Forchheimer Familientreff mit Rinderspacher
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Sonntag, 01. Juli 2018
Der SPD-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, fordert in Forchheim mehr Präsenz für demokratisches Gedankengut.
Der Besuch des Oppositionsführers der SPD im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, in Forchheim, geriet zu einem größeren Familientreffen. Im Currywoschd-Haus, wo sich Atila Karabag als Spitzenkandidat der Forchheimer Genossen präsentierte, gab es Geschichtsunterricht, der an Anschaulichkeit schwer zu überbieten sein dürfte.
Rinderspacher, der vor zwei Jahren radelnd die Königsstadt erkundet und der Radhersteller yt-industries und die Werbeagentur Bähr+frieds besucht hatte, erinnert sich noch gerne an die Kulturführung, die er damals genießen durfte. "Mit ist die großartige Geschichte und die wunderbare Kultur der Stadt deutlich in Erinnerung geblieben", beteuerte der Landespolitiker.
Neben der ausgezeichneten Lebensqualität, die Rinderspacher den Forchheimer attestiert, rühmt er die Wirtschaftskraft der Unternehmen, die er nicht nur im Namen Siemens sondern auch mit dem Begriff Medical Valley verbinde. Das bedeute Entwicklungspotenzial für die gesamte Region. Vor allem die geplante Dependance des Helmholtz-Institutes werde Forchheim voranbringen.
Verfolge Politik aus der Ferne
Mit Details zur Kreispolitik konnte der SPD Fraktionschef nicht aufwarten. "Ich verfolge die Kommunalpolitik aus der Entfernung und weiß, wo die Menschen der Schuh drückt, betont Rinderspacher, der in der Sanierung von Freibädern nicht nur einen touristischen Aspekt erkennt. Beim Thema Innere Sicherheit, so Rinderspacher, liege auch im Landkreis Forchheim einiges im Argen. Bei der Polizeiinspektion Forchheim seien statt 97 Beamten nur 79 im Dienst. "Das ist eine Unterdeckung von knapp 23 Prozent", rechnet der Sozialdemokrat vor. Bei der Polizei in Ebermannstadt liegt die Personaldecke um zwölf Prozent unter dem Plansoll und in Pegnitz fehlen 20 Prozent der nominellen Belegschaft.
Unterstützenswert findet der 49-jährige Fraktionschef der SPD die Sicherung der Schulstandorte. Ein weiteres Ziel, das es sich im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben hat, ist die Kostenfreiheit der Kinderbetreuung, die übrigens auch die Freien Wähler fordern.
Attila Karabag hat dem Landeschef mit auf den Weg gegeben, Landesmittel für die Sanierung des Forchheimer Rathauses locker zu machen. Ebenso brauche der Landkreis mehr Fördermittel für die Sanierung der Kreisstraßen. Ein weiteres Ziel von Karabag: Busse und Bahnen sollen für Schüler und Studenten kostenfrei werden.
Im historischen Teil seiner Rede aus Anlass der Ausrufung des Freistaates Bayern vor genau hundert Jahren erinnerte Markus Rinderspacher daran, dass sehr viel mehr von der Monarchie erhalten geblieben sei als von den Vorkämpfern der Demokratie. Eine Luitpold- und Leopoldstraße, eine Karolinger- oder Merowinger Straße zeuge von Geschichtsbewusstsein. Eine Karl Liebknecht oder Kurt Eisner Straße suche er in vielen orten vergeblich.
Fortschritte bewusst machen
Der SPD Fraktionschef erinnerte daran, dass in den hundert Tagen der Räterepublik im Freistaat Bayern mit der Einführung des Frauen-Wahlrechtes und einem Sozialministerium größere soziale Fortschritte gemacht wurden, als in den 50 Jahren zuvor. Es sei deshalb verwunderlich, dass der 8. November 1918, als die Räterepublik in Bayern ausgerufen wurde, kaum im Bewusstsein der Bürger sei. Zumindest im Jubiläumsjahr solle dieser Tag ein Feiertag sein, forderte Rinderspacher. Ebenso in Vergessenheit geraten seien die Verdienste von Wilhelm Hoegner, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Gabelsberger'scher Kurzschrift 23 Artikel für die Errichtung eines bayerischen Staates im Rahmen eines föderalistischen Systems vorgelegt habe. "Ein Plädoyer für die Demokratie", so Rinderspacher. Wirtschaftlicher Wohlstand, volle Kühlschränke und nahezu Vollbeschäftigung, das Leben in einer institutionalisierten abgesicherten Demokratie habe dazu geführt, dass nach den jüngsten Wahlen niemand eine Regierung vermisst habe. "Die Verwaltung funktioniert auch ohne Regierung", unterstrich Rinderspacher, der aber auch darauf hinwies, dass jeder achte Wähler anti-europäisch gewählt habe. Eine Tatsache, so der SPD Landeschef, die nachdenklich stimmen müsse.