt nicht fassen: "Wegen ein paar Idioten stehen nun alle Moslems unter Generalverdacht. Dabei ist der Hauptteil von uns nicht so. Wir leben in Deutschland, viele sind hier geboren und haben sich angepasst."
Der Wirt des Schwanenkellers kandidierte sogar schon für die CSU für den Stadtrat, verfehlte 2014 nur knapp den Einzug in das Rathaus-Gremium. Er selbst spüre bislang wenig Ressentiments gegen sich, weil er ein Moslem ist: "Trotzdem habe ich manchmal Angst, dass das Klima auch in Deutschland rauer wird." Schon allein wegen der wachsenden islamfeindlichen Pegida-Bewegung, die sich montags in verschiedenen Städten zu Aufmärschen trifft.
Yildirim mahnt: "In solch einem Klima sollte auch die Politik aufpassen, damit durch unbedachte Sätze die Stimmung nicht weiter angeheizt wird. Denn die Gefahr ist groß, dass manchen Politiker nun ihren Nutzen aus solchen Anschlägen ziehen wollen."
Angst gegenüber Muslimen
Durch das Massaker in der Pariser Zeitschriften-Redaktion werde jedenfalls die Angst gegenüber Muslimen weiter verstärkt. "Das kommt doch den rechten Kräften in Frankreich sehr entgegen", urteilt Yildirim. Für den Gastronomen ist es ein Rätsel, wie rasch die Behörden und Ermittler in Frankreich auf die Spur eines 18-jährigen Schülers kamen. "Ich traue dem Ganzen nicht so sehr", fügt er nachdenklich an.
In der Kreisstadt Forchheim und ihrem Umland leben etwa 2500 Türken. 800 von ihnen besitzen inzwischen einen deutschen Pass. Zafer Arap ist der stellvertretende Vorsitzende der Ditip-Gemeinde Forchheims, zu der die Yunus-Emre-Moschee gehört. Er sitzt nachdenklich im Gemeindesaal zusammen mit dem Vorbeter Yusuf Aksit und erklärt: "Solche Anschläge sind empörend. Unsere Gemeinde ist seit zehn Jahren an diesem Standort und unsere Türen stehen allen Menschen offen. Jedes Jahr machen wir 60 Führungen für Schulen, Unternehmen und Banken. Der Islam ist eine friedfertige Religion, die Gewalt ablehnt. Wir predigen Respekt und Vertrauen."
"Die Täter sind Fanatiker"
Aber warum kommt es dann zu solchen Anschlägen im Namen des Propheten Mohammed? Zafer Arap erklärt: "Die Täter sind Fanatiker. Ihnen wird für ihre Taten Unmögliches versprochen." Und der Imam fügt an: "Nicht jeder Muslim ist gleich. Wir verabscheuen aber solche Terrorgewalt."
Doch die Muslime kritisieren Karikaturen, die ihren Propheten verunglimpfen. Sie würden damit jedoch nicht die Gewalt entschuldigen wollen. Trotzdem käme ein Moslem nie auf die Idee, andere Religionen durch solche Zeichnungen abzuwerten. Wie der Vorstand aller Ditib-Gemeinden in Deutschland betonen auch die Forchheimer Muslime: "Wir teilen den Schmerz der Menschen in Frankreich und der Angehörigen derer, die bei diesem terroristischen Angriff ihre Leben verloren."
Arap sagt weiter: "Ich bin hier in Deutschland aufgewachsen, bin hier zur Schule gegangen und hatte nie Probleme." Er möchte in Frieden leben und seinen Glauben praktizieren. Am liebsten auch zusammen mit Christen: "Ich finde es schön, wenn viele Deutsche zu uns kommen, um mit uns ein Mal im Jahr das Moschee-Fest zu feiern." Ganz ohne Misstrauen oder Vorurteile.
Schließlich haben die Weltreligionen der Juden, Christen und Moslems viele gemeinsame Wurzeln, wie den Glauben an Gott und Propheten wie Abraham oder Moses. Fanatismus und Hass sollten da keinen Platz haben.