Forchheimer Kultur steht Kopf
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Donnerstag, 14. Februar 2019
OB Uwe Kirschstein sagt das von den Kulturschaffenden Forchheims ersehnte Kulturreferat zu. Mit Hilfe von ZirkArt soll die Kultur in der Stadt zudem internationaler werden.
Mit Hilfe begabter Netzwerker aus Berlin und Marseille hat die Forchheimer Kultur am Mittwoch einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht. 70 Kulturschaffende hatten erneut am Forchheimer Kulturprofil gefeilt. Am Ende dieses zweiten Workshops überraschte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) mit dieser Ankündigung: Noch im April werde in der Stadtverwaltung ein Kulturreferat geschaffen.
Alexandra Künzel, Patrick S. Föhl (beide aus Berlin) und Professor Ulrich Fuchs (Marseille) sorgten als Kulturmanager und Moderatoren für die Anschubenergie: Die Restarbeit für den Forchheimer Kulturentwicklungsplan wird nun in Händen von Susanne Fischer (Leiterin des Pfalzmuseums) und Lorenz Deutsch (Künstlerischer Leiter des Jungen Theaters) liegen.
Künzel und Föhl waren am Mittwoch in der Stadtbibliothek angetan vom Engagement der Forchheimer. 20 solche Prozesse hätten sie schon begleitet, erzählten die Manager vom "Netzwerk Kulturberatung Berlin"; doch selbst in Großstädten mit mehreren 100 000 Einwohnern würden sich maximal 200 Menschen am Entwurf eines Kulturleitbildes beteiligen, sagte Föhl. In Forchheim waren sich die 70 Kulturschaffenden einig, dass ein Kulturreferat gegründet werden müsse. Kirschstein hatte schon im Vorfeld signalisiert, dass er dies unterstützten würde. Der Workshop vom Mittwoch sei für ihn "eine absolute Bestärkung", diesen Weg zu gehen, freute sich Kirschstein. "Ich spüre die Aufbruchsstimmung schon länger", sagte Susanne Fischer. Viele Leute hätten sich extra Urlaub genommen, um die Themen Kulturverwaltung, Kulturservice und Kulturkommunikation mitgestalten zu können.
Im Sommer will Susanne Fischer ihren Abschlussbericht über den Entwicklungsplan dem Stadtrat vorlegen. Was bereits jetzt feststeht: Das ZirkArt-Festival soll zum Aushängeschild der Forchheimer Kultur werden. "Das ist eine sehr integrative Kunstform mit sehr viel Ausdruckskraft. ZirkArt bietet die Gelegenheit, Forchheim internationaler werden zu lassen", sagt Ulrich Fuchs. Forchheim könnte sich als "neue Zirkus-Stadt" etablieren, meinte Uwe Kirschstein; doch diese "Überschrift" müsse von den Bürgerinnen und Bürgern erst noch intensiver debattiert werden.
Das neue Kulturreferat, das anfänglich aus einer Referatsleitung und einer Koordinierungsstelle bestehen sollte (so der Vorschlag von Professor Fuchs), war am Mittwoch aber nicht die einzige Überraschung. Der Kulturworkshop hat zudem einen Kulturbeirat angeregt, der die "kulturelle Teilhabe" der Bürger stärken könnte. Und er hat eine Landkarte mit potenziellen Veranstaltungsräumen erstellt, die auch Insider des Kulturlebens ins Staunen versetzte. "Die Räume sind wie aus dem Nichts aufgepoppt", sagt Lorenz Deutsch. 25 Räume wurden letztlich aufgezeigt. Einige davon hatte noch niemand so recht im Blick gehabt. Als Beispiele nennt Susanne Fischer das Loft in der Konrad-Ott-Straße oder das "neue und wunderschöne Pfarrheim in Kersbach".