Druckartikel: Forchheimer Konsens gegen Rechts

Forchheimer Konsens gegen Rechts


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 05. April 2013

Die Organisation Freies Netz Süd hetzt gegen Forchheimer Asylbewerber. Und beruft sich auf die hiesige Geschäftswelt. Politik und Bündnisse reagieren geschlossen.
Am Karsamstag agierte die Nazi-Organisation Freies Netz Süd in Würzuburg (Bild). In den letzten Tagen hetzten die Nazis mit Flugblättern in Forchheim.  Foto: Tobias Köpplinger


Sechs Straßenzüge haben sich die Neonazis ausgesucht, um Flugblätter zu verteilen. Auch Stadträte wie Erwin Held (FW) oder Udo Schönfelder (CSU) hatten diese Woche ein Flugblatt der Nazi-Organisation Freies Netz Süd in ihrem Briefkasten gefunden.

Darin wird die "Angst vor Asylanten" geschürt und zum "Widerstand gegen die Asylgesetzgebung" aufgerufen. Das Pikante an der Aktion: Die Braunen berufen sich in ihrer Hetze auf Stimmen aus der Forchheimer Geschäftswelt. Einige Geschäftsleute hatten sich in den vergangenen Wochen abfällig über das Asylbewerberheim in der Bamberger Straße geäußert.

Zum Beispiel: "Deutschland behandelt wegen seiner Vergangenheit die Asylbewerber so gut, doch die Schulden sind abgetragen." Diese öffentliche Äußerung eines Forchheimer Geschäftsmannes nimmt das Netzwerk zum Anlass für ihren Hetz-Text.

Bernd Donath, Sprecher für

das Forchheimer "Bündnis gegen Extremismus jeder Art" sagt, es sei "peinlich für die Geschäftsleute, die zitiert werden. Die werden es jetzt wohl bedauern, sich so geäußert zu haben." Donath fordert eine "Aufklärung der Bevölkerung über das Asylthema" und warnt vor einem Rechtspopulismus, der sich "zur Stimme des Volkes macht".

Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) hatte sich nach der Flugblatt-Aktion mit den Fraktionssprechern sämtlicher Stadtratsparteien beraten. Stumpf hatte zu diesem Gespräch auch Vertreter vom "Bündnis gegen Extremismus jeder Art" und von der Organisation "Bund statt braun" eingeladen.

Nach dem Treffen betonte der Oberbürgermeister die "Einigkeit unter den Fraktionen und Bündnissen". Man habe dreierlei beschlossen. Was die Sicherheit betreffe, werde der Schulterschluss mit dem Landratsamt gesucht, denn die Kreisbehörde sei für die Sicherheit im Asylbewerberheim zuständig. Zweitens: Franz Stumpf wird das Gespräch mit den Geschäftsleuten in der Bamberger Straße suchen. Drittens: Die Stadt werde die Mietverträge ihrer Veranstaltungsorte "nach Möglichkeiten ausloten" (Stumpf), um rechtsradikale Veranstalter abzuwehren.

"Keine Szene"
Dass den Flugblättern des Netzes Süd weitere Aktionen folgen könnten, das befürchtet Franz Stumpf nicht. "Ich sehe in Forchheim keine Szene." Was die Äußerungen der Geschäftsleute betrifft, so vermutet er dahinter "eine Urangst, dass ihr Image leiden könnte." Eine Ärztin etwa habe nun ihr Bauvorhaben gegenüber dem Asylbewerberheim abgeblasen.

Bei Bernd Donath überwog nach dem Gespräch mit den Forchheimer Stadträten die Zuversicht. "Wir sollten Ruhe bewahren, unsere Demokratie ist stark." Donath erinnert an Demonstrationen mit 15 Rechten und 700 Gegendemonstranten. "Man schenkt diesen Leuten viel zu viel Aufmerksamkeit."
CSU-Fraktionssprecher Udo Schönfelder freute sich vor allem über den "breiten Konsens bei der weiteren Vorgehensweise". Wie Stumpf, glaubt auch Schönfelder nicht, dass in Forchheim eine Nazi-Szene agiert, "aber es gibt Graustufen".

Ludwig Preusch, FW-Stadtrat und Sprecher der Organisation "Bund statt braun", ist überzeugt: "Es ist kein Zufall, dass dieses Flugblatt in Forchheim auftaucht." In der Region fänden sich immer wieder Namen, die Nazi-Organisationen unterstützen. So wohne beispielsweise der NPD-Landesgeschäftsführer in Wachenroth. Und im Forchheimer Ortsteil Kersbach lebe ein Mitglied des Freien Netzes Süd.

Ludwig Preusch drängt darauf, "Anmietversuche von Liegenschaften zu erschweren. Auch in der Jahnhalle, falls die Nazis da rein wollen." Zu den extremen Äußerungen aus der Forchheimer Geschäftswelt meint Preusch: "Das ist wohl in der ersten Aufgeregtheit gesagt worden. Das sollte man den Geschäftsleuten nicht nachtragen."