Forchheimer Kino will mehr Anspruch
Autor: Sonja Lengenfelder
Forchheim, Freitag, 07. Februar 2014
Das Kinocenter Forchheim will versuchen, sich mit anspruchsvolleren Filmen ein neues Publikum zu erschließen. Zum Auftakt ist die Wahl auf das atemberaubende Liebesdrama "Blau ist eine warme Farbe" gefallen.
Lange Dialoge, explizite Sexszenen, die nichts der Fantasie überlassen, und eine Überlänge von drei Stunden. Das französische Filmdrama "Blau ist eine warme Farbe", der bei den Filmfestspielen von Cannes im vergangenen Jahr einen der Hauptpreise bekommen hat, ist alles andere als gewöhnlich.
Die Jury hatte die Darstellung von der Suche nach sexueller Identität und lesbischer Liebe so sehr überzeugt, dass sie die Goldene Palme ausnahmsweise nicht nur an den Regisseur verlieh, sondern auch die beiden Hauptdarstellerinnen mit Auszeichnungen für ihre besondere Leistung bedachten.
Mit "Blau ist eine warme Farbe" startete auch das Kinocenter in Forchheim in dieser Woche eine neue Reihe und damit einen Versuch, die Vielfalt der gespielten Filme in Forchheim zu verbessern.
Ob sich die neue Kinoreihe "Filmauslese" in Forchheim durchsetzt, wird die Zukunft zeigen. Darum sollen nun zunächst für ein Vierteljahr Arthouse-Filme in das Programm aufgenommen werden.
Dass in Forchheim neben dem leicht verdaulichen Popcornkino nun auch wieder anspruchsvollere Filme gezeigt werden, geht unter anderem auf das Engagement eines Filmliebhabers zurück.
Bernd Dötzer hat eine Schwäche für französische Produktionen und Independent-Filme, doch dafür mussten er und seine Freunde bisher regelmäßig bis nach Erlangen oder Nürnberg fahren. "Die Leute müssen wieder darauf stoßen", ist er überzeugt und hofft damit erwachsene und an Filmkultur interessierte Forchheimer zu sensibilisieren. Allgemein bilden Kinder und Jugendliche die Mehrheit des Kinopublikums, sodass Filme mit einer Altersfreigabe ab 16 oder 18 Jahren eine Einschränkung bedeuten.
Aus dem Leben gegriffen
Von Dötzer stammt auch der Vorschlag, "Blau ist eine warme Farbe" als Eröffnungsfilm zu zeigen: "Das ist mal was anderes. Natürlich und ehrlich, wie aus dem Leben gegriffen."
Auch seinen Freunden, die Dötzer zu Filmbesuchen animiert, hat das Drama gefallen. Antonia Trode etwa war überrascht, wie ungeschminkt und natürlich die Protagonistinnen vor der Kamera auftraten. "Im deutschen Film oder bei Blockbustern geht das nicht", glaubt sie.
Ihr gefiel auch die Art der Kameraführung, die sich ganz nah an den Schauspielern orientiert. Arnold Kupfer dagegen war nicht so recht überzeugt, doch das lag vor allem an der langen Laufzeit von 179 Minuten: "Andere Independent-Filme gefallen mir besser." Die Forchheimer Kinobetreiber möchten Arthouse-Filme wieder öfters in das Programm aufnehmen. Doch das ist vor allem für ein kleineres Kino nicht unproblematisch. "Das Problem ist, dass wir vertraglich gebunden sind", erklärt Manuela Redlin.
Ein Film, der im Bundesstart gebucht wird, muss drei Wochen am Stück laufen. Das schränke die Nutzung der drei Forchheimer Kinosäle erheblich ein. Darüber hinaus kostet ein Kinofilm, ganz gleich ob er außer- oder innerhalb des Bundesstarts läuft, die Kinobetreiber im Voraus mindestens 130 Euro.
Geld, das neben Personal- und Stromkosten erst wieder eingespielt werden muss. Daran sind bereits frühere Versuche gescheitert, Independent-Filme in das Programm des Forchheimer Kinos aufzunehmen.
In der nächsten Woche soll voraussichtlich das historische Filmdrama "12 Years a Slave" laufen. Doch es kommt darauf an, ob Redlin kurzfristig einen Saal dafür freihalten kann.
"Wir müssen spontan sein und hoffen, dass das anspruchsvollere Publikum den Weg in unser Kino findet", sagt Redlin. Sie empfiehlt Filminteressierten daher, auf der Homepage www.kino-fo.de den Newsletter zu abonnieren, um keine Kinovorstellung zu verpassen. "Ab Montag Mittag steht das Programm fest", so ihr Versprechen.
Mit der Resonanz zu "Blau ist eine warme Farbe", der am Dienstag- und Mittwochabend gezeigt wurde, ist das Team des Forchheimer Kinos zufrieden. Dank etwa 25 bis 30 Zuschauern pro Vorstellung konnte er die Vorleistung bereits wieder einspielen und soll daher diesen Samstag und Sonntag um 20 Uhr noch einmal gespielt werden.